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Bildungsreise
Rezension von Norbert Lüdtke zu
Thomas Freller Die Erfindung der Bildungsreise Thorbecke Ostfilder 2007 Pappband mit Umschlag 13x21,5 cm: 232 Seiten, 24 Textabb., Auswahl-Bibliographie
Unter Globetrottern ist es Konsens, dass Reisen mannigfach bildet. Wenn man es zuläßt, sammelt man beim Reisen nicht nur Erfahrungen, sondern es entwickelt sich ein tieferes Verständnis der Welt und seiner selbst. Stärken, Schwächen, Möglichkeiten werden täglich neu getestet. Das wußten auch schon die Altvorderen. Und so wurde zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert die »Bildungsreise« gepflegt. Keine Karriere ohne eine mehrjährige Reise durch Europa. Waren es anfangs eher Adlige, die auf eine »Grand Tour« gingen, so wandelte sich die Methode später zum erfolgreichen Modell aller Schichten, zunächst als »Cavalierstour« oder »Junkerfahrt«, dann als Bildungsreise und so auch als Vorläufer der Studienreise und des Bildungstourismus. Und so läßt sich durch die Geschichte ein roter Faden erkennen, der vom müßigen, neugierigen und bildungsbeflissenen Gentleman zum Globetrotter führt. Der Autor ist Historiker und gilt als Spezialist für die Geschichte des Mittelmeerraumes, er arbeitet als Dozent, Lektor und Publizist. Doch das vorliegende Buch ist keine akademische Untersuchung, die etwa den Wandel der Motive bloßlegen würde oder eine zeittypische Typologie entwickelt. Vielmehr hat der Autor das Publikum im Auge und suchte nach Exemplaren dieser reisenden Spezies, die vom Regelfall abwichen, sei es aus Wissendurst oder Abenteuerlust. Die hier vorgestellten Persönlichkeiten sind daher die Ausnahmen von der Regel: Bernhards von Hirschfelds Touren in Ägäis und Levante, Ahasverus von Lehndorffs zehnjährige Europatour, Otto Friedrich von der Gröben auf Korsarenschiffen … 18 Reisende werden vorgestellt, darunter mit Elisa von der Recke als einzige Frau.