Das Wort Kehr lebt für sich noch im Niederländischen und bedeutete `Wende´, während es im Deutschen nur noch zusammengesetzt erscheint als Umkehr, Rückkehr, Heimkehr, Einkehr, Wiederkehr, Verkehr sowie als bekehren, zukehren, abkehren und als verkehrt.
Die ursprüngliche Handlung drückt das Verb `kehren´ klar aus: man gibt einer Sache mit Nachdruck eine bestimmte Richtung 1), im übertragenen Sinne wird beispielweise jemand zur Umkehr bekehrt. Dieser gewaltsame Druck unterscheidet die Kehre vom Wenden als einer zwanglos schwingenden Bewegung.
Doch war die Kehr zuerst bei der Arbeit auf dem Acker das Wenden mit dem Pflug, weil das Zugtier zwar von selbst geradeaus die Furche zog, jedoch nur mit Nachdruck dazu gebracht werden konnte, an den Ackergewänden die Gegenrichtung einzuschlagen. Eine Fahrt über den Acker bestand also aus sich wiederhohlender Folge von Kehr und Widerkehr - ohne e, im Sinne von Gegenkehr (gibt es im Niederländischen als keer en teegenkehr). Beide Kehren sind eine Umkehr (engl. Return, franz. Retour, niederl. Terugkeer), aber nur die zweite ist eine Rückkehr.
Beim Reisen fallen daher Umkehr und Heimkehr nicht zusammen; denn dem Entschluss zur Umkehr muss die entschlossene Wende sichtbar folgen, während die Heimkehr die Folge davon ist.
Das Ziehen der Furche ist die ursprüngliche Bedeutung der Fahrt; das Wenden ist die ursprüngliche Bedeutung des Wanderns; jedoch verlassen beide den befriedeten Bezirk der Gemeinschaft und treten hinaus in den Zwischenraum. Umkehr und Heimkehr sind nicht gesichert.