»Alle reden vom Wetter, aber keiner tut etwas dafür.« Mark Twain
Klima und Wetter bilden zwei verwandte Betrachtungsweisen, die sich nur durch den Zeithorizont unterscheiden. Nord- und Südhalbkugel der Erde sind klimatisch voneinander getrennt, so dass deutlich abgrenzbare Klimazonen entstehen, die wiederum zu geographischen Besonderheiten führen wie beispielsweise Wendekreiswüsten, Tundra, Taiga. Wer dort unterwegs sein will, muss nicht nur die Kleidung anpassen (z.B. Khaki), sondern auch die Fähigkeiten seines Fahrzeugs den Anforderungen des Geländes.
Reisende verstehen unter Klima das durchschnittliche Wetter auf der Basis langzeitlicher Daten über Temperatur, Niederschlag und Wind. Zur Reiseplanung ist das Klima wichtiger als das Wetter, weil sich letzteres ja erst kurzfristig und nur für wenige Tage vorhersagen lässt. Ob das Klima im geplanten Reisezeitraum zu den Reisezielen und Reiseformen passt, sollte genau geprüft werden. Genau genommen gibt es keine »Beste Reisezeit«, da diese durch Interessen bedingt ist: ein Skifahrer sucht den Schnee, für den Reisemobilist sind gesperrte Pässe ein Hindernis. Der Kiter braucht ordentlich Wind, für den Strandurlauber genügt eine leichte Brise. Nur bei der Sonnenscheindauer sind sich wohl alle einig, daran gemessen fällt Deutschland ab November als Reiseziel aus, denn die Sonnenscheindauer halbiert sich zwischen September (40%) und November (20%), steigt aber auch im Sommer nicht über 40-46 % der astronomischen Sonnenscheindauer zwischen Sonnenauf- und untergang, da Hügel, Bäume, Bebauung als sogenannte Überhöhung ein Hindernis darstellen.
Folgende Kategorien eignen sich sich zur klimatischen Bewertung eines Reiseziels:
Horst Eichler
G. M. Giles
Sprachraum | Tiefdruck | Hochdruck |
deutsch | T | H |
englisch | L low | H high |
spanisch | B baja | A anticiclon |
französisch | D dépression | A anticyclon |
Menschen erleben das Klima als stabil, wenn es ihre Gewohnheiten nicht wesentlich beeinträchtigt. Das Klima ist jedoch nicht stabil, wenn es über Zeiträume von Generationen, Jahrhunderten oder Jahrtausenden betrachtet wird.
Als Kleine Eiszeit wird der Zeitraum von Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert bezeichnet; die Alpengletscher erreichten ihre größte Ausdehnung seit etwa 10.000 Jahren. Künstlerische Darstellungen vom Schlittschuhlaufen oder anderen Freizeitvergnügungen auf zugfrorenen Kanälen in den Niederlanden kennt man nur aus der Zeit zwischen 1565 und 1640. Ab dem dem Ende des 16. Jahrhunderts ist für rund 100 Jahre global eine kühlere Phase nachweisbar; seit etwa 1850 wird es wieder wärmer.
Die Ursachen können singulär sein wie etwa 1815 der Ausbruch des Vulkans Tambora bei Java und global wirken wie 1816 im „Jahr ohne Sommer“ oder sind planetar und solar bedingt wie der Abkühlungstrend seit etwa 6000 Jahren.
Dagegen bewirkte die mittelalterliche Warmzeit (Maximum auf der Nordhalbkugel zwischen 950 und 1250) einen Rückzug sowohl der Gletscher an Land als auch des Packeises im Nordatlantik. Dies begünstigte die Expansion der Wikinger, die Besiedlung von Island ab etwa 870 und der Küste von Grönland ab 986 mit rund 3.000 Menschen um 1300. Die Kleine Eiszeit beendete die Kolonisation Grönlands dann wieder.
Die mittelalterliche Warmzeit folgte der kleinen Eiszeit der Spätantike, die mit der Klimaanomalie 536–550 ihr Maximum erreichte und bis 660 anhielt. Vermehrte Naturkatastrophen und schlechtere landwirtschaftliche Bedingungen sind belegt, ein Einfluss auf die Migrationen der „Völkerwanderung“ von Norden nach Süden ist anzunehmen. Dass es vorher wärmer war, wird als Optimum der Römerzeit zwischen 100 und 500 n. Chr. bezeichnet.
Die Besiedlung Europas schließlich war erst nach dem Ende der letzten Eiszeit möglich, die ihr Maximum vor rund 20.000 Jahren hatte. Vor rund 7.000 Jahren war der Eisschild über Nordeuropa abgeschmolzen und öffnete neue Lebensräume, dagegen wurde die Sahara vor 5.000 Jahren zur Wüste, während sie vor 10.000 Jahren als grüne Steppe bewohnt war. Migrationen waren hier wie dort die Folge.
Behringer, Wolfgang
Frankopan, Peter