Gürtel

Er hat Gurttel und daschen dahinden gelassen.
Er hat sein Gürtel verlohren.

Im Sprichwort steht der Gürtel für Hab und Gut 1) und im alten deutschen Rechtsgebrauch durfte nichts gepfändet werden, was jemand oberhalb des Gürtels trug (Kappe, Hut, Mantel, Messer), also das Überlebensnotwendige selbst für jemanden, der verstoßen wurde, den Outlaw.

Aus der indogermanischen Wurzel gherd für `flechten, winden´ leitet sich die (Weiden-)Gerte ebenso ab wie der Gürtel, weil Gerten zum (Weiden-)korb geflochten werden konnten und weil der einfachste Gürtel aus Stroh geflochten wurde und Armut symbolisierte 2). Den nahezu besitzlosen vedischen Wandermönchen wurde immerhin ein Grasgürtel zugestanden. Der Gürtel in seiner ursprünglichsten Form hielt keine Hose, sondern war eine Tragehilfe für den wichtigsten Besitz, für kleines und wertvolles Reisegepäck, für Messer, Trinkschale, Beutel, für Münzen im bîgürtel, in der Geldkatze. Die Endsilbe -el kennzeichnet typischerweise ein Werkzeug, also ein Gürtelgehänge mit Vorrichtungen zum Befestigen von Werkzeugen oder Waffen: »Sax und Leibgurt waren gleichsam „unzertrennliche“ Begleiter des wehrhaften Mannes.« 3). Zum Schmuck wurde der Gürtel erst später, durch die Schnalle oder durch sein Material (Metallbeschläge, Silbergürtel).

Den Gürtel anzulegen, sich zu gürten, bedeutet:

  1. der wichtigste Besitz wird am Körper gesichert;
  2. sein Träger ist vorbereitet zum Aufbruch;
  3. als Symbol der Kraft zeigt er die Wehrhaftigkeit seines Trägers an (Stärkegürtel).

1)
„Gürtel“, Deutsches Sprichwörter-Lexicon von Karl Friedrich Wilhelm Wander, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/Wander?lemid=G01562>, abgerufen am 17.08.2021.
2)
barvaets mit enen stro zele gegordet. 1370 ZRG.2 Germ. 28 (1907) 292
3)
s. S. 165 in: Martin, Max
Mit Sax und Gürtel ausgestattete Männergräber des 6. Jahrhunderts in der Nekropole von Kranj (Slowenien).
In: Bratož, Rajko (Hrsg.): Slovenija in sosednje dežele med antiko in Karolinško dobo. Začetki Slovenske etnogeneze. Slowenien und die Nachbarländer zwischen Antike und karolingischer Epoche. Anfänge der slowenischen Ethnogenese Bd. 1. Ljubljana 2000, S. 141-196 Situla; 39