====== Stock und Stäbe ====== © ''[[wiki:luedtke_norbert|Norbert Lüdtke]]'', https://reisegeschichte.de, November 2020, etwa 130.000 Anschläge Ein guter Stock ist das beste Recept vor böse Hunde. K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon Seit frühester Zeit greifen Reisende bevor sie aufbrechen zu Stab und [[wiki:beutel|Beutel]], Hut, Sandalen und [[wiki:guertel|Gürtel]]. Mehr [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäck]] zeugt von Luxus, weniger weist auf Bettler oder Asketen hin; im hebräischen Altertum trug `Mann´ eben einen Stab (( 1 Mos 38:18)). Diese [[wiki:einfachheit|einfache]] [[wiki:ausruestung|Ausrüstung]] entspricht auch den Attributen der [[wiki:reisegoetter|Reisegötter]] wie etwa ''Hermes''. Den Wanderstab soll jedoch der Gott des Weines ''Bacchus'' eingeführt haben. Im alten germanischen Recht war nur derjenige voll geschäftsfähig, der sich »ungehabt und //ungestabt//« fortbewegen konnte. In der Neuzeit wurde dagegen der //Spazierstock// zum Symbol der bürgerlichen [[wiki:freizeit|Freizeit]], des Nicht-Arbeitens. In den heutigen städtischen Gesellschaften hat der Stab allerdings abgewertet und ist als //Krückstock// nicht erstrebenswert. Nur wer die Stadt verlässt, greift gerne zum (Teleskop-)stock fürs Wandern, für Nordic Walking, Skifahren, Trailrunning. In den Bergen oder im afrikanischen [[wiki:bush|Busch]] gehört der Stock dagegen zur Standardausstattung, dient stützend als drittes Bein, zum Tasten oder zur Abwehr. [[wiki: Stock und Stein|Stock und Stein]] sind die ältesten [[wiki:werkzeug|Werkzeuge]] und Waffen. Ungeformt liegen sie bereit. Erkennt man ihren Nutzen, so sind sie verfügbar. Mit dem Stein lässt sich schlagen; er verstärkt die Faust. Mit dem Stock lässt sich stoßen; er verlängert den Arm. Das können auch [[wiki:tiere|Primaten]]. Zeigt man im afrikanischen [[wiki:bush|Busch]] mit einem Stock auf einen Pavian, so zieht sich dieser zurück. Er versteht das Konzept und erkennt die Macht des Stocks. Löwen und Antilopen reagieren nicht so. * Siehe die **[[wiki:zeitleiste_staebe|Zeitleiste der Stäbe]]** ==== Die Anforderungen ==== Der Haselstecken ist ein Wunderding, er macht den Rücken geschmeidig und die Hände flink. K. F. W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon Aus einem Zweig lässt sich eine Rute anfertigen, aus einem Ast eine Keule, aus einem Haselnussstämmchen ein Wanderstock, doch alle bestehen aus //Handhabe// (Griff), //Schuss// (der gerade Teil) und //Zwinge// (Endstück, die Kapsel darauf engl. //ferule//). Dabei ist jeder Stab anders, wenn er optimal an seinen Zweck und seinen Nutzer angepasst ist, denn er * ist nicht schwerer als nötig; * hat die erforderliche Länge; * hat die nötige Festigkeit; * und einen sicheren Griff. Als natürlich zuhandene Ausgangsmaterialien dienen Zweige, Äste, junge Stämmchen, Wurzeln, Rohrstängel. Als **objektive Auswahlkriterien** lassen sich heranziehen: * Die //Form//: eher gleichbleibende Dicke, rutenartig dünner werdend oder keulenartig dicker werdend, knotig, mit Wurzel- oder Astansatz, Zwieselformen. * Der //Durchmesser//, denn die Größe der Hand bestimmt den Umfang des zu suchenden Stockes, also etwa bis zu 4 Zentimeter, bei Ruten weniger. Die Esche benötigt dazu 1-2 Jahre, Eberesche, Edelkastanie, Hainbuche 2 Jahre, Weißdorn 3 Jahre, Eibe 6 Jahre. * Die //Haptik//, also ein »handschmeichelnder« Griff, den harzige und narbige Hölzer nicht bieten, auch ausgeprägte Borke und anfälliges Splintholz stören. Geeignete //periderme Hölzer// ohne Borke mit glatter Rinde sind Buchen, Eberesche, Hainbuche, Haselnuss. * //Widerstandsfähiges Splintholz// haben Eibe, Esche, Edelkastanie, Hainbuche, Wacholder; Eiche dagegen nicht; die Splintholzarten - erkennbar an durchgehend gleicher Farbe - sind ungeeignet. * Die //Beständigkeit// gegen Sonne, Wasser, Handschweiß, Insekten. Als extrem witterungsbeständig gelten Edelkastanie und Wacholder. Wenig widerstandsfähig sind Linde, Buche, Esche. * Die //Dauerhaftigkeit// ist bei einer Holzart höher, wenn sie im Winter geschlagen wird; auch ist Astholz eines alten Baumes beständiger als das junge Stämmchen derselben Art ((''G. A. Fintelmann''\\ //Über Nutzbaumpflanzungen//\\ Horvath, Potsdam 1856)). * Die //physikalischen Holzeigenschaften// werden je nach Zweck unterschiedlich gewichtet:\\ Festigkeit, Zähigkeit, Elastizität, Härte, Abriebfestigkeit, Spaltbarkeit. Darüber hinaus basieren **subjektive Auswahlkriterien** auf Tradition, Symbolik, persönlichem Geschmack ((''Bürgy, Ingrid''\\ //Wohnung der Götter und Weltenbaum//\\ Der Baum in der germanischen Mythologie\\ in: Gercke, Hans (Hg.): Der Baum; S. 82-85)): * Die //Form//: Natürlich gewachsen oder geformt; idealtypisch oder mit Zwiesel und Knoten. * Die //Farbe// nach dem Schälen der Rinde: rot (//Eberesche//), weiß (//Haselnuss//), gelblich (//Buchs//), grau-gelb (//Esche//) wird bereits in der Bibel beschrieben ((1. Moses 30:37, je nach Übersetzung Pappel, Storax, Mandel, Platane, in jedem Fall weißes Holz)). * Eine hohe »//Lebenskraft//« wird vor allem immergrünen Pflanzen wie //Buchs, Eibe, Myrte, Wacholder// und Frühblühern wie //Weißdorn//, //Kornelkirsche//, //Schlehe// und //Esche// nachgesagt: »Wenn die Esche Knospen trägt, gibt's keinen Frost mehr.« ((K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon)) * Als besonders //schützend// erscheinen wenig blitzgefährdete Bäume wie //Eibe, Hainbuche, Hasel// ((''Ernst Stahl''\\ //Die Blitzgefährdung der verschiedenen Baumarten//\\ Fischer, Jena 1912)). * Besondere //pharmazeutische Eigenschaften// (als Gift, Medizin, Psychopharmaka) der stabliefernden Pflanzen zeigen beispielsweise //Buchs, Eibe, Wacholder//. ==== Die Auswahl der Holzart ==== Der beste Wanderstab ist der Buchstab. Peter Rosegger: Nixnutzig Volk, 1914 * //**[[https://www.rdklabor.de/wiki/Buchs,_Buchsbaum|Buchsbaumholz]]**// (Buxus sempervirens) für **Grabstöcke**, denn er hat das härteste europäische Holz. Bekannt sind 171.000 Jahre alte Grabstöcke, von Neandertalern hergestellt (( ''Biancamaria Aranguren'' etal.\\ //Wooden tools and fire technology in the early Neanderthal site of Poggetti Vecchi// (Italy)\\ In: PNAS. Vorab veröffentlicht am 5. Februar 2018, doi:10.1073/pnas.1716068115 )). Später wurden aus Buchs (engl. boxtree) auch "Büchsen" gemacht.\\ Der immergrüne Buchs gilt als Lebensbaum, er ist pharmazeutisch hochwirksam und giftig; die Pfeile ''Amors'' bestehen daraus. Er ist Attribut von ''Merkur'', war dem ''Hades'' und der ''Kybele'' geweiht.\\ Ersatzweise: //Eichen, Wacholder, Eschen//. * **Edelkastanie** (Castanea sativa, engl. chestnut) für **Pilgerstöcke**, denn das Holz ist äußerst witterungsbeständig, die Frucht ein Grundnahrungsmittel.\\ Die Kastanie steht in der christlichen Symbolik für Güte, Keuschheit und Stärke gegen die Versuchung; in der Antike war sie ''Zeus'' geweiht. * **Eberesche** (Sorbus aucuparia, engl. Rowan, auch: wayfarer's, [[wiki:baum_der_reisenden|traveler's tree]]) fürs Kälberquicken mit dem **Spieß** oder dem [[http://fwb-online.de/go/partholz.s.2n_1573745141|Partholz]], denn das Holz ist sehr dicht, hochfest mit hoher Elastizität.\\ Die Vogelbeere oder //Quitsche, Quecke,// `lebendig, schnell´ ist keine Esche, galt aber als **Lebensrute**, vermutlich weil sie im Frühjahr zu den ersten sich belaubenden Baumarten zählt und damit zum Symbol des Wiedererwachens nach dem Winter wurde.\\ ''Thor'' rettete sich mit Hilfe einer Eberesche aus dem Fluss, sie symbolisiert den Blitz ((`Eberesche´ < gall. eburos ‚Eibe‘ < idg. *erebʰ- ‚ dunkelrötlich, bräunlich‘ wegen der Rinden- und Beerenfarbe; für Werkzeugstiele, Schlitten, Baseballschläger, Billard-Queues, Wagnerei und Schiffbau: Maste, Bäume, Pinnen.)).\\ Ersatzweise: //Kreuzdorn, Weißdorn, Kranewittbir (Wacholder)//. * **[[https://www.rdklabor.de/wiki/Eibe|Eibe]]** (Taxus baccata, engl. yew) für **Spieße**, **Speere**, **Lanzen** und **Bögen**, denn das Eibenholz ist schwer und fäulnisresistent und vereint rotes, hartes, auf Druck belastbares Kernholz mit hellem, elastischem, auf Zug belastbarem Splintholz. Bekannt ist ein rund 120.000 Jahre alter Speer, mit dem Neandertaler jagten ((Ein 2,38 m langer Speer aus Eibenholz (»Lehringer Lanze«) bewies erstmalig, dass vor etwa 128.000 bis 115.000 Jahren Neandertaler mit Waffen jagten. »Dieser ist am dünneren Ende scharf zugespitzt und im Feuer gehärtet. Der Schwerpunkt liegt hinter der Mitte, was auf seine Verwendung als Stoßwaffe hinweist.«\\ ''Karl Dietrich Adam''\\ //Der Waldelefant von Lehringen – eine Jagdbeute des diluvialen Menschen//\\ Quartär 5, 1951, S. 79–92, [[http://www.quartaer.eu/pdfs/1951/1951_05_adam.pdf|pdf]]\\ //Die Lanze von Lehringen//, [[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-31969194.html|Der Spiegel 09.02.1955]]) )).\\ Odins Speer //Gungnir//, die Heilige Lanze des Römischen Reiches und die irischen Bischofstäbe bestehen aus Eibe ((''Griffin Murray''\\ //Insular-type crosiers: their construction and characteristics//\\ in: 2007, Making and Meaning in Insular Art: proceedings of the fifth international Conference on Insular Art, ed. by R. Moss, 79-94))\\ Die Eibe verbindet in vielen Kulturen Diesseits und Jenseits, hängt mit Tod und Wiedergeburt zusammen und ist vermutlich identisch mit dem Weltenbaum Yggdrasil aus der germanischen Mythologie (( ''F. Hageneder''\\ //Die Weisheit der Bäume//. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 2006, S. 198-205\\ ''E. Zürcher'' etal\\ Schweizerische Forstzeitschrift für Forstwesen 5/1998 (//Themenheft zur Eibe//). Schweizerischer Forstverein, Zürich, S. 313-327 //"Die Eibe in der Mythologie und Volkskultur"//)), sie war der heilige Baum der ''Hekate''. * **[[https://www.rdklabor.de/wiki/Esche,_Eschenholz|Esche]]** (Fraxinus excelsior, engl. ash) für die **Tragstange** (furca) der römischen Soldaten ebenso wie für Ballettstangen, denn sie liefert eines der wertvollsten hemischen Edellaubhölzer wegen ihrer Dauerhaftigkeit, Elastizität, Biegsamkeit, Festigkeit, Splitterfreiheit,\\ In der griechischen Mythologie das Holz für den Speer des Kentauren ''Chiron'', mit dem ''Achilles'' in der Schlacht von Troja ''Hektor'' tötete. In der germanischen Mythologie wird aus der Esche der Mann (Ask), aus der Ulme die Frau (Embla) gezeugt. Der Weltenbaum Yggdrasil ist eine Esche. * **Hainbuchen** (Carpinus betulus, engl. hornbeam) für **Spieße** ((http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=spieszstange)), denn sie liefert das dichteste Holz aller heimischen Nutzholzarten und ist nur schwer spaltbar: »Er ist von Hainbuchen, woran man die Schweinspiesse schäftet« ((K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon)).\\ Im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter ]] galt sie als das »Holz der weisen Frauen«, wohl weil die »Hagenbuche« als Hecke (Einfriedung) zur [[wiki:wildnis|Wildnis]] angebaut wurde und die Hagazussa (Heckenreiterin, Hexe) als [[wiki:grenzgaenger|Grenzgänger]] in diesem Bereich zuhause war. * **Haselnuss** (Corylus avellana, engl. hazel), junge //Haselstämmchen// (»Sommerlatte«) ergeben die qualitativ besten **Wanderstäbe**; auch der älteste erhaltene Abtstab des ''Germanus'' aus dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 8. Jahrhundert|8. Jahrhundert]] besteht daraus.\\ Ersatzweise: //Eberesche, Weißdorn, Esche, Wacholder//.\\ Wenn sie als Zwiesel geschnitten werden, sind sie auch die **zauberkräftigsten** Stäbe:// »Eine einjährige Haselrute, kurz vor Mitternacht geschnitten, kann unterirdische Metallvorkommen anzeigen«// ((''Eduard Hoffmann-Krayer''\\ //Handwörterbuch des deutschen [[wiki:aberglaube|Aberglaubens]]//\\ Gruyter 1974\\ Anleitung zum Herstellen einer Wünschelrute aus //Eberesche// in:\\ ''Adalbert Kuhn''\\ //[[https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10446272_00005.html|Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks]]//\\ ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie der Indogermanen\\ Mythologische Studien 1 Dümmler Berlin 1859; S. 205; Gütersloh : Bertelsmann, 1886)). Der Haselstecken muss geschält werden, damit sich keine Hexen zwischen Holz und Rinde einnisten können. Auch die germanischen Seherinnen besaßen solche Stäbe ((''Tacitus'', //Germania// )).\\ Ersatzweise //Eberesche// oder //Mistel//. ((''Richard Schröder''\\ Karl v. Amira, [[https://dlc.mpdl.mpg.de/dlc/view/escidoc:87700:2/single/442|Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik]] in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, Hrsg. von [Karl] G[eorg] Bruns .... Weimar: Böhlau. Bd. 30 (1909) S. 432 )). * **Kornelkirsche** (Cornus mas, `virga sanguinea´) für die römische Lanze //hasta sanguinea//, für **Knotenstöcke** und **Ziegenhainer**, denn das Holz des Hartriegelgewächses verwächst knorrig, ist sehr hart und so dicht, dass es im Wasser untergeht.\\ Die Knotenstöcke aus Ziegenhain bei Jena dienten seit dem [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] zuerst den Jenaer Studenten als Schlagwaffe (»Stenz«) und wurden dann auch zum Gruppensymbol ((''Thomas Hamilton Haddington'' (6th earl of)\\ //A Short Treatise on Forest-trees, Aquaticks, Ever-greens, Fences and Grass-seeds//\\ Edinburgh 1756\\ ''Helmut Henne, Georg Objartel''\\ //Bibliothek zur historischen deutschen Studenten- und Schülersprache//\\ Walter de Gruyter, Berlin 1984, 3165 S. )). * **Mispelholz** (Mespilus germanica, engl. medlar) für den baskischen **Makila**,\\ einen Kampfstock mit einer Spitze aus [[wiki:eisen|Stahl]], Metallhülse und einer Klinge im Griff ((''Antxon Aguirre Sorondo''\\ //Palos, bastones y makilas//\\ in: Cuadernos de etnología y etnografía de Navarra, nº 60 (1992), pags. 203-236\\ ''Ebeling''\\ //Die Basken und ihr Land//\\ Neues Hausbuch für christliche Unterhaltung, Band 6, Lang, München 1861\\ S. 32 ff; ausführliche Beschreibung solcher Stöcke S. 42-43: Zeichen werden noch am Baum hineingeschnitzt; das dicke Ende wird nach unten getragen )), wohl weil das Holz sehr hart ist und dennoch gut zu verarbeiten.\\ Ein Stock aus Mispelholz verjagt Zauberer ((''Siegfried Seligmann''\\ //Die magischen Heil- und Schutzmittel aus der belebten Natur: das Pflanzenreich//, Reimer, 1996, S. 215\\ Mispelholz hilft bei Entbindungen; ein Kreuz aus Mispelholz und Eisenkraut schützt das Kind in der Wiege; ein Mispelzweig im Stall schützt das Vieh.)). * **Myrtenholz** (Myrtus communis, engl. myrtle) für kurze **Spieße** ((http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=spieszstange)).\\ In ''Vergils'' //Aeneis// trägt die Kriegerin ''Camilla'' »selber den lykischen Köcher ... und den //Myrtenholzspeer der Hirten// mit eiserner Spitze« ((Vergil, Aeneis 7, 817, »pastoralem praefixa cuspide myrtum«)).\\ Die κεντριάδαι, Priester in Athen, trieben die Ochsen mit dem Rinderstachel (κεντρίζω, κεντέω) bei der `Dipolia´-Feier zum Altar ((Porphyrion de abstinentia 2, 30 )). Der Rinderstachel, Ochsenstecken, Ochsenspieß war ein robustes Werkzeug, das wiederholt als Waffe genannt wird. * **Schwarzdorn, Schlehe** (Prunus spinosa, engl. sloetree) für den keulenartigen **Shillelagh**. Über den Zeitpunkt der Blüte lassen sich Aussaat und Ernte bestimmen. Schlehdorn schützt vor Hexen und diente daher für Hecken. * Die verzwieselte Spitze junger **Tannen** mit deren Astansätzen (Querl) für Rührstäbe;\\ **Quirl** entstammt indogermanisch `tu̯er-1 ´, also `rasch drehen, wirbeln´. * **Wacholderbäumchen** (Juniperus) als **Knotenstock**:\\ Sein Wachstum ließ ihn als »Lebensbaum« erscheinen: immergrün, jung, kräftig, frisch, lebendig, daher auch: Quechholder, Queke; aus ihm bestand auch die Lebensrute der //Holda// (Frau Holle). Wacholderstäbe sind äußerst witterungsbeständig. »Vor einem Kranawetstrauch (Wacholder) soll man den Hut abnehmen, vor einem Hollerbüschen niederknien« ((K. F. W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon)). * **Weißdorn** (Crataegus, engl. hawthorn, quickthorn), denn das Holz ist sehr hart und elastisch. Er steht oft in der Nähe von Quellen, blüht weiß im Mai und manchmal ein zweites Mal im Dezember.\\ Wohl daher werden ihm schützende magische Kräfte zugeschrieben. Dem Mythos nach der Wanderstab des ''Joseph von Arimathäa'' ((''Claudia Schülke''\\ //Wilde Träume, starkes Herz//\\ FAZ 05.07.2019)). * Ahornbrett & Lindenbohrer, Efeubrett & Ulmenbohrer, Athragene (Waldrebe) & Lorbeerbohrer, Pappelbrett & Haselbohrer zum [[wiki:lagerfeuer|Feuerreiben]]; der Vorgang des **Feuerbohrens** //pyreia// mit Stock (trepanon) und Bogen wird von ''Theophrast'' und ''Plinius'' genau beschrieben ((''Wolfgang Habermann''\\ Brennstoffe im griechisch-römischen Ägypten (und darüber hinaus) I: Brennholz\\ in: "... vor dem Papyrus sind alle Gleich!":\\ papyrologische Beiträge zu Ehren von Bärbel Kramer (P. Kramer)\\ Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete, Beiheft 27\\ Hg.: Raimar Eberhard, Holger Kockelmann, Stefan Pfeiffer, Maren Schentuleit\\ Walter de Gruyter, 2009, S. 32-71, hier: S. 57, Fußnote 62\\ ''Frank Trommer, Angela Holdermann'' \\ //Der Feuerbohrer — Reibung, Ritus, Religion// \\ in: Experimentelle Archäologie in Europa 14 — Bilanz 2015, Unteruhldingen 2015, S. 93-100: Nachbau und Test eines pharaonischen Feuerbohrers )) Die Namen von Kornelkirsche, Hasel, Esche und Mistel verweisen mit ihrer indogermanischen Sprachwurzel auf ein Alter von mindestens 3.000 Jahren ((Helmut Genaust\\ Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen\\ Basel : Birkhäuser, 1983. S. 12)). Tatsachenerfahrungen wurden leichter tradiert, wenn sie in Geschichten weitergegeben werden konnten. Das Wissen zu speichern war Sache von Druiden oder weisen Frauen. ((''Max Höfler''\\ //Volksmedizinische Botanik der Germanen//\\ Quellen und Forschungen zur deutschen Volkskunde Band 5\\ Ludwig, Wien 1908\\ ''Stefan Steinbrecher''\\ //Der Baum in der altwestnordischen Literatur//\\ Masterarbeit an der Universität Wien 2018 [[http://othes.univie.ac.at/50904/1/53482.pdf|pdf]]\\ ''M. Beuchert ''\\ //Symbolik der Pflanzen//\\ Insel Frankfurt am Main 1995\\ ''S. Fischer-Rizzi''\\ //Blätter von Bäumen//\\ Hugendubel München 1993 \\ ''H. E.Hengel''\\ //Heilpflanze Baum//\\ Orac Wien 1987\\ ''D. Laudert''\\ //Mythos Baum//\\ BLV München 2003\\ ''Vincenz Jacob von Zuccalmaglio''\\ //Die deutschen Volksfeste, Volksbräuche und deutscher Volksglaube in Sagen, Märlein und Volksliedern ...//\\ Bädeker , Iserlohn u. Elberfeld 1858, [[http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10002288-4 |Digitalisat]] S. 148 ff. »Heilige Sträucher und Bäume)). Umfangreiche vorwissenschaftliche Erfahrungen wurden in der Kultur verankert als Vorstellungen über die spirituelle »Kraft«, in Erzählungen und Mythen. So oder so: Die technische Analyse oder das Anwenden traditioneller Methoden führen zu ähnlichen Ergebnissen. === Das Anfertigen === Guter Spiess will auch einen guten Stiel. K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörterlexicon ... Geeignete Äste oder Stämmchen suchen, also ohne Astansätze und rißfrei, mit oder ohne Knorren, Knoten oder Zwiesel. Entrinden und die Bastschicht entfernen, das Kernholz nicht verletzen. Im Griffbereich ist ein verbleibender Durchmesser von maximal etwa 2-4 cm nötig, für die Länge etwa Schulterhöhe, kürzer schneiden kann man später. Mindestens ein Jahr trocken und flach liegend lagern, über Wasserdampf formen. Schließlich in gewünschter Länge schneiden (im Griffbereich muss der Durchmesser handgerecht sein), polieren, ölen, wachsen und am dünneren Ende mit einer metallenen Spitze, Kapsel oder Rohrstück gegen Abnutzung schützen; siehe auch: * [[https://www.woodcarvers.org|woodcarvers]] * Stockmachermuseum [[http://www.lindewerra.de/index.php?id=25|Lindewerra]] seit 1980 * //Der Spazierstock mit Geheimnis//. Die unglaubliche Welt der Systemstöcke.\\ Sonderausstellung im [[https://www.spielzeug-welten-museum-basel.ch|Spielzeug Welten Museum Basel]] vom 18. April 2020 bis 4. Oktober 2020 * ''Georg von Viebahn''\\ //Amtlicher Bericht über die Industrie-Ausstellung aller Völker zu London im Jahre 1851.//\\ Band 3: VIII, 864 S. Berlin 1853: Decker. § 142 Die Stöcke S. 558–568 ==== Typologie 1 - Die Mechanik ==== === Einteilige kraftschlüssige Stabwerkzeuge === ^ Krafteinleitung ^ Handlung ^ Eigenheit ^ Primär-Werkzeug ^ Beispiel ^ | Zug | Furchen | Haken ^ Grabstock | Wühl-, Furchen-, Pflanzstock | | Zug | Führen | Krümme ^ Krummstab | Hirtenstab | | Zug | Tragen | Biegemoment ^ Tragstange |Alpenstange, Tragjoch | | Zug & Druck | Tragen | Gleitreibung ^ Kufe | [[wiki:schleife|Stangenschleife]] | | | | | | | | Druck, stat. | Stützen | Festigkeit ^ Krücke | Wanderstab, Hagelstecken\\ Berg-, Spazierstock | | Druck, dyn. | Stoßen | Härte, Form ^ Stange | Stecken| | Druck, dyn. | Stechen | Spitze ^ Spieß | Partholz, Rinderstachel\\ Ochsenstecken | | Druck, dyn. | Stechen | Doppelspitze ^ Gabel | Furca | | Druck, dyn. | Stechen | Dreifachspitze ^ Dreizack | Heugabel| | | | | | | | dynamisch| Schlagen | Masse ^ Keule |Mörserkeule \\ Knoten-, Schlagstock\\ Knüttel, Knüppel, Prügel | | dynamisch| Schlagen | Elastizität ^ Rute | Lebens-, Zuchtrute| | dynamisch| Werfen | Auftriebsform ^ Wurfholz | Lagobolon, Bumerang | | dynamisch| Werfen | Flugform ^ Wurfspieß | Hasta| === Zusammengesetzte kraftschlüssige Stabwerkzeuge mit Schaft === //Der auf seine Handhabe reduzierte Stab// kann zum Träger eines neuen Werkzeugteiles werden; allerdings eignen sich auch Knochen als Schaft, so dass diese Idee nicht stabimmanent ist. Der Stab wird durch das Schäften zum kurzen Griff oder zum langen Stiel. Diese Techniken entstanden in einer späten Phase des Altpaläolithikums, werden jedoch hier nur angedeutet und nicht weiter betrachtet. Technisch gesehen ist dies eine schöpferische Leistung im Sinne einer Erfindung, da etwas Neues entsteht, mit dem sowohl bekannte Ziele effektiver erreicht werden als auch neue Ziele erreichbar werden.\\ Zusammengesetzte Werkzeuge setzen //Fügetechniken// voraus, also Zusammensetzen, An- und Einpressen, Umformen, Kleben, textiles Fügen, die für die beabsichtigte Kraftübertragung ausgelegt sind.\\ Die Bedeutung dieser Erfindungen für die Menschen ist erkennbar, da diese Werkzeuge zu Kultgegenständen und Attributen von Göttern aufgewertet wurden. ^ Krafteinleitung ^ Handlung ^ Vorform ^ Schaft plus ... ^ Werkzeug ^ | Zug| Furchen| Grabstock| Spitze ^ Sauzahn| | Druck & Zug| Schneiden | | Klinge ^ Messer, Schaber, Kratzer| | | | | | | | dynamisch| Werfen | Spieß| Spitze ^ Speer | | | | | | | | dynamisch| Schlagen | Grabstock| Gabel, Keil ^ Hacke| | dynamisch| Schlagen | Keule| Klotz ^ Hammer | | dynamisch| Schlagen | | durchbohrter Keil ^ Axt| | dynamisch| Schlagen | | Keil ^ Beil| === Formschlüssige Stab-Werkzeuge (Informationstechnik) === Kraft ist bei diesen Werkzeugen nur Mittel zum Zweck, denn in erster Linie wird Information erzeugt, gespeichert oder weitergegeben. Das Vergleichen ist die Vorstufe des Messens. Die Lehre speichert Information. ^ Krafteinleitung ^ Handlung ^ Eigenheit ^ Primär-Werkzeug ^ Beispiel ^ | Formschluß| Tasten| Abstand ^ Stock| (Blinden-)stock| | Formschluß| Vergleichen| Länge^ Richtscheit| Schieblehre, Lineal| | Formschluß| Vergleichen| Länge^ Strickholz | Netze | | Formschluß| Führen (Lehre)| Form^ Leitholz, Seilerlehre| Warbelholz, Lochstab| | Formschluß| Führen (Modell)| Bogenradius^ Lehrgerüst | Bau, Archit.| === Form- und kraftschlüssige Stab-Werkzeuge (Energietechnik) === Kraft dient hier dazu, Energie über einen //Stab als Welle// zu übertragen und durch Energieumwandlung etwas Neues zu erzeugen: Butter, Feuer, [[wiki:loch|Löcher]], Töpfe. »Die verschiedenen Formen von Spindel samt Behelfen zur Rotation werden, ohne Spitze versehen, ausnahmslos auch zur Feuererzeugung verwendet.« Die einfache Spindel erscheint als Quirl und Drehstab. ((''Walter Hirschberg''\\ //Technologie und Ergologie in der Völkerkunde.//\\ Band 1: 321 S. Berlin 1966: Reimer. S. 166)) ^ Krafteinleitung ^ Handlung ^ Eigenheit ^ Primär-Werkzeug ^ Beispiel ^ | Drehmoment | Rühren | Form ^ Quirl | Butterstab | | Drehmoment | Reiben | Härte, Form ^ Drehstab auf Unterlage| pramantha | | Drehmoment | Reiben | Härte, Form ^ Drehstab mit Bogen | (Feuer-)bohrer ((ahd. [[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=nabager|naba-gēr]] `Nabenbohrer´))\\ Nabastock | | Drehmoment | Hebeln | Hebelgesetze ^ Stange mit Drehpunkt | Brechstange,\\ Wippe, Waage | | Drehmoment | Antreiben| Welle ^ Stab-Rad| Töpferscheibe| | Druck, Zug,\\ Drehmoment | Übertragen | Skelett-\\ bauweise ^ Felge, Speiche, Nabe | Schöpfrad\\ > Wagenrad | **Speichenräder** wurden in der Bronzezeit entwickelt. Die Idee dahinter ist sehr komplex, denn das (massive und biegesteife) Einscheibenrad wird zerlegt in ein Tragwerk aus Druck- und Zugstäben. Die Felge als äußerer, druckbelasteter Ring steht im Kräftegleichgewicht über die (biegeweichen) Speichen als innere, zugbelastete Träger, deren Kräfte über die Nabe als Druckstab ausgeglichen werden. Das Produkt ist widerstandsfähiger als seine Bauteile und dabei erheblich leichter als das robuste Einscheibenrad. Es gewinnt sozusagen durch »maximale Entmaterialisierung« und wird zum Skelett. ((''Christoph Palmen''\\ //Konstruktionen des Leichtbaus. Das Prinzip Speichenrad.// Diss. Universität Kassel 415 S. Berlin 2017: Reimer. [[https://d-nb.info/1132824869/04|Inhalt]] )) === Formschlüssige Stabachse-Rad-Werkzeuge (Transporttechnik) === Kraft dient hier dazu, schwere Massen zu bewegen, indem der //Stab als [[wiki:Achse|Achse]]// den Energieaufwand verringert, weil der Widerstand durch Rollreibung geringer ist als der bei Haftreibung. Dabei kann die Achse stillstehen, während sich die Räder auf ihr drehen oder sie wird zur drehenden Achse mit starr verbundenen Rädern. Letzteres vermindert die Gleitreibung. | | Ziehen & Schieben| Rollreibung ^ symmetrische Stange | Walze | | | Ziehen & Schieben| Rollreibung ^ Achse mit Rad | Stangenschleife mit Rad\\ [[wiki:karre|Schubkarre]] | | | Ziehen & Schieben| Rollreibung ^ Eine Achse mit 2 Rädern | [[wiki:karre|Karre]] | | | Ziehen & Schieben| Rollreibung ^ Zwei Achsen mit 4 Rädern | [[wiki:wagenbau|Wagen]] | ==== Schilfrohr, Steckenkraut und Rohrstock ==== Daß die wichtigsten Dinge durch Röhren gethan werden. Beweise ernstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und unser Schießgewehr, ja was ist der Mensch anders als ein verworrenes Bündel Röhren? Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799) Sudelbuch E Der natürliche Rohrstock pseudoverholzender Gewächse heißt in vielen Sprachen //cane// (engl.), //canne// (frz.), //canna// (lat.) bis hin zur indogerman. Wurzel //kanna//. Erstaunlicherweise hat er in den semitischen Sprachen ebenfalls die Wurzel q-n ((ebl. ga-nu-wu, ga-nu-um, qanûm, akk. qanû, ug. QNY, gnh, pun. qnh, he. qānæh, aram. qanjā, ar. qana(n) aus: ''Mohammad Ali Hajouz'' \\ //Der Wortschatz der Ebla-Texte// \\ Morphologische und lexikalische Analyse\\ Diss. Universität Jena 2013, hier S. 554f.)) immer als `Rohr, Schilfrohr´ und verweist damit auf ein sehr hohes Alter ((''Isaac Mozeson''\\ //The Word//\\ The dictionary that reveals the Hebrew source of English\\ SPI Books, New York 2015, hier S. 40 `cane´)). Dem entspricht griechisches calamos mit indogermanischer Wurzel und lateinisches arundo, für das altägyptische Entlehnung möglich erscheint (arum > Aronstab). Ein solches Rohr unterscheidet sich vom Stock durch besondere Eigenschaften, denn: * es ist besonders leicht und eignet sich dadurch besonders als Krücke für Schwache; * es ist hohl, also kann darin etwas versteckt und transportiert werden; * die Knoten unterteilen das Rohr in regelmäßige Abschnitte; * die Rohrabschnitte können als Trinkgefäß oder Flüssigkeitsbehälter `Kanne´ genutzt werden; In den Trockengebieten zwischen Marokko und Zentralasien gibt es keinen Bambus. Dort eignen sich die Stängel der Steckenkräuter (Ferula, z.B. Riesenfenchelstängel) als leichte Stäbe, da sie recht stabil sind, extrem leicht und bis zu vier Meter lang. Genutzt wurden sie als Stütze (Jes. 36:6), Tischbein, Messstab (Off. 11:1, 21:15,16), Behälter, getrocknet und eingeweicht zum Flechten, als Zuchtrute und Spielwaffe, als Räucherware und Medizin. In Abbildungen deuten gerader Wuchs und Rohrknoten auf solche Stäbe. In Indien, wo Sprecher indogermanischer Sprachen auf den unbekannten Bambus trafen, übernahmen sie aus einer Mundasprache den Begriff [[wiki:dandin|Daṇḍa]] für Stock, behielten aber वैतस vaitasa für den Rohrstock, weil sich beider Eigenschaften grundsätzlich unterschieden. ==== Systemstöcke ==== » ... der Erfindung des Mechanikus Eckler in Berlin, war; denn [der Reisestock] enthielt erstens: sich selbst, nämlich einen Reisestock; zweitens: nochmals sich selbst, einen Malerstock; drittens: nochmals sich selbst, einen Meßstock; viertens: nochmals sich selbst, ein Richtscheit; fünftens: nochmals sich selbst, ein Blaserohr; sechstens: nochmals sich selbst, ein Tabakspfeifenrohr; siebentens: nochmals sich selbst, einen Angelstock; darin aber waren noch ein Stiefelknecht, ein Barometer, ein Thermometer, ein Perspektiv, ein Zeichenstuhl, ein chemisches Feuerzeug, ein Reißzeug, ein Bleistift und das Brauchbarste von allem, eine approbierte hölzerne Hühneraugenfeile, angebracht; das Ganze aber war so eingerichtet, daß man die Masse des Inhalts durch den Druck einer Feder aus diesem Stocke, wie aus einer Windbüchse, seinem Feind auf den Leib schießen konnte. Clemens Brentano Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter, 1817 Die Komplexität des Werkzeugs nimmt zu, wenn der Stab nurmehr zum Schaft oder Stiel wird, also zum Werkzeugträger für etwas. Den einteiligen Stab gedanklich in seine drei Teile zu zerlegen und neu zu erfinden, führt letztlich zum »Systemstock« als [[wiki:multitool|multifunktionalem]] [[wiki:werkzeug|Werkzeug]], als Stock »mit Seele«, dessen »Innenleben« etwas verbirgt und oft zur Waffe wird wie etwa * //Canne de Combat// (Fechten mit dem Spazierstock, franz. la canne) * //Makila// (bask.) * //Stockdegen// * //Zulfikar// (arab.) ===== Die Gestalt der Stäbe ===== Für die nachfolgende Typologie von Stöcken und Stäben findet sich in der Fachliteratur kein Anknüpfungspunkt und so ist dies der vielleicht erste Versuch einer systematischen Analyse dieses Gegenstandsfeldes. Dieser Versuch fokussiert auf Stöcke, die dem »Wesen« des Stabes als Werkzeug und Waffe entsprechen, indem sie tragbar sind und die mechanischen Grundfunktionen (s. Typologie 1) ermöglichen: Stützen, Schlagen, Stoßen; die meisten solcher Stäbe reichen bis in Brusthöhe, plus minus einem halben Meter und lassen sich bequem mit der Hand umfassen. Überlange Stöcke (z.B. Lanzen wie die //hasta sanguinea//), überschwere (z.B. Mast), kurze (z.B. Zeigestab) und ortsfeste (z.B. Pfosten, Stangen wie das //pilum murale//) bleiben hier unbeachtet. Entwicklungsgeschichtlich sind Stöcke und Stäbe wesentlich durch die natürlichen Eigenschaften und Wuchsformen verholzender (Bäume, Sträucher, Stauden) und pseudo-verholzender (Steckenkräuter, Bambus) Gewächse bestimmt. Es ist daher anzunehmen, dass die frühe Nutzung von Stäben durch //»function follows form«// geprägt wurde, gefolgt von einer durch die Erfahrung geprägte Optimierung natürlicher Formen und spielerisch erprobter Zweckentfremdung (»exaptation«), bevor es zu Erfindungen wie der Schäftung kam, bei dem sich technisches Denken in //»form follows function«// spiegelt ((''Ronald A. Finke, Thomas B. Ward, Steven M. Smith''\\ //Creative Cognition//\\ Theory, Research and Applications.\\ MIT Press, Cambridge 1996.)).\\ Dabei können Knochen, Hörner und Geweihstangen Vorbild nicht nur für Formen geliefert haben, denn was sich mit einem Gehörn alles bewerkstelligen lässt, zeigen wilde Tiere dem Beobachter kämpfend, im Boden wühlend, stoßend und reibend.\\ Mineralstäbe gibt es in Form von //Fulguriten//, zerbrechlichen glasartigen Blitzröhren, die im Sand durch Blitzeinschlag entstanden. Auch manche Minerale (insbesondere Quarzite und Calcite) können stabähnliche Kristalle bilden wie etwa Bergkristall. Daher spiegelt sich in der Typologie die Annahme, dass diese Stöcke und Stäbe im Laufe der Zeit vielfältiger wurden, weil neue Entwicklungsstufen hinzukamen, nämlich: - //Natürliche Wuchsformen:// Beim Verwenden eines Werkzeugs lehrt die Erfahrung, dass bestimmte Formen sich für einen Zweck besser eignen als andere, also werden Schößlinge, Zweige, Äste, Stämmchen gesucht, die durch ihren Wuchs besser geeignet scheinen als andere. - //Gestaltete Wuchsformen:// Der Wuchs lässt sich beeinflussen durch die Umgebung, durch Licht und Schatten, durch Binden, durch Pflege - so, wie dies Baumschulen praktizieren. - //Geformte Stäbe// durch Wässern und Biegen, Härten im Feuer, schnitzen, geformte Handhabe. - //Ergänzte Stäbe// mit zusätzlichen Komponenten und anderen Materialien wie Knochen, Leder, Steine, Kristalle, Metallspitze, Schlaufe, Bleche; das erfordert Kleben, Flechten, Nähen, Nageln ... - //Konstruierte Stäbe//, also mehrteilig mit Holz und Metallkomponenten, die Naturformen nachahmen, sich dabei jedoch von ihrer ursprünglichen Funktion entfernen, diese allenfalls noch symbolisch zeigen. ==== Typologie 2 - Die Formen ==== ^ Kategorie ^ ^ Kennzeichen ^ ^ Beispiele ^ Bezüge ^ | ^ oben ^ Schuss ^ unten | | | ^ Wuchsform ^ 1 ^ n ^ 1 ^ ^ ^ | **Stange**\\ lat. pertica | | gerade | |ḫaṭṭu, šibirru |Babylons Könige | | **Spieß**\\ lat. stimulus| | gerade | 1-spitzig | Partholz, Schweinespieß | Viehhirten\\ ind. Lokapala | | **Rohrstock**\\ lat. ferula | | hohl, Knoten\\ regelmäßig| | Thyrsos, Narthex\\ Ferula, Kerykeion | Bacchus, Dionysos\\ Papst, Patriarch | | **Rute**\\ lat. ferula | | biegsam, dünn | | Gerte, Zuchtrute\\ Lebensrute|Ruprecht, Perchta\\ Nerthus, Herta | | **Knotenstock** | verdickt | ungleichmäßig | | Stenz\\ Ziegenhainer | [[wiki:wanderbursche|Wanderburschen]]\\ Studenten | | **Keule**\\ lat. fustis | | dicker werdend | verdickt |Kolben, Shillelagh\\ Knobkierie | ind. Lokapala\\ [[wiki:der_wilde_mann|Wilder Mann]],\\ phön. Melkarth,\\ Baal, gr. Herakles\\ heth. Berggötter| | ^ ^ bearbeitet ^ | | | | **Keule**\\ lat. pilum| dicker werdend | Griff mittig| dicker werdend | Mörserkeule\\ [[wiki:vajra|vajra]] (Donnerkeil)| ind. Lokapala\\ Zeus, Salii, Silvanus\\ Ritus `pilo ferire´| | | | | | | | ^ Zwieselformen ^ n ^ 1 ^ n ^ ^ ^ | **Grabstock** | | ungleichmäßig | ᴧ-Form |spitzer Haken |Jäger & Sammler | | **Lagobolon** | | dünner werdend | ᴧ-Form\\ verdickt| Pan, Wurfstock, Amtsstab| etrusk., griech. | | **(Ast-)gabel**\\ lat. furca | | | ∪-Form | Heu-, Mistgabel | phön. Moloch | | **Dreizack**\\ lat. tridens \\ gr. θρῖναξ | | | Ψ-Form |ind. Trishula | ind. Lokapala, ägypt. Serapis\\ gr. Poseidon, Triton, röm. Neptun | | **»Blitz«**\\ lat. fulmen, fulgur| | Astform | ℘\\ gezwirbelt |Vorform für Caduceus | etrusk. Turms\\ Blitzsymbol | | **Wünschelrute**\\ lat. virgula divina | | | Y-Form | | | | **???** | r-Form | | | Kultstab ((Krauskopf: Krummstab Abb.8)) | Etrusker | |**Schächerkreuz** | Y-Form | | | Tragstange\\ Furca, Deichsel | Legionäre| | | | | | | | ^ Krummstäbe ^ gebogen ^ ^ ^ ^ ^ | **Heqa**-| ∩-Form | Versatz| | Hekat-Zepter|Pharao, Magier | | **Krümme**\\ lat. curvatura |∩-Form | | | Gamlu(m) | akkad. Könige, Exorzist| | **Hirtenstab**\\ lat. virga, pedum\\ baculum pastorale | ∩-Form | | | Auet-Zepter | Pan, Faunus, Thaleia, Hirten\\ Abt, Bischof| | **Volutenstab**\\ | ∩-Form\\ spiralig | | | | Abt, Bischof| | **Baselstab** | ∩-Form | |3-spitzig | Baslerstab|Bischof | | | | | | | | | **Lituus ** | | |∩-Form\\ spiralig | Kalmuš\\ Lituus | Hethiterkönig\\ Etrusker, Auguren\\ röm. Könige | | | | | | | | ^ Stab mit ^ Erweiterung ^ ^ ^ ^ ^ | **Tau-Stab**, lat.\\ crux commissa | T-Form | |gegabelt| Was-Zepter\\ ägypt. Kreuz|Pharao, Antonius\\ Eremiten | | **Henkel**\\ lat. crux ansata | Anch-Aufsatz | | | kopt. Kreuz | kopt. Christen | | **Kugel**| O-Aufsatz | | | Zepter | röm. Herrscher\\ scipio eburneus | | **Kugel**| | |O-Ende| Streitkolben| | | **Knoten** | 1 | | |verbindender Nodus | | | **Knoten** | | min. 3 | | Rohrstock | Ferula, Bambus | | **Eisenspitze** | | |1-spitzig | Speer| | | **Ferule** | | | Metallkapsel | | | | | | | | | | ^ Stab mit ^ Halbkreis-Kreis ^ ^ ^ ^ ^ | **Sichel** | ∪-Aufsatz | | | Mondsichel | Hekate | | **Schlangen**\\ Mond-Sonne| ∪ auf o\\ ∪ auf oo | | | Was-Zepter, Caduceus\\ Kerykeion, Dikanikion|Hermes, Äskulap\\ Patriarch | | | | | | | | | **Dreieck** | ∇-Aufsatz | | | Hacke `marru´? | babyl. Marduk, Schäfer | | **Korb** | | Metall/Bronze | |Seiðr-Stab | germ. Seherinnen völva | | | | | | | | ^ Attribut ^ ^ ^ ^ ^ ^ | **Bänder**, Tuch| | | | Pannisellus, sudarium |Bischof-, Abtstab | | **Laub** & Zweige | | | |Efeu, Wein | gr. Apollon, Bacchus\\ röm. Fidius| | **Pinienzapfen**| | | | Thyrsos | gr. Dionysos| | **(Seil-)Ring** | | | | kippatu | babylon. Stadtgott\\ Bel-Marduk mit Ring & Stab hattu | | | | | |daNDapAza | Stab danda & Seil von Yama, hind. | | | | | |petîlāh | Seil & Stab/Siegel\\ hôtām, hebr.\\ Hira, Judas | | **Vogel** | | | | | röm. Fidius, Juno | ==== Zwiesel und Knoten ==== Stämmchen oder Äste, die nicht gerade gewachsen sind, ermöglichen neue Werkzeuge, etwa als zwei- oder dreizinkige Gabel (ahd. //gaffel//, lat. //furca//) für Heu ((''Ymär Daher''\\ //Die volkstümlichen landwirtschaftlichen Geräte// [Textbd.], Agricultura Anatolica, Societas Orientalis Fennica, Helsinki 1970 & 1971 [Bildband])) oder für Wünschelruten, als Tragstange oder Folterinstrument ((''Hermann Ferdinand Hitzig'': //Furca//\\ In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE)\\ Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 305–307)). Solche gestörten Wuchsformen heißen allgemein Zwiesel (z.B. im 12. Jh.: furca zvisela, furgca haggo vel zuisilla). V-förmige Gabelungen sind instabil und neigen zum Spalten; U-förmige Zwiesel sind stabil. Solchen Gabelformen wurden oft magische Eigenschaften zugeschrieben, vielleicht weil die Gabel als abstrakte Form des menschlichen Körpers erscheint wie das chinesische Zeichen 人 rén für Mensch. Solche Vorstellungen spiegeln sich in Bezeichnungen wie //Alpruthen// oder niedersächsich //Marentakken//. So wird die krüppelig wachsende und immergrüne Stechpalme zwar sachlich zum //Zwieseldorn//, englisch aber zum //Holly-tree// (Baum der Frau Holle), dänisch zu //Maretorn//. Auch die immergrüne Mistel wächst wild als Zwiesel, ist pharmazeutisch wirksam und zeigt im Volksmund als Albranke, Donnerbesen, Druidenfuß, Hexenbesen ebenfalls den Glauben an übernatürliche Kräfte (( Tristan spranc enwec zehant:\\ eine zwisele hiu er an die hant,\\ daz die dâ furke nennent,\\ die die furkîe erkennent.\\ doch ist niht sunders an den zwein:\\ furk unde zwisele deist al ein\\ ''Gottfried v. Straszburg'' //Tristan// 2938 B)).\\ //Hexenbesen// (auch: Donnerbesen) sind buschartige Wucherungen von kurzen, dünnen Zweigen an Bäumen, die an die früher gebräuchlichen Reisigbesen erinnern. Meist durch Schlauch- oder Rostpilze wie Taphrina-Arten verursacht, zeigen sich solche Phänomene besonders an Birken (mit T. betulina), Kirschbäumen (T. Cerasi), Pflaumenbäumen (T. insititiae), Hainbuchen (T. Carpini), Erlen (T. epiphylla), Berberitzen (Aecidium magelhaenicum), Akazien (Uromyces). Der [[wiki:begriff|Begriff]] »Knoten« wird mehrdeutig verwendet. Beim Knotenstock ist der Knoten eine natürliche Verwachsung, die sich als Verdickung zeigt. Als Knoten wird aber auch der Übergang des Stabes zur Wurzel oder des Astes zum Stamm bezeichnet. Botanisch korrekt werden mit Knoten (engl. //node//) die Stellen am Rohrgewächs bezeichnet, an denen die Blätter sprießen und die sich als ringförmige Verdickung zeigen. Solche auf Abbildungen von Stäben dargestellte Knoten können also auf ein natürliches Rohrgewächs hinweisen oder sie erinnern an ein solches, indem sie tradiert sind, dekorativ oder als verbindendes Element konstruktiv bedingt sind. ==== Mehrdeutigkeit der Formen ==== Diese Typologie differenziert nach den //Formen// des Stabes, daher zeigen sich ursprüngliche Eigenschaften des Materials oder der Kräfte nur angedeutet oder indirekt. Äußerlichkeiten wie Krümme oder Knoten lassen ursprünglich auf ein biegsames Material oder ein hohles Rohr schließen, sie können jedoch auch konstruktiv bedingt sein, etwa indem eine Krümme auf ein Rohr aufgesetzt wurde. Griechischer Kerykeion ((''Franz Beotzkes''\\ //Das Kerykeion//\\ 32 S., Diss. Münster 1913 mit der Vorbemerkung: »Das hier gedruckt Vorliegende ist einer Abhandlung über antike Stabsymbolik entnommen, die als Ganzes voraussichtlich im Laufe des Jahres 1913 erscheinen wird.« Nicht nachweisbar.; später: ''Franz Boetzkes''\\ //Kerykeion, der Heroldstab im allg., im besonderen der Stab des Hermes//\\ in: Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft 1921. 1,11,1 S.330-342)) und römischer [[http://www.rdklabor.de/wiki/Caduceus|caduceus]] ((hebräisch kados `heilig´, siehe ''F. Nork''\\ //Vergleichende Mythologie zum nähern Verständniss vieler Bibelstelllen// Leipzig 1836)) sind im Prinzip identisch, werden jedoch über die [[wiki:reisegenerationen|Jahrhunderte]] äußerst unterschiedlich dargestellt. Je nach Genauigkeit einer Darstellung ist es schwer oder auch unmöglich ähnliche Symbole zu unterscheiden: zwei Spitzen könnten Triebe sein, eine Mondsichel, stilisierte Schlangen ((''Percy Preston''\\ Metzler Lexikon antiker Bildmotive\\ Metzler, Stuttgart, Weimar 1997)). Die Darstellung mit zwei Schlangen - bis heute Zeichen der heilenden Berufe - ist die jüngste und vieldeutigste, sie vereint: den Äskulapstab, den Patriarchenstab //Kerykeion//, den Bischofstab von ''Otto von Bamberg'', den //Caduceus// von Hermes, Merkur, Turms, die Stäbe von //Moses// und //Aaron//, die Stäbe der ägyptischen Pharaos und Magier. Ob der Schlangenstab in Ägypten (dem Mutterland der Magie und Chemie) wurzelt oder in Mesopotamien ((''A.L. Frothingham''\\ //The Babylonian Origin of Hermes the Snake-God, and of the Caduceus//\\ AJA 20.2 (1916) 175‐211)) sei dahingestellt. Allerdings ähnelt das Keilschriftzeichen für Schlange (BU) dem WAS-Zepter; die gegabelte Spitze stellt deutlich eine doppelzüngige Schlange dar.\\ Ältere Darstellungen zeigen Halbkreise und Kreise, die sich als Sichel, Mond, Sonne oder Acht deuten ließen. Die Vielzahl der Caduceus-Formen hat ''de Waele'' zusammengestellt und geordnet ((''Ferdinand Joseph M. de Waele''\\ //The magic staff or rod in graeco-italian antiquity// \\ Erasmus, Gent 1927\\ Die archaichste Form des Stabes erinnert an eine ebenfalls alte Darstellung des »Blitzbündels« durch den Gott ''Adad'' auf einem nicht datierten babylonischen [[https://ia902702.us.archive.org/14/items/lightfromeastor00ballgoog/lightfromeastor00ballgoog.pdf|Rollsiegel]], siehe:\\ ''Charles J. Ball''\\ //Light from the east or the witness of the monuments//\\: an introduction to the study of biblical archaeology.\\ London : Eyre & Spottiswoode, 1899, S. 12)) und führt die abstrahierten geometrischen Formen letztlich zurück auf den `gegabelten Ast´, dessen lange Zweigspitzen mehr oder weniger gekrümmt, gebogen, verzwirbelt wachsen oder so geformt werden. Stäbe, denen diese natürliche Form des Astes noch anzusehen ist, führt der etruskische [[wiki:reisegoetter|Reisegott]] ''Trums'' und selten sind sie auch in griechischen Motiven zu finden ((z.B. ''Anneliese Peschlow-Bindokat''\\ //Demeter und Persephone in der Attischen Kunst des 6. bis 4. [[wiki:reisegenerationen#Die griechisch-römische Antike|Jahrhunderts]] v. Chr.//,\\ Sonderdruck des Deutschen Archäologischen Instituts, Band 87, 1972; Berlin, Walter de Gruyter, S. 61-157, hier S. 96 ''Hermes'' mit Astgabel in einer sehr archaischen Szene, bei der ''Persephone'' aus dem Boden wächst und ''Pane'' tanzen)). Die verzwirbelte Astgabel dient oft auch als Symbol für den Blitz ((''Bonnechère, Pierre'' 1964-\\ //Ἀρχή and δῖνος: Vortices As Cosmogonic Powers and Cosmic Regulators.//\\ Study Case: The Whirling Lightning Bolt of Zeus.\\ Archiv Für Religionsgeschichte, vol. 21/22.1, 2020, pp. 449-478)). ==== Zweckoptimierte Formen am Beispiel von Gerätestielen ==== Eschenholz wird für die Stiele von Schaufeln, Hacken und Hämmer verwendet, also für große Kräfte. Aus leichtem Lindenholz werden Stiele für Besen, Rechen und andere Geräte mit geringem Krafteinsatz gefertigt. Linde, Buche, Esche eignen sich nicht für den ständigen Einsatz im Außenbereich. Krafteinleitung, Ergonomie und Materialeigenschaften führen zu zweckoptimierten Formen und Dimensionen sowie zu unterschiedlichen Schäftungen. \\ //Hinweise zur Tabelle//:\\ D Durchmesser, Maße in mm, Knopf: Verdickung der Handhabe, Konus: Verdickung im Schuss ^ Werkzeugstiel ^ Handhabe ^ Schuss ^ Zwinge ^ Länge ^ D\\ Handhabe^ D\\ max^ |**Druck & Zug** | | | | | | | ^Besenstiel| | gerade | stumpf| 1.600+-200| 24| 24 | ^Gerätestiel| Knopf| (Konus)| gespitzt| 1.800+-400| 28| 28 | | **Heben**| | | | | | | ^Schaufelstiele| Knopf| gebogen| stumpf| 1.400+-100| 40 | 40| |**Druck & Heben**| | | | | | | ^Gabelstiele| Knopf /T | gebogen| gespitzt| 1.600+-200| 36+-3 | | ^Spatenstiele| Knopf/T | (gebogen, Konus) | | 1.000+- 50| 40+-2| | |**Schlagen**| | | | | | ^Beilstiele| Knopf | fast gerade | Kuhfussform| 450+-50 | 25+-3| 55+-5 | ^Axtstiele| Knopf | fast gerade | Kuhfussform| 800+-200| 28+-2 | 60+-5| ^Spaltaxt| Knopf | fast gerade | Kuhfussform| 850 | 40+-4| 65+-5| ^Hammerstiel\\ 100-400 g| Knopf | geschweift | oval| 290+-30| 11+-2| 20+-3| ^Hammerstiel\\ 500-1.000 g| Knopf | geschweift | oval| 340+-20| 17+-2| 28+-2| ^Fäustelstiel\\ 1-2 kg| Knopf | geschweift | oval| 280+-20| 20+-2| 34+-3| ^Vorschlaghammer\\ 3-15 kg| | Konus| | 750+-150| 29+-5| 50+-8| ^Kreuzhacke| Knopf | Konus| verdickt | 1.000+-50| 40+-5| 70+-5| ===== Die Bezeichnungen für Stäbe ===== Begriffe, Beschreibungen, Abbildungen und untersuchte Artefakte beleuchten Stäbe mehr oder weniger vollständig, so dass sich die Quellen gegenseitig ergänzen müssen. Die Begriffsfelder enthalten semantische Informationen, die den Stab in unterschiedlichen Relationen bezeichnen: * als Hinweis auf das Gehölz,\\ also Holz oder Rohr, Stamm, Schößling oder Ast; * als Analogie zur Wuchskraft des Gehölzes (immergrün, blühend, kraftvoll, aufschießend)\\ Zwiesel, Lebensrute; * als Hinweis auf die zweckoptimierte Gestalt,\\ also Stange, Rute, Gabel, Dreizack, Knotenstock u.a. * als Analogie zur menschlichen Gestalt wie etwa\\ die Gabel, der verlängerte Arm, die Keule als Faust, die Krücke als Ersatz; * als Hinweis auf primäre Handlungen durch Kraft wie\\ schlagen, stampfen, stechen, stoßen, stützen, werfen, ziehen usw. * als Hinweis auf die primäre Nutzung als Werkzeug, also beispielsweise\\ ein Werkzeug zum Sammeln und Jagen wie der Grabstock und das Wurfholz;\\ ein Feldwerkzeug wie Heugabel, Furchenstock, Dreschstange;\\ ein Werkzeug zur Viehhaltung wie Ochsenstachel, Krummholz;\\ als Wanderstab zum Stützen beim Gehen (stapfen, engl. step < indogermanisch steb(h)-); * als Hinweis auf die sekundäre Nutzung als Waffe\\ wie etwa ein Dreizack, Stachelholz, Keule; * als Hinweis auf neue Nutzungsmöglichkeiten, etwa als\\ mechanisches Werkzeug, Behälter, Tragehilfe, Messhilfe, Medizin u.a. * als Oberbegriff (Kategorie) für sich selbst, also verallgemeinernd als\\ der Stock, die Rute, das Rohr, die Stäbe. Bei allen Übergängen zeigt im Deutschen `Stock´ ältere Wortwurzeln und verweist in der Regel auf natürliche rohe, grobe, Formen. Der Stock bleibt in seiner ursprünglichsten Form erkennbar, wenn Nebenbedeutungen auf Holz, Stamm, Wurzel, Ast, Zweig, Schößling verweisen (s.o.). Das hebräische ʽez/ʽes bedeutet Baum, aber auch Schaft und Speer; das griechische xýlon bedeutet Holz, aber auch Knüppel; das hebräische maqqel bedeutet Ast, aber auch Stab. Mit dem Bezeichnen des //Primärzwecks// - also etwa der ortsfesten Verwendung als Stecken, dem Schlagen mit Keule oder Knüttel, dem Stützen mit der Stange, dem Stoßen mit Spieß, Gabel, Speer - ist eine Bearbeitung als Werkzeug zu erkennen; der Stab unterscheidet sich damit sachlich und begrifflich vom rohen Stock. Zugespitzt ließe sich formulieren: das Begriffsfeld um den Stock ist botanisch bestimmt, das Begriffsfeld um den Stab dagegen handlungsorientiert und zweckgerichtet, also technisch. * Im Lateinischen werden drei von fünf Begriffen - //baculum, fustis, pertica// - auch im Sinne von `Dreschflegel´ benutzt und betonen so die frühe Bedeutung dieser Anwendung ((''K. D. White''\\ //Farm Equipment of the Roman World//\\ Cambridge University Press 1975, 256 S., 205-211)), die auch alttestamentarisch erwähnt wird (Richt. 6:11; Ruth 2:1; Jes. 28:27), dort ähnlich auch zum Ernten von Oliven (5Mo 24:20; Jes 17:6;24:13). * Über ihren primären Zweck als Werkzeug hinaus werden Stäbe häufig als Transporthilfe und Behälter ((Baculum, Tragen von Flüssigkeitsbehältern, Furca, Narthex, Thyrsos)) verwendet. Das altgriechische `ζυγός zygos´ umfasste mit den Bedeutungen `Gabel, Tragstange, Schultertrage, Joch, Bügel´ eine ganze Reihe von Tragwerkzeugen. * Im Unterschied zum Deutschen finden sich in manchen Sprachen ((lat., gr., heth., sum.)) häufiger Hinweise auf den Stab als Messwerkzeug, etwa für (z.B. Länge, Pegel, Volumen). === Virga, die Lebensrute === Der Gebrauch der Lebensrute als Mittel, die Kraft der Pflanze zu übertragen, findet sich auch in anderen Begriffen für Stäbe: * Im sizilianischen Dialekt bedeutet `verga´ heute noch `Hirtenstab´. Die Ähnlichkeit von `Virga´ mit `virgo´ (Jungfrau), `vir´ (Mann), `viridere´ (grün) führt zu einer gemeinsamen ursprünglichen Bedeutung `jung, grün, lebendig´, so dass `verga´ nichts anderes ist als der junge und noch grüne Stock, der sich biegen lässt ((sehr ausführlich diskutiert [[https://latin.stackexchange.com/questions/5455/are-vir-and-virgo-etymologically-relatedhier]];\\ ''Romain Garnier''\\ //Sur l’étymologie du latin virgō « vierge «//\\ Studia Etymologica Cracoviensia, 2014, 19, 2, S. 59-70 )). Aarons blühender Stab - der Mandelzweig (Num 17,18) - wurde lateinisch mit `virga´ übersetzt und galt im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter ]] als Symbol der wunderbaren Geburt Christi aus der Jungfrau Maria. Es fällt auf, dass der Krummstock nie als Waffe benannt wurde. * Das griechische Narthex könnte mit //[[https://www.sanskritdictionary.com/?q=nartaka|nartaka]]// verwandt sein, welches im Sanskrit vieldeutig bezeichnet: Schilfrohr, eine Waffe aus dem Mythos, einen Herold, eine Tänzerin, die sich bewegt wie ein Schilfrohr im Wind und führt zur indogermanischen Wurzel [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|ner-1(t)-, ]] also ('magische) Lebenskraft'; `Mann', zu der auch die Namen `Nero´ und Nerthus, eine germanische Göttin, gehören. ==== Wortwurzeln der Begriffe ==== ^ Sprache ^ Begriff ^ [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|ig. Wurzel]] ^ Bedeutung ^ ^ ^ Deutsch| Stock | (s)teu-1\\ *(s)teug- | `stoßen, schlagen; Stumpf\\ abgeschlagener Ast, Stamm´ | | ^ Deutsch | Stecken | steig- | stechen | ortsfest wie Pfahl, Pfosten| ^ Deutsch | Stange |(s)teg-2 | | die Länge betonend | ^ Deutsch| Stab | steb(h)- | stützen, stemmen, stampfen\\ starr, festwerden, halten, hindern| Kraft, Stärke, Gewalt | ^ Deutsch| Rute | u̯(e)rād-\\ u̯erəd-, u̯rəd- | Zweig, Rute, Wurzel | | ^ Deutsch| Keule | *geu-, gū- | biegen, krümmen, wölben | > Kugel | ^ Deutsch| Knüttel | gn-eu-t- | etwas verdicktes | > Knotenstock | ^ Deutsch| Krücke | ger-3\\ > greu-g-\\ *krukjō(n) | `drehen, winden´\\ sich krümmen, kriechen | > Krummstab | ^ Deutsch | Gabel | ghabh(o)lo-|Astgabel, Gabelung, Gabel | > Dreizack | ^ Deutsch | Ger| *ĝhaiso > *gaiza | |antreibend > Gerte\\ Speer, Wurfspieß | ^ Deutsch | Speer | (s)per-1 | verspreizen, stützen\\ stemmen, sperren| > Sparren | ^ | | | | | ^ Latein| Baculum| bak- | stützen, stechen,\\ stoßen, schlagen| als Gegenteil von\\ schwach, zerbrechlich\\ Pegel als Maßstab| ^ Latein| Fustis| bhā̆u-1| schlagen, stoßen | > Strunk, Knorren, Stumpf | ^ Latein| Pertica| perth- | Stange, Schößling | Weinstock | ^ Latein| Pedum| pē̆d-2, pō̆d- | Fuß, gehen, fallen | Fuß als Maß | ^ Latein| Stimulus | ĝhasto-1 | Rute, Stange | > Hasta, Gerte, Meßrute | ^ Latein | Virga | | Hirtenstab | | ==== Stäbe in anderen Sprachen ==== ^ Deutsch ^ Engl. ^ Franz.^ Latein ^ Griech. ^ Russ. ^ Norw. ^ Hebräisch ^ ^ Stock | stick | canne| scēptrum | σκῆπτρον\\ skêptron| ски́петр\\ skípetr | stock | מַקֵּל maqqél\\ 1Mo 30:37\\ 1Sa 17:43\\ shärvet, schévet 3Mo 27:3| ^ Stecken | stake | bâton | radius| τρίστεγον\\ tristegon| прут\\ prut| pinne | motil > Metajel (Wanderer) > `Last, beladen´| ^ Stange | rod | rondin\\ barre | pertica | δορᾰ́τιον| стержень stérženʹ| stang | mot(ah)\\ `Tragstange´\\ 1Kön 8,8\\ מטּה mattéh `Stamm´\\ Jes 28:27| ^ Stab | staff | bâton | baculum | ῥάβδος rhabdos\\ βάκτρον bactron| брусок\\ brusok| stav| שֵׁבֶט ševæṭ\\ 2Sa 18:14; 21:19\\ mischʽéneth\\ Ri 6:21, 2Kö18:21| ^ Rohrstock | cane | canne\\ rotin | canna| νάρθηξ\\ narthex | камышо́вая\\ трость tróstʹ| kjepper | קנה kane\\ shot, s(h)vot | ^ Rute | ferule | verge | virga| νάρθηξ\\ narthex | прут\\ prut| ris\\ riset | זנב zanáv | ^ Keule | club, bat | batte\\ massue | clava | ῥόπαλον\\ robalon| дубина\\ dubína| klubba| תּוֹתָח tôtāḥ > `zerlegen´ | ^ Knüttel | cudgel | gourdin\\ massue| fustis | σκύταλον\\ skutalon| дуби́на\\ dubína| knoke | Matt. 26:47, 55| ^ Krücke\\ Krummstab | crook | crosse| lituus | ῥάβδος\\ rhabdos| клюка́\\ kljuká| krykke| kaw, auch Hohlmaß, 1-2 l| ^ Gabel | fork | fourche | vara, furca | ζυγός\\ zygos| вилка\\ vílka| gaffel | masleg, kilschon\\ `Heugabel´| ^ Dreizack, -zahn | trident | trident | tridens\\ fuscina | Τρίαινα\\ Thrinakíe | Трезу́бец | trefork | טריידנט Trident 2Sa 18:14| ^ | | | | | | | | ^ Spieß | goad, pike | pique | stimulus | λόγχη\\ logchē | копьё\\ kopʹjó| spyd| כִּידוֹן\\ kîdôn, kajn\\ 1 Sam 17,6-7-45 | ^ Speer | spear| lance| hasta| δόρυ\\ dory| копьё\\ kopʹjó| spjut | חֲנִית ḥǎnît\\ רֹמַח1 Sam 26,16\\ romaḥ\\ 1 Chron 12,8\\ hastate | ^ | | | | | | | | ^ Ast| branche | branche | ramus| φρύγανον\\ phrýganon | сук\\ súk | gren | onaf| ^ Zweig| twig| brindille| ramus | τρίβος\\ tribos | ве́тка\\ vétka| kvist| Chotär > `hacken´ | ^ Schilfrohr | reed| roseau| calamus\\ arundo | κάλαμος\\ kalamos| камы́ш\\ kamýš| takrør | קנה kanäh\\ Ssuf | Für das hebräische maqqel finden sich 18 Belege im Alten Testament ((''Frevel, Christian'' 1962-\\ //Aschera und der Ausschließlichkeitsanspruch YHWHs.//\\ Beiträge zu literarischen, religionsgeschichtlichen und ikonographischen Aspekten der Ascheradiskussion Weinheim Beltz Athenäum 1995, S. 280-285)): * mit Bezug zum Baum (maqqel säqed Jer 1,11 ) * zur frisch geschnittenen Rute (Gen 30,37-41) * für den leichten Wanderstab (Gen 32,11; Ex 12,11) * die Rute zum Antreiben des Esels (Num 22,27) * den Hirtenstab (1Sam 17,40.43; Sach 11,7.10.14) * als Waffe (maqqel yäd `Lanze´ ?) (Ez 39,9) * als Herrschersymbol (mattreh) (Jer 48,17) ===== Der Stab als Werkzeug der Informationstechnik ===== ^ Informationen ^ durch ^ Beispiel ^ | ... erfassen | Tasten| Langstock| | ... erfassen | Vergleichen | Elle, Jakobsstab/Stephanom, Meßstab\\ Gewichtsteine mit Balkenwaage | | ... erfassen | Messen | Setzwaage (gr. diabetes, auch: Zirkel)\\ lat. radius `Stecken´\\ gr. tornos (Kreisstift) mit Messschnur (gr. stathme)\\ babyl. (Seil-)Ring //kippatu// und Stab //hattu//\\ hebr. ((Gen 38,21f. Seil, Ring und Stab des Hira aus Adullam)) Seil //petîlāh// in V 18; petîlîm in V 25; Stab //mataeh//, Siegel //hôtām// | | ... erfassen | Skalieren | Lineal (gr. kanon), Zollstock, Messlatte | | ... anzeigen | Vereinbarungen| Schulzenstab als Einladung\\ mit Kerben als Zeichen des Erhalts | | ... anzeigen | Systemwissen| Zeiger, Polstab (Sonnenuhr)\\ Skiotherikós Gnomon\\ Richtungsweiser … | | ... verarbeiten| Systemwissen| Abakus | | ... speichern | Systemwissen | Buchstabe, Runenstab,\\ Eibenstäbe mit Ogham-Schrift,\\ Kerbholz (lat. festuca, -notata) | Beim //Vergleichen// ist zunächst der Mensch selber das Maß aller Dinge; es entstehen [[wiki:adages#Faustregeln als Schätzhilfe|Faustregeln]] wie Klafter, Elle, Fuß usw.\\ Wird das Vergleichen mit Zahlen kombiniert, so wird aus einem regelmäßigen Abzählen ein [[wiki:messen|Messen]]. Spätestens beim Verteilen von Feldern und beim Bauen wird ein systematisches Messen und die Organisation des Wissens erforderlich ((''Jürgen Renn, Wilhelm Osthues, Hermann Schlimme''\\ Wissensgeschichte der Architektur\\ Bd. 1 Vom Neolithikum bis zum Alten Orient; Bd. 2 Vom Alten Ägypten bis zum Antiken Rom, Berlin [u.a.] Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte [u.a.] 2014)). Das ausgewachsene Rohr stabiler pseudoverholzender Gewächse (Steckenkräuter, Papyrus, Bambus) wird durch Knoten regelmäßig unterteilt in abzählbare Abschnitte, deren Länge zum Vergleichen genutzt werden kann. »Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.« ((Off. 11:1)) »Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.« ((Off. 21:15 f.)) Geplante Siedlungen mit Bauten und Feldern bedürfen der vorherigen Ausmessung. Die indischen //Veden// (2. Jahrtausend v. Chr.) kennen ursprünglich vier //Richtungs//gottheiten (Dikpala, Lokapala) wie ''Agni'' (Süden, āgneya), ''Kubera'' (Norden, uttera), ''Yama'', ''Indra''. Zu deren Attributen gehören auch Stäbe (danda, shakta) und Seile (pasam, pasa), die sich als Messwerkzeuge deuten lassen. Auch der babylonische Gott ''Marduk'' trägt Messseil und Messstab ((''Fritz Scheidegger''\\ //Aus der Geschichte der Bautechnik//\\ Birkhäuser, Basel 1994; S. 12, 15.\\ ''Uwe Sievertsen''\\ //Bauwissen im Alten Orient.//\\ S. 131–280 in: Jürgen Renn, Wilhelm Osthues and Hermann Schlimme (Hrsg.): Wissensgeschichte der Architektur : Band I: Vom Neolithikum bis zum Alten Orient. Berlin 2014: Neopubli [[https://www.mprl-series.mpg.de/media/studies/3/5/stud3ch5.pdf|Online]]; S. 249 Fn. 385–387 mit zahlreichen Quellen, insbes.: ''Ess, M. van'': //Bautechnische Beobachtungen in Uruk.// In: Uruk. 5000 Jahre Megacity. Hrsg. von N. Crüsemann, M. van Ess, M. Hilgert und B. Salje. Petersberg: Imhof, 232–233.\\ ''Bonatz, D.'': //Stelen der Gudea- und Ur III-Zeit. Bildliche Wege des Wissenstransfers im Alten Orient.// S. 307–326 in: H. Neumann (Hg.): Wissenskultur im Alten Orient. Weltanschauung, Wissenschaften, Techniken, Technologien. 4. Internationales Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft 20.–22. Februar 2002, Münster. Wiesbaden 2012: Harrassowitz.)), wobei das Messseil durch Knoten in Abschnitte unterteilt wurde ((»Ägyptisches Dreieck«: Ein in sich geschlossenes Seilstück mit 12 Knoten ergibt immer ein rechtwinkliges Dreieck, wenn die Seiten 3-4-5 Knoten aufweisen.)).\\ Das sumerische `gin´ mit dem Ideogramm »Halm« war ein (Schilf-)rohr als **Längenmaß** mit einer definierten Länge von etwa drei Metern, gelangte über das akkadische //qanu// und das hebräische קנה (kane, als Messrute von 6 Ellen in Hesekiel 40,5) ins Griechische //xaváv// und schließlich als //kanon// ins Griechische (`Lineal´) und Lateinische mit der bis heute gleichbleibenden Bedeutung, nämlich als verbindlicher Maßstab, als strenge Vorgabe ((''Adalbert Kutz''\\ //Musikgeschichte und Tonsystematik//\\ Studien zur Entwicklung der Musik in der Stadtkultur\\ Junker und Dünnhaupt, Berlin 1943\\ ''Hans Gerd Tuchel''\\ //Studien zur italienischen Phytotoponomastik//\\ Diss. Universität Köln 1961\\ = Kölner romanistische Arbeiten, Neue Folge 23\\ ''Ernst Wasserzieher, Werner Betz''\\ //Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache//\\ F. Dümmler, Bonn 1962 )). Als //canna// blieb es bis in die Neuzeit ein italienisches Längenmaß von etwa 2 m und als //canne// ein französisches Längenmaß etwa 2,3 m. Die Rohrabschnitte wurden als **Behälter für Flüssigkeiten** genutzt, etwa als `Kanne´. Ein Riesenfenchelstängel von 3 Metern Länge und mit 4 Zentimetern Innendurchmesser hat ein Volumen von 3,7 Litern, darauf könnten alte Maße beruhen: z.b. altägyptisches Heqat 4,75 l; hebräisches הִין hîn etwa 3,7l (( Ex 29,40; Ex 30,24; Lev 19,36; Lev 23,13; Num 15,4-10; Num 28,5-14; Ez 4,11; Ez 45,24; Ez 46,5-14)). Mit Stab und Seil wird das **Unterteilen von Flächen** möglich ((''Eleanor Robson''\\ //Mathematics in Ancient Iraq// A Social History\\ NJ Princeton University Press [2020] 2009)); mit dem Stab als Polstock lässt sich ein Kreis schlagen; mit dem Stab als Schattenstab eine Sonnenuhr konstruieren und die **[[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]]** festlegen (siehe Lituus). Der älteste Schattenstab (Gnomon) für astronomische Messungen wurde in Taosi (China) ausgegraben und auf ca 2.3000 vor Chr. datiert (( ''Li, Geng'' (2014). //Gnomons in Ancient China//. In Ruggles, Clive (ed.). Handbook of Archaeoastronomy and Ethnoastronomy. Springer New York (published July 7, 2014). p. 2095. ISBN 978-1-4614-6141-8. )). ==== Der Stab als Medium der Kommunikation ==== Bis ins [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] ersetzten Zeichen und Riten das Lesen und Schreiben. Wollte der Dorfschulze die Gemeinde zusammenrufen, so ließ er einen geschälten Weidenast von Haus zu Haus gehen, in den jeder seine Hausmarke bestätigend einritzte: //»De Knüppel geit um«// ((Morgenblatt, 1860, Nr. 41 u. 42 »Mecklenburg«)). Dieser Brauch scheint uralt zu sein, denn er findet sich von Litauen bis Island ((''Heinrich Ankert''\\ //Amtszeichen, Ladungszeichen und Ähnliches irn nördlichen Theile Böhmens//\\ Österreichische Zeitschrift für Volkskunde\\ Organ des Vereines fur österreichische Volkskunde in Wien 1901, S. 105 ff)) als: * Schulzenhand, Schulzenkeule in Pommern, Schulzenstock in Siebenbürgen; * Kringel, Kriwule, Grivule in Ostpreussen; * Krzywula(krzywuła), kluka, kula in Polen, krivule, krievas, krive in Litauen ((Tomicki, Ryszard, 2000: Czy Krive krzywał? Kilka uwag o pożytkach z przeżytków. In: Archeologia w teorii i praktyce. Ed. by A. Buko, P. Urbańczyk. Warszawa. Pp. 459–481)) mit eigentümlichen Formen ((''Leszek Gardeła''\\ //The Good, the Bad and the Undead New Thoughts on the Ambivalence of Old Norse Sorcery//\\ in: Ney, Agneta. 2009. Á austrvega : Saga and East Scandinavia; preprint papers of the 14th International Saga Conference, Uppsala, 9th-15th August 2009. 1 1. Gävle: Gävle University Press, hier »The Kriwe priest and the concept of divine crookedness« S. 286\\ ''Mierzyński, Antoni'', 1885: //Nuncius cum baculo//\\ Studjum archeologiczne o krywuli.\\ Wisła 9. Pp. 361–397 siehe Beispiel auf Tafel 1)), die das `Andere´ symbolisiert; * Kull(e) in Ostpreussen, Klapak (Köppel, Schlägel) bei den Sorben, Kunna in Polen, Klucke, Kluka (`Krummholz´) in Pomerellen und Tschechien; * buokafli auf Island, buthkafli in Skandinavien, budstikke in Norwegen; * Nabastock (> Drehholz, Nabenstock), Tingvol in Schleswig. Seine Bedeutung hat er als Botenstab, weil er ein Gebot darstellt, doch mahnt er durch seine bäuerlich-derbe Form auch an Gewalt. Als »kafli« verweist er auf eine Urform `Kiefer´, die sich in den gekrümmten Formen von Kringel und Kriwule erhalten hat ((siehe auch die Kufe < Kiefer bei [[wiki:schlitten|Schlitten]] )). Als Amtszeichen wurde er zum //baculus nuntiatorius// oder tabellarii, zum Kerykeion und Caduceus. ==== Der Stab als Träger von Zeichen ==== Wer das Symbol deutet, tut es auf eigene Gefahr. Oscar Wilde (1854 - 1900) Die »Kommandostäbe« ((z.B.: ''Heierli, J.'': //Das Keßlerloch bei Thaingen//, Zürich 1907)) oder Lochstäbe aus Knochen ((''Horst Kirchner''\\ //Ein archäologischer Beitrag zur Urgeschichte des Schamanismus//\\ Anthropos, vol. 47, no. 1/2, 1952, pp. 244–286. JSTOR, www.jstor.org/stable/40449610. Accessed 18 Nov. 2020, hier S. 279 - 282)) wurden vielfach, jedoch meist wenig überzeugend interpretiert als Trommelstock, Pfeil-, Speerstrecker, Gerät zum Korbflechten oder Leder bearbeiten, Schleudergriff, Gewandschließe, Spitzhacke ((''Otto Karl Pielenz''\\ //Die Entstehung der Hacke aus dem Lochstab des Zweigeschlechterkultes//\\ Sammlung Otto Karl Pielenz Veröffentlichungen 5., Hamburg 1946.)), Jagdwaffe. Sofern jedoch zum einen keine wesentlichen Spuren mechanischer Nutzung erkennbar sind und zum anderen Zeichen auf dem Stab eingeritzt sind, ist die Nutzung wahrscheinlich über die Zeichen zu deuten. Bei dieser Art von Stäben geht es nicht um Kraft, Hebel oder Drehmoment. Diese Art von Werkzeug setzt Regeln und Normen in einer Gruppe voraus; diese festzusetzen und durchzusetzen erfordert Herrschaft; sie zu verstehen erfordert Bildung. Das mechanische Stabwerkzeug kann jeder mehr oder weniger gut handhaben; das informationstechnische Stabwerkzeug erfordert kognitiv Abstraktionsvermögen und sozial einen Zugang, eine gemeinschaftliches Übereinkommen, ein Vorwissen oder ein hermetisches [[wiki:wissen|Wissen]]. Ein informationstechnisches Werkzeug kann Informationen erzeugen (wie der Zeiger der Sonnenuhr), Informationen verarbeiten sowie Informationen speichern (Kerbstab). Es kann als ein Zeichen erscheinen (wie der Schulzenstab) und kann zum anderen Zeichen tragen. Das Wort `Zeichen´ ((indogerm. [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|dhei̯ə]])) meint ursprünglich `sehen´ verbunden mit Aufmerksamkeit, Einsicht, Verstehen, also ein Schauen hinter das oberflächlich Gesehene, das ein Denken auslöst und zum Erkennen führt. Das Zeichen ist mehrschichtig ((''Francesco d'Errico, Luc Doyon, Ivan Colagé, Alain Queffelec, Emma Le Vraux, Giacomo Giacobini, Bernard Vandermeersch and Bruno Maureille'': //From number sense to number symbols//. An archaeological perspective. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological SciencesVolume 373, Issue 1740 Published:01 January 2018 https://doi.org/10.1098/rstb.2016.0518)): * Als //Ikon// aktiviert der gezeichnete Strich die Vorstellung eines Stabes, welche auf der formalen Ähnlichkeit als Relation zum Stab beruht und diese auf die Gesamtheit der Stäbe abstrahiert. Dieser Strich ist aber auch mit der Bedeutung des Wertes "1" verbunden oder mit "Finger" oder mit "diese Richtung". * Als //Symbol// ruft das Zeichen eine soziale Konvention auf, also eine gesellschaftlich übereinstimmende Reaktion: Wer den Rednerstab hat, darf reden. Wer den Schulzenstab erhält, muss kommen. * Als //Index// verbindet sich das Zeichen über eine als kausale Relation mit einem realen einzelnen Objekt in dessen Raum-Zeit-Existenz, also etwa ein konkreter Fund, dessen Beschreibung, Abbildung, Bemaßung, Katalogisierung. //Index// sind beispielsweise * 80.000 Jahre alte Funde von Kerbstäben in Namibia lassen sich als Zählmarken deuten ((''Vogelsang, R., Richter, J., Jacobs, Z., Eichhorn, B., Linseele, V., and Roberts, R. G.'' (2010). //New excavations of middle stone age deposits at apollo 11 rockshelter, namibia:// Stratigraphy, archaeology, chronology and past envi- ronments. In Journal of African Archaeology, volume 8. Africa Magna Verlag.)). * Die Kerben (60+48+60) auf dem 20.000 Jahre alten Ishango-Knochen ((''A. Beutelspacher'' (Springer 2018). //Zahlen, Formeln, Gleichungen: Algebra für Studium und Unterricht.//\\ Alten, H.-W. (2005). 4000 Jahre Algebra: Geschichte, Kulturen, Menschen. Springer, Berlin)) aus dem Kongo und ein zweiter Knochen aus Ishango mit 90 Kerben lassen auf ein Dezimal- und Duodezimalsystem schließen oder sogar als Rechenwerkzeug ((''Pletser, V. and Huylebrouck, D.'' (1999). //The ishango artefact: the missing base 12 link//. In Katachi University Symmetry Congress (KUS2), Tsukuba, Japan, pages Paper–C11. T. Ogawa, S. Mitamura, D. Nagy & R. Takaki.)) * 29 Kerben auf einem rund 30.000 Jahre alten Pavianknochen im südlichen Afrika, dem »Lebombo-Knochen« werden als Kalender gedeutet, da Kalenderstäbe bei den San bis in die Neuzeit gebräuchlich waren ((Beaumont, Peter B. (1973). "Border Cave – A Progress Report". S. Afr. J. Science. 69: 41–46)). * Der Lochstab von Grube-Rosenhof ((''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum.//\\ Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14\\ ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\// Ein [[wiki:loch|Loch]], sieben Ecken und 280 Kerben – Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein//\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25)) in Ostholstein wurde zwischen 4800 und 4600 v. Chr. datiert. Er besteht aus einer 58 Zentimeter langen Rothirschgeweihstange. Ein konisches Schaftloch diente als Aufnahme für einen 26 Zentimeter langen Eschenholzstiel. Er gehört zwar zu einer Gruppe von Lochstäben im südlichen Ostseeraum, unterscheidet sich von diesen jedoch sowohl durch (1.) den Stiel, (2.) seine abschnittweise siebeneckige Facettierung und (3.) durch 280 bedacht gruppierte Kerben auf der Geweihstange.\\ Das Objekt erscheint als ein geschäftetes Werkzeug, der Stiel könnte ebenso als Griff wie als Stütze gedient haben. Damit erschließt sich sein mechanischer Zweck jedoch nicht. Eingedenk der Kerben liegt es nahe, hier ein primär informationstechnisches Werkzeug zu vermuten. Ein einfacher Kerbstab zum Speichern einer Information benötigt aber keinen Stiel, also könnte dieser für eine Messung gedient haben. * Der Wolfsknochen aus dem tschechischen Dolní Věstonice ist rund 30.000 Jahre alt und zeigt 25+30 Kerben. Dort fanden sich allerdings weitere Kerbstäbe, die als Mondkalender gedeutet wurden ((''Emmerling, E., H. Geer and B. Klíma''\\ 1993, //Ein Mondkalenderstab aus Dolní Vĕstonice//, Quartär 43/44, 151– 62)). Als //Symbol// ist die Deutung nur möglich, wenn die soziale Konvention bekannt ist. Je weniger Symbolgehalt den Zeichen zugeschrieben werden kann, desto wahrscheinlicher speichern die Zeichen jedoch //Informationen// ((Spektrum der Wissenschaft: Themenheft Ethnomathematik 2006\\ ''H. Wußing'' (2013). 6000 Jahre Mathematik: 1. Berlin: Springer Spektrum )): * Zählkerben sind die einfachste Deutung für Striche (('' Dantzig, T., Mazur, J., and Mazur, B.'' (2005). //Number: The Language of Science//, The Masterpiece Science Edition. Pi Press.)). * Äquidistante Kerben lassen sich als Maßstab zum Messen deuten. * Strukturierte Anordnungen von Kerben können Dekoration (Symbol) sein oder auf eine Systematik hinweisen. * Kerbanordnungen in Spalten und Zeilen können entweder\\ als Beobachtungsprotokoll gedeutet werden (z.B. Tage zwischen den Mondphasen oder Menstruationszyklen), dann stehen Kerbe & Nichtkerbe für Ja & Nein auf einem Zeitstrahl und die Gruppe für Tage oder Vollmondzyklen;\\ oder als Rechenwerkzeug (z.B. Additionstabelle), dann entsprechen den Kerbengruppen Ziffern.\\ * ''Kelley, D. H.'', ''Milone, E. F.''\\ //Exploring ancient skies: An encyclopedic survey of archaeoastronomy.//\\ New York 2005: Springer. S. 74-77 ==== Der Stab als Kennzeichen für Gruppenzugehörigkeit ==== In der griechischen Mythologie schenken die Musen dem Hirten ''Hesiod'' einen Krummstab zum //Führen// und //Lenken// ((Hes. theog. 29 f)). Die griechische Göttin ''Athene'' schenkt dem blinden ''Theiresias'' einen Krummstab als Blindenstock ((Apollod. bibl. 3, 6, 7)). Das σκῆπτρον skeptron (> Zepter) der griechischen Sänger legitimerte deren Auftritt vergleichbar dem rhabdos der Barden ([[wiki:rhapsodos|rhapsodos]]). Jesus befahl den Aposteln ihren Stab zu nehmen und sandte sie in die Welt hinaus den Glauben zu verbreiten (»[[wiki:sendung|Aussendung]]«). Die Nachfolger der Apostel waren über [[wiki:reisegenerationen|Jahrhunderte]] hinweg »Gesandte Gottes« ((„Zieht daher zu allen Völkern“ lautete der Missionsbefehl in Mt 28,19 durch den auferstandenen ''Jesus'': πορευθέντες οὖν μαθητεύσατε πάντα τὰ ἔθνη )), also Wanderprediger, die »[[wiki:per_pedes_apostolorum|per pedes apostolorum]]« den Stab als Wanderstock führten, bis die [[wiki:stabilitas_loci|stabilitas loci]] zur Seßhaftigkeit rief und der Wanderstab in die Ecke gestellt wurde. Die irischen [[wiki:wandermoench|Wandermönche]] des Mittelalters führten den Krummstab und verbreiteten dieses Symbol in weiten Teilen Europas ((Schneiders 2017)). An Stäben war erkennbar, ob jemand zu einer bestimmten Gruppe gehörte oder auch nicht. Dann dient der Stab als Kennzeichen im Sinne einer reinen Information über den [[wiki:Stabträger|Stabträger]]: * Der **Äskulapstab** kennzeichnete //heilende Berufe, Ärzte und Apotheker// (( ''Karl-Heinz Hunger''\\ //Der Äskulapstab. Zur Funktion präservativer Symbole in der Kommunikation//\\ Spiess, Berlin 1978, ISBN 3-920889-76-2.\\ ''von Hesberg, Henner''\\ //Das Werkzeug des Arztes und der Stab der Zauberin//. Bilder von Heilungs-und Verwandlungsvorgängen aus der griechisch-römischen Antike..\\ In: Axel Karenberg, Christian Leitz: Heilkunde und Hochkultur II: `Magie und Medizin' und 'Der alte Mensch' in den antiken Zivilisationen des Mittelmeerraumes (2002): 119.\\ ''Coriat, Isador H.''\\ //The Symbolism of the Gold-Headed Cane.// Annals of medical history vol. 6,1 (1924): 126-130. )). * Der weiße **Bettelstab**, //baculus mendici//, im Schwedischen hieß der Bettler stafkarl, Stabkerl ((''Sudeck, Elisabeth''\\ //Bettlerdarstellungen vom Ende des XV. Jahrhunderts bis zu Rembrandt//, Dissertation. VI, 122 S. XXIV Blätter. Strassburg 1931: Buchdruckerei von Heitz.)). * Der **Knotenstock** (»Stenz«, Knüttel, Knotenholz) kennzeichnete //wandernde Gesellen//. * Der **Spazierstock** als Zeichen für [[wiki:freizeit|Freizeit]] zeigte in der Moderne an, dass man nicht arbeiten muss und Zeit verschwenden konnte, etwa als [[wiki:flaneur|Flaneur]]. * Der ''Danda'' `Stock´ als Kennzeichen indischer Wandermönche `[[wiki:Dandin|Dandin]]´ * Der **Waller**- oder [[wiki:Pilgerstab |Pilgerstab]] kennzeichnete //Wallfahrer// oder [[wiki:reisende|Reisende]]. * Der **Ziegenhainer** kennzeichnete //Studenten//. ==== Der Stab als Auszeichnung, Rechtssymbol und Insigne ==== In manchen Sprachen findet sich ein expliziter [[wiki:begriff|Begriff]] für `[[wiki:Stabträger|Stabträger´]] ((gr. ῥαβδοφόροι, rhabdophóroi, `staff-bearers´, ῥαβδοῦχοι, rhabdoûchoi, `staff-holders´; caducifer für Hermes)) . Dann ist der Stab mehr als ein Kennzeichen und eine Auszeichnung mit Rechten oder eine Ausgrenzung mit Rechtlosigkeit. Die Gültigkeit der Zuordnung leitete sich dabei von einer hierarchisch höheren Macht ab; der Stab ist daher //Insigne//, die gegeben und entzogen werden kann. * Als Zeichen für **erweiterte Rechte** für //Befehlshaber// als Kommandostab (Stabsoffizier), Marschallstab. * Als Zeichen für **Rechtsprechung**: Den Stab zu zerbrechen, beendete einen Zustand, also einen Auftrag, ein Rechtsverhältnis oder ein Urteil des //Richters//. ((Schröder, Richard: v. Amira, Karl, [[https://dlc.mpdl.mpg.de/dlc/view/escidoc:87700:2/single/442|Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik]] in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Germanistische Abteilung / Hrsg. von [Karl] G[eorg] Bruns .... - Weimar : Böhlau. Bd. 30 (1909) S. 432\\ ''Amira, Karl von'': [[http://publikationen.badw.de/de/005679882|Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik]]. München 1909. Abhandlungen: 25,1.\\ ''Carlen, L.:''\\ //Stab//. In: Erler, A. und Kaufmann, E. (Hrsg.): Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Band 4, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1990, S. 1838–1844)) * Als **Rednerstab** Zeichen für das Rederecht des //Redners// vor einer Versammlung. * Als Zeichen für **beschränkte Rechte**:\\ Ein **weißer Stab** kennzeichnete immer ein außergewöhnliches Rechtsverhältnis:\\ der //Bettlerstab // (Lasterstab) war weiß (»an den weißen Stab kommen«, besagt eine alte Redensart),\\ //Verstoßene// erhielten einen weißen Stab,\\ aber auch //Büttel//, //Boten// und //Botschafter//, weil sie auf fremdem Territorium rechtlos waren,\\ ebenso //Wächter// an Schwellen nach außen ((snskrit: daņdin > Stabträger, Haushüter, Torwächter )). * Als Zeichen der **Schwäche** die Krücke oder Stütze für //Alte und Gebrechliche// und damit einhergehend dem Verlust von Rechten. Im germanischen Rechtssystem war nur der »ungestabte« rechtlich vollwertig. ==== Der Stab als Zeichen für Macht und Herrschaft ==== Als //Zepter// wird der Stab zum Zeichen für die **oberste weltliche Macht** von //Herrschern//, //Priesterkönigen// und //Gottkönigen//. Einerseits zeigte das Zepter die Aufgabe des Königs sein Volk wie ein Hirte zu behüten. Andererseits wurde davon die delegierte Macht (»im Namen des Herrn«) abgeleitet und gleichfalls durch (geringere) Stäbe als //Insignien// symbolisiert. Indem sich der Besitz eines Zepter von einem höheren Wesen ableitet, wird es schwer, dessen Gültigkeit anzuzweifeln. Derart verbinden sich weltliche und geistige Macht und deren Machtinhaber (engl. rulers & dignitaries). Der [[wiki:begriff|Begriff]] Zepter ist ein Lehnwort aus dem Griechischen σκήπτω `stützen´ und σκίπων, σκῆπτρον skeptron `Stab´. Wie die deutschen Begriffe `Schaft´ und `schaben´ führt dies zurück auf indogermanisches `[[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|(s)kā̆p-]]´, also `mit scharfem Werkzeug schneiden, spalten´, hier im Sinne eines abgeschnittenen Astes als Stab. Seine Bedeutung als Zeichen für absolute Macht im Sinne von `Zepter´ erfolgte in Europa in der römischen Antike, wo zuerst das `scipio eburneus´ ((mit möglicherweise etruskischem Ursprung)) als Insigne der `viri triumphalis´ erscheint, hatte sich also bereits vor 2.500 Jahren als elfenbeinerner Stab weit entfernt von einem ursprünglichen Ast. Älter ist das Zepter in den altorientalischen Gesellschaften. Herrschaft bedeutete zwischen Nil und Euphrat den Zugang zum Wasser zu kontrollieren. Ägyptische Göttinen tragen ein Papyruszepter mit glatten Blütenrändern, Götter einen Lotosblütenstab mit gezackten Blatträndern, weil die Wasser-Hieroglyphe gezackt ist. Auch die Bibel weist ein breites Spektrum von Insignien und Zepter auf ((»Anführer (4 Mos.20:8; Richt. 5:14), Fürsten und Heerführer (4 Mos. 21:18; 1 Sam.14:27; 1 Mos.49:10;4 Mos.24:17; Ps. 45:7; 60:9; 108:9; 110:2; Ez. 9:11; Am. 1:5; Sach.10:11; Weish.10:14; Bar. 6:13) und durch den Zusatz von Beiwörtern die Art der Herrschaft angedeutet (Ps. 2, 9; 45, 7; 133, 3) s.\\ ''Daniel Schenkel; Johann Friedrich Bruch''\\ //Bibel-Lexikon : Realwörterbuch zum Handgebrauch für Geistliche und Gemeindeglieder//\\ Leipzig : Brockhaus, 1875)). Gab man jemandem aber ein Zepter aus Rohr, so machte man ihn lächerlich ((Matth. 27:29; Mark. 15:19)). In den europäischen Waldgebieten konnte es ein solches zentrales System nicht geben. Der Herzog oder König zeigte hier stattdessen das eiserne Schwert und der nordische Gott ''Thor'' führt den Hammer als geschäftetes Werkzeug und Waffe. ==== Der Stab in Ritus, Kult, Magie ==== Vor den Eiben kein Zauber kann bleiben. K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexcon Auf Glaubenssysteme und spirituelle Aspekte weisen Handlungen in unterschiedlichem Grade hin, etwa: * als **Abwehr- oder Gegenzauber**\\ Eine bestimmte Rute zum Schutz vor »bösen Geistern« im Stall, über der Haustür, auf dem Misthaufen.\\ Noch im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter ]] kämpften die italienischen //Benandanti// (( ''Patrick Bahners''\\ [[https://www.faz.net/-gr0-6q2pt|Der Jäger des verlorenen Sagenschatzes]]\\ FAZ 15.04.1999\\ Rezension über\\ ''Carlo Ginzburg''\\ //Die Benandanti. Feldkulte und Hexenwesen im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16. Jahrhundert|16.]] und [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]]//\\ übers. v. Karl F. Hauber. Syndikat, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-8108-0160-7\\ ''Ippolito Marmai''\\ //Benandanti - Balavants Antropologia Dello Sciamanesimo Tra Le Alpi E Il Caucaso//\\ Lulu Press 2016 ISBN 9781326880767; ausführliche antike Quellen zur Ferula S. 135 )) als Boten des Guten mit den Stängeln des Riesenfenchels gegen Hexen.\\ als **Lebensrute**\\ zum //Beschwören// der Fruchtbarkeit von Vieh und Feld ((''Wilhem Mannhardt''\\ //Wald- und Feldkulte//. Erster Teil: Der Baumkultus der Germanen und Ihrer Nachbarstämme. Zweiter Teil: Antike Wald- und Feldkulte aus Nordeuropäischer Überlieferung. Berlin 1875/77: Gebrüder Borntraeger. Lebensrute S. 251 ff\\ ''O. Weise''\\ //Der Schlag mit der Lebensrute und seine mundartlichen Bezeichnungen//\\ In: Zeitschrift für Deutsche Mundarten. 5. Jahrgang, 1910, S. 113–116.\\ Kuhn S. 186 f.\\ Außerhalb Deutschlands: tschech. //pomlázka, karabáč//, slovak. //korbáč//, ung. //siba, korbács//)) vor und nach dem Winter von Knecht Ruprecht zu Sankt Martin oder am Walburgiabend schützt das Vieh über den Winter bis zum Frühjahr, dann erfolgt das Austreiben mit derselben Rute. * als **Grabbeigabe**:\\ Hacke, Keule, Speer, Stab, Waage. * als **Kultgerät** (instrumental)\\ wie //Pilum// im Geburtsritus, //Lituus//, //Bacchos// (eleusinische Mysten) und //Thyrsos// (Dionysien) für die Teilnehmer; //hasta fetialis//, mit der die römischen Priester (Fetialen) einen Krieg erklärten; als **Zerschmetterer** wie die Mörserkeule (pilum) als Blitzsymbol des Jupiter (`Der Zerschmetterer´) und des Blitzgottes Pistor (`Der Zerstampfer´) ((''Thomas Köves-Zulauf''\\ //Römische Geburtsriten//\\ C.H.Beck, München 1990\\ hier Kapitel II. Intercidona, Pilumnus, Deverra; insbesondere S. 108-109\\ ''R. Meringer''\\ //Die Werkzeuge der pinsere-Reihe und ihre Namen//\\ (Keule, Stampfe, Hammer, Anke)\\ in: Wörter und Sachen I, 1909)). * als **Kultobjekt** (Identifikation mit dem Heiligen):\\ die Hacke ((''Georg Sauer''\\ //Die Hacke als Kultgegenstand//\\ in: Der orientalische Mensch und seine Beziehungen zur Umwelt.\\ Grazer morgenländische Studien Band 2. Graz 1989, S. 33-39)); der Speer als Kultgegenstand ((''Marie Delcourt''\\ //La Légende de Kaineus//\\ Presses Universitaires de France, Paris 1953.)). * als **Wünschelrute** (lat. virgula furcata, engl. dowsing rod)\\ zum Finden oder Wiederfinden; * als **Hilfe zum Wahrsagen**\\ bei der //[[http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Rhabdomantie|Rhabdomantie]]// mithilfe von Stäben (griech. ῥάϐδος rhabdos `Stab´); * als **Zauberstab** (lat. virga thaumaturgica, engl. wand)\\ zum Beschwören (( ''Hugo Gressmann''\\ //Der Zauberstab des Mose und die eherne Schlange//\\ In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 23, 1913, S. 18–35)), wie ihn die griechischen Götter nutzen:\\ ''Athene'' verwandelt Odysseus in einen Bettler ((Hom. Od. 13, 429));\\ //Kirke// verwandelt Odysseus' Männer in Schweine ((Hom. Od. 10, 237 ));\\ aber auch zum Erwecken der Toten mit dem Schlangenstab (pharaonisches Ägypten) bis zur Auferweckung des Lazarus durch Christus ((''Walter Puchner''\\ //Studien zur Volkskunde Südosteuropas und des mediterranen Raums//\\ Böhlau Wien 2009, S. 301 bis 317)) * als **Reittier** (Hexenbesen). Dieses Spektrum spiegelt eine //Hierarchie der Benutzer//:\\ Eine Lebensrute kann sich jeder suchen und damit sein Vieh schlagen;\\ die Grabbeigabe wird von den Glaubensvorstellungen der Gemeinschaft geprägt;\\ das kultische Instrument setzt Zugehörigkeit zum Kult sowie Kenntnis der und Teilhabe an den Riten voraus;\\ der erfolgreiche Einsatz der Wünschelrute setzt eine gewisse Disposition des Benutzers voraus;\\ aber nur Berufene wie Hohepriester, Seherinnen, Schamanen in Zentralasien und Nordamerika (Poro) ((''Galal R. Gough''\\ //The Shaman's Poro (Sacred Crook) in Native American Rock Art// [[http://www.utahrockart2.org/wa/symp_papers_by_year.html|pdf]] )) können über den Zauberstab verfügen, wie dies in Goethes //Zauberlehrling// sehr anschaulich geschildert wird. In der »weißen« Magie ist der Zauberstab kein Zeichen, an ihm hängen keine Rechte und er steht auch nicht für Macht, denn die magische Wirkung ist dem Stab nicht immanent, sondern dieser vermittelt lediglich zwischen seinem Benutzer und höheren Mächten, setzt also Glaube, Fähigkeit und Bereitschaft voraus. In der Bibel tadelt Gott den Moses, weil er den Stab für ein Wunder nutzt, wo doch seine Hand genügt hätte. Daher ist der Zauberstab auch nicht heilig und kein Gottesstab, sondern ein in der Natur verfügbarer, der sich jedoch durch besondere Eigenschaften auszeichnet und in ritualisierter Weise gefunden, geschlagen, hergestellt wird ((''Thomas Köves-Zulauf''\\ //Römische Geburtsriten//\\ C.H.Beck, München 1990\\ hier Kapitel II. Intercidona, Pilumnus, Deverra - beschreibt die rituelle Fertigung und Verwendung des Pilum bei Geburten\\ ''Hans-Günter Buchholz''\\ //Mörsersymbolik//\\ in: Acta Praehistorica et Archaeologica 7/8, Bruno Hessling Berlin 1976/77)). ==== Der Stab als Attribut des Göttlichen ==== Als älteste nachweislich religiöse Ikone Amerikas gilt der »Stabgott«, der vielfach in den Anden zu finden ist und dessen ältester Beleg - ein Kürbisfragment - auf 2.250 BC datiert wurde. * ''Mathieu Viau-Courville''\\ //Spatial configuration in Tiwanaku art. A review of stone carved imagery and staff gods.//\\ Boletín del Museo Chileno de Arte Precolombino. 19.2 (2014) 9–28 ^ Kultur^ Archetyp^ ^Ur-Funktion^ Stab^ Merkmale^ Vorläufer ^ | ägyptisch | Osiris| |Vegetationsgott| Krummstab| Wedel | | | phönizisch | Astarte| | | | | | hebräisch | Aaron | | Hohepriester|Schlangenstab\\ Aronstab|Ferula\\ blühender (Mandelholz)stab| | | etruskisch| Turms| |Bote| Astgabel| | | | | | | | | | | | griechisch | Asklepios | | Heiler |Äskulapstab | Schlangen | | griechisch | Chronos| | | | | | griechisch | Circe| | Zauberin | Zauberstab | | | griechisch | Hermes | |Bote | Botenstab | | | | | Iris| | | | | | | | | | | | | | | römisch | Bacchus| | Weingott| Thyrsos| Fenchelstängel| | | römisch | Merkur| |Marktschützer | Caduceus | | Hermes | | römisch | Janus | |liminal deitie | Stab | Schlüssel| | | römisch | Urania| |Muse der Sternenkunde| Zeigestab | Himmelskugel| | | | | | | | | | christlich | Christophorus| | Träger | | | | germanisch| Hertha | |Erdgöttin | Baldrianrute | Blüte, hohl | Frau Holle | | | | | | | | | ===== Stäbe und ihre Kulturräume ===== Der Wanderstock gehört zu den selbstverständlichen Dingen; er kann dem Einzelnen bedeutsam sein, aber er scheint nirgends als Wanderstab kulturelle Bedeutung erlangt zu haben. Mag er als individuelles Werkzeug noch so nützlich gewesen sein, so bekam er nur als [[wiki:pilgerstab|Pilgerstab]] vorübergehend eine weitgehend wertneutrale, kennzeichnende Bedeutung. Individueller Nutzen begründet anscheinend keine kulturelle Bedeutung. Der Stab des Hirten ist jedoch nicht nur individuelles Werkzeug, sondern Kennzeichen einer Berufsgruppe, die als Hüter des Viehs Verantwortung für Gruppe und Gemeinschaft übernimmt. Der krumme Hirtenstab wurde von seiner Erfindung vor rund 11.000 Jahren zum ägyptischen Herrscherstab und schließlich zum heute weltweit bekannten christlichen Symbol. Älter könnte das Zepter sein, als Waffe des Herrschers und als Zeichen seiner Macht: `Es kann nur einen geben´. Auch esoterisches Wissen wurde von einer Minderheit gehütet und war mit Macht verbunden. Sofern diese Gruppen kennzeichnende Stäbe trugen, sollten sich diese auch als Werkzeug deuten lassen. Da Riten und Kulte eher im Verborgenen stattfanden, führen solche Deutungen zu Vermutungen und Hypothesen, etwa: * Ring und Stab des baylonischen Stadtgottes könnten Messseil und Messstab für Vermessungen gewesen sein; * der Lituus könnte ein Schattenstab im Indischen Kreis für das Ermitteln der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] gewesen sein; * die Ferula der Magier und Hohepriester war Behälter für Drogen im medizinischen Sinne; * der Taustab des Pharao könnte ein Werkzeug zum Schlangenfang gewesen sein; * der Stab der germanischen Seherinnen könnte ... ? ==== Der Stab bei den Germanen; Seiðr-Stab, Gandr, Waller ==== Ein den antiken Herrscherstäben in seiner Bedeutung vergleichbarer Stab ist bei den keltischen und germanischen Völkern nicht zu finden, auch kein »Gottesstab«: Thor führte den Hammer, die Könige das Schwert. Der Stab war dabei ein profaner Stiel. Außergewöhnliche Stäbe kennzeichneten jedoch die germanischen Seherinnen, die daher auch als [[wiki:voelva|völva]] `Stabträgerin´ bezeichnet wurden.\\ Sprachlich verwandt damit ist der altfriesische //walu-berа// `//Stabträger´// ((auch: walubora; urgerm.*buran-m. ’Träger, Bringer’)), ein »Fahrender Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter« oder [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], daher auch `Wallfahrt´. `[[https://onp.ku.dk/onp/onp.php?o88474|vǫlr]]´ und got. //walus// `Stab´ führen zu einer gemeinsamen indogermanischen Wurzel `u̯el-7, also ´rollen´ > `runder Stab' ((Mittelirisch fethid ’geht, macht seinen Weg’, althochdeutsch wadal ̄on, wall ̄on ’umhergehen, wandern; umherwogen’, altenglisch wacuma ’Woge, Welle’, wacol ’Vollmond’, und Verwandtes, S. 277-314 in: Die Indogermanistik und ihre Anrainer. Dritte Tagung der Vergleichenden Sprachwissenschaftler der Neuen Länder. Stattgehabt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald in Pommern am 19. und 20. Mai 2000, hrsg. von Thorwald POSCHENRIEDER (= IBS Bd. 114), Innsbruck 2004 )).\\ Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst. Häufig aus Metall und durch ihre Formen ungeeignet als Alltagswerkzeug, zu kurz und zu schwer, taugten die Stäbe der völr eher als Waffe, dienten als Symbol und magisches Instrument. Die Saga von //Erik dem Roten// erwähnt im dritten Kapitel eine Seherin mit einem bemerkenswerten »Stab mit Knauf, Kupfer und Steinen«. Ein außergewöhnliches Frauengrab der Frühlatènezeit wurde in Reinheim gefunden. Ein darin enthaltenes fünfteiliges Objekt mit Bernsteinperlen und Silberketten mit Klapperperlen wurde als Stab einer Seherin gedeutet und verglichen mit einem spindelförmigen Gerät aus Bronze und [[wiki:eisen|Eisen]] aus Dürrnberg bei Hallein sowie zahlreichen weiteren ähnlichen Objekten (( aus Münsingen, Libna, Smarjeta, Vinkov, Magdalenska Gora, Dobrava, Vinkov vrh, Podzemelj, Sticna, Novo Mesto, Beremend, Szentlörinc, Velemszentvid, Venetien, siehe Fußnote 142 in:\\ ''Christa Stahl''\\ //Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur Frühlatènezeit: ihre Verbreitung, Formgebung, Zeitstellung und Herkunft//\\ J.H.Röll Verlag, 2006)). Die meisten ((Der Stab aus dem Oseberggrab ist aus Holz, 107 Zentimeter lang, hohl und in fünf gleich lange Abschnitte mit Schnitzereien unterteilt.)) dieser Stäbe in Frauengräbern sind aus [[wiki:eisen|Eisen]], 45 bis 82 Zentimeter lang, mit Bronzebeschlägen und zum Käfig aufgeweiteten Korb. Es liegt nahe, dass dort Seherinnen bestattet wurden ((''Klaus von See'' u.a.\\ //Kommentar zu den Liedern der Edda// Band 4: Heldenlieder\\ Helgakviða Hundingsbana I, Helgokviða Hiǫrvarðssonar, Helgakviða Hundingsbana II\\ Winter, Heidelberg 2004, 810 Seiten ISBN: 978-3-8253-5007-9, hier: S. 270, 290 ff.\\ ''Helmut Birkhan, ‎Otto Gschwantler ''\\ Festschrift für Otto Höfler zum 65. Geburtstag Band 2\\ 1968 Seite 419\\ //Die Aktualität der Saga//: Festschrift für Hans Schottmann\\ Walter de Gruyter, 1999\\ hier: S. 193 und 195 )). 2005 wurde eine Statue gefunden, die von manchen als Völva interpretiert wird (( ''Bettina Sommer, Morten Warmind''\\ //Óðinn from Lejre — or?//\\ Numen 62.5-6 (2015): 627-638. https://doi.org/10.1163/15685276-12341396)). Materiell findet sich ein Ringstaf oder Klingerstaf ((Ringstaf auf Schonen oder Klingerstaf wenn lose Ringe daran befestigt sind. Wird in die Erde gesteckt, um Dämonen zu vertreiben. - Hoffmann-Krayer, E., & In Bächtold-Stäubli, H. (1927). Handwörterbuch des deutschen [[wiki:aberglaube|Aberglaubens]]. (Handwörterbücher zur Deutschen Volkskunde.) Berlin: W. de Gruyter. Bd. IV, S. 131, unter `Hirtenstab´)) noch bis in die Neuzeit im Schwedischen als Hirtenstab:\\ //»Außerdem führeten sie [die Kühehirten] auch einen besondern Hirtenstab in der Hand, welcher nicht wenig das Vieh in Furcht regte. Dieser Hirtenstab, der hier wegen der an ihm befindlichen Ringe, Ringstaf genannt ward, war eine halbe Elle lang, und besteht aus einem Stocke, oder hölzernen Schafte, mit einer umgebogenen und gedreheten Eisenstange, welche am Ende und in der Mitten festsaß. An dieser Stange hiengen fünf eiserne Ringe, welche ein Gerassel an der Stange machten.«// ((Linné, C. ., & Klein, K. E. (1756). Herrn Carl Linnäi ... Reisen durch das Königreich Schweden, welche auf Befehl der hohen Obrigkeit, zur Verbesserung der Naturkunde, Haushaltungs-und Arzneykunst von ihm angestellt, und mit Anmerkungen, so die Geschichte, Alterthümer, Sitten und Lebensart der Einwohner betreffen, nachher sind herausgegeben worden: Erster Theil. Leipzig: Bey Gottfried Kiesewetter. S. 168)) sowie in Ostpreußen ((Gaerte, W. (1956). Volksglaube und Brauchtum Ostpreussens: Beiträge zur vergleichenden Volkskunde. Würzburg: Holzner-Verlag. S. 27 Ringlstav, Ranglstock mit Hinweis auf Abbildungen)) und Westfalen als Klingelstab ((Grimms Wörterbuch unter `Klingel´)). Mehr als dreitausend Goldbblechfiguren »guldgubber« aus Schweden, Dänemark und Norwegen zeigen Männer und Frauen in unterschiedlichen Positionen - das häufigste Attribute ist der gerade Stab, 474 Exemplare zeigen Stabträger, meist Männer, meist mannshoch, selten kurz. Nur einmal hält eine Frau einen kurzen Stab ((''Ratke, Sharon''\\ //Guldgubber - Einblicke in die Völkerwanderungszeit//. 258 S. Bonn, Univ., Diss. 2009.)). Ratke vergleicht die Symbolik mit anderen Quellen wie Brakteaten, Literaturquellen, Abbildungen aus dem Sachsenspiegel und Kenningars un dkommt zu interessanten Ergebnissen: * Ein kurzer Stab lässt sich als Rechtsstab deuten, wie er im ältesten Rechtsbuch, dem //Gulaþingslög// erwähnt wird (vor 1164). * Der kurze Stab der Frau kann als magischer Stab gedeutet werden, zumal er eine Verdickung aufweist ((s. Abb. 3.29 in Ratke; »There are, however, no details shown which would make it easier to decide if it was indeed a type of long scepter, which surely would have shown some kind of decoration, or whether it could possibly be a Migration Age precursor of the type of thin metal staff, known from several Viking Age finds and usually interpreted as a magical wand.« in:\\ ''Rudolf Simek''\\ //Gods, Kings, Priests or Worshippers//\\ The status of the figures on the Migration Age Scandinavian Guldgubber.\\ In: Jackson, T. N. (Hrsg.): Norna u istochnika sudb’y. Sbornik statej v chest’ E. A. Mel’nikovoj. Moscow, 2001, S. 136–149\\ ''Neil S. Price''\\ //The Viking Way//. Religion and War in Late Iron Age Scandinavia.\\ 2. A. Stockholm 2002: Elanders Gotab AB, S. 180-204, Kap. 3)). * Halbhohe Stäbe in ikonographischen Vergleichsquellen stehen fast immer für »weise Handlungen, weiser Rat, gerechte Behandlung, ein Urteil« - mannshohe Stäbe sind dort nicht zu finden. * Stab/Pfahl und Mann stehen in Kenningars immer für Schutz oder weisen Rat, insbesondere gegen Schlangen. * Stab und Frau finden sich nur einmal in Kenningars als »Stab des Irrlichts« (tróka fenglókar). * Stab und Pfahl finden sich auch im Zusammenhang mit Beerdigungen ((bei ''Ibn Fadlan'': siehe ''Klaus Düwel'': //Runenkunde//, 3. A. Stuttgart 2001: Metzler, S. 130)). Die einfachste Erklärung wäre allerdings, den langen, einfachen Stab als Wanderstab zu deuten und die ihn betreffenden Goldgubben in einen entsprechenden Deutungszusammenhang zu stellen: als Amulett, als Opfer vor der Reise. ==== Der Lituus: hethitisch, etruskisch, römisch ==== Der //Lituus// des römischen Kaisers war ein stark gekrümmter bis spiralförmig endender Kultstab __ohne__ Knoten mit leicht verdickter Handhabe ((''Erika Simon'' \\ //The Religion of the Etruscans//\\ Nancy Thomson de Grummond (Hg.)\\ University of Texas 2009 S. 38, Abb. 111.13)). Dieser Stab stand für weltliche Herrschaft aber auch für die Eigenschaft des Herrschers als Augur ((''Günter Neumann''\\ //Zur Etymologie von lat. augur//\\ Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft 1976, 219-230)) zur Deutung des Vogelflugs ((''Edwin Flinck''\\ //Auguralia und Verwandtes//\\ in: Ann. Acad. Scient. Fenn. Ser. B tom. XI, 10, Helsinki 1921\\ identisch in: Commentationes in honorem F. Gustafsson, Helsinki 1921)). Unter Kaiser Augustus wurde er zum häufigsten religiösen Symbol und verdrängte den Thyrsos ((''Victoria Györi''\\ //The Lituus and Augustan provincial coinage//\\ Acta Ant. Hung. 55, 2015, 45–60)). Etymologisch wird `lituus´ auf `krümmen, biegen´, aber auch `verbergen´ zurückgeführt ((''Rosemarie Lühr'' (Hg.)\\ //Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen//, Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, 2014; Stichwort Lituus\\ ''Gertraud Breyer''\\ //Etruskisches Sprachgut im Lateinischen unter Ausschluss des spezifisch onomastischen Bereiches//\\ Peeters Publishers, 1993, Vergleich der Deutungen S. 139-140: möglicherweise nicht etruskischen Ursprungs.)). Der Sage nach soll der Stadtgründer Romulus damit die Bezirke der Stadt gekennzeichnet haben ((Plutarch, Camillus 32)). Tatsächlich übernahmen die Römer diesen Stab von den Etruskern, deren Wurzeln zu den Hethitern führen ((''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ ''S. Alp''\\ //La désignation du Lituus en Hittite//\\ Journal of Cuneiform Studies Vol. 1, No. 2 (1947), S. 164-175\\ The University of Chicago Press\\ DOI: 10.2307/1359263, https://www.jstor.org/stable/1359263\\ ''S. Alp''\\ //Hitit Metinlerinde GIŠkalmuş "lituus" ve ḪUB.BI "küpe" GIŠkalmuş "Lituus" and ḪUB.BI "earring" in the Hittite texts//\\ in: Belleten 12 301-319, 320-324)). In der etruskischen Religion diente der Lituus als Kultstab zum Bestimmen der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]], nach denen die Tempel und Felder ausgerichtet wurden. Er könnte dabei als Werkzeug gedient haben. Die Lituus-Funde in Kalkriese könnten so gedeutet werden ((''Wiegels, Rainer''. //Krummstäbe: Rätselhafte Fundstücke Aus Kalkriese//. Archäologie in Deutschland, 2015, pp. 49–52. JSTOR, www.jstor.org/stable/26321971. Accessed 29 Oct. 2020.)). Im Hethitischen wird ein dem Lituus ähnlicher Stab als `Kalmus´ bezeichnet. Im Hieroglyphenluwischen (wie das Hethische zur anatolischen Sprachengruppe gehörig) ist der Lituus als Hieroglyphe HH 378 eines der frühesten Zeichen ((''Rieken, Elisabeth''\\ //Bemerkungen zum Ursprung einiger Merkmale der Anatolischen Hieroglyphenschrift//\\ Die Welt Des Orients 45.2 (2015) 216–231, hier 217. [[https://www.jstor.org/stable/43857899|Online]] )). Das Zeichen selbst ist ungedeutet, findet sich jedoch beteiligt an den Begriffen für //Auge, Pupille, beobachten, bewachen, kennen, finden, sehen// und wird mit den Hieroglyphen für Oculus (Auge), Caelum (vom Himmel), Avis (Vogel) kombiniert, dann vereinzelt mit Bezug auf Augenheilung und den Sturmgott ((''Manu Raster''\\ //Hieroglyphenluwisches Lexikon//\\ Münster, 2007 [[http://pielinguistics.org/pdf/hluwlex.pdf|Online]]\\ [[https://www.ediana.gwi.uni-muenchen.de/dictionary.php?lemma=233|eDiAna]] )). Es gibt keinen Hinweis, dass sich der Lituus von einem Hirtenstab ableiten lässt: als funktionales Werkzeug ist er dafür zu kurz und die Krümme ist zu stark. Etymologisch sind Name und Hieroglyphe sehr stabil und weisen gleichermaßen auf eine Bedeutung um `Vorhersehen, Deuten, Erkennen´. === Schattenstab und Indischer Kreis === Spekulieren ließe sich über einen instrumentellen Einsatz als Gnomon (Schattenstab), allerdings nicht für eine Sonnenuhr, denn für diese genügt ein einfacher Stab, der ortsfest und geneigt durch die Richtung des Schattenwurfs auf einer Skala die Tageszeit anzeigt. Komplexere Anwendungen wie den Umgang mit Gnomon und Polos sowie die 12-Stunden-Teilung des Tages haben die Griechen von den Babyloniern übernommen ((''Herodot'' 2.109\\ ''Otta Wenskus''\\ //Astronomische Zeitangaben von Homer bis Theophrast//\\ Stuttgart Steiner 1990, Göttingen, Univ., Habil.-Schr., 1988\\ ''Dieter Lelgemann, Eberhard Knobloch, Andreas Fuls, Andreas Kleineberg''\\ //Zum antiken astro-geodätischen Messinstrument Skiotherikós Gnomon//\\ in: zfv – Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement 04/2005)). Mit dem Lituus wurden jedoch die vier [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] festgelegt, auch als Grundlage für das Anlegen von Siedlungen und Feldern ((Ring (kippatu) und gerader Stab (hattu) , die Insignien der babylonischen Stadtgötter, z.B. Bel Marduk, wurden auch als Messleine und Messstab gedeutet: ''Bosshard-Nepustil'', AOAT Alter Orient und Altes Testament 304, 52f. [Bd. 52 (2011) S. 632]\\ ''Focke'', ZA Zeitschrift für Assyriologie 88, 208f. [Bd. 48/49 (2001/2002) S. 390\\ ''Bosshard-Nepustil'', AOAT 304, 55f. [Bd.52 (2011) S. 582]. ''Magen'', BaFo 9, 24ff. (s.erretu; zu den Herrschaftssymbolen der Herrschaftsform Hirtentum gehörig) [Bd. 35 (1988) S. 310].)) [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] sind nicht naturgegeben, sondern ein Denkmodell, das den Stand der Sonne und der Sterne zugrundelegt. Überall dort, wo Gräber, Megalithbauten, Tempel, Pyramiden sehr genau nach den Himmelsrichtungen angelegt wurden, muss es auch ein präzises Messverfahren gegeben haben. Ein solches ist als »indischer Kreis« aus der späten Antike überliefert und nutzt auch einen Schattenstab ((''C. Schoy''\\ //Mittagslinie und Qibla//\\ Notiz zur Geschichte der mathematischen Geographie\\ in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin\\ 1915, S. 558-576, mit Diskussion der Quellen)). Eine entsprechende Anlage scheint auf der türkischen Insel Kekova erhalten zu sein ((Gökkaya Limani, N 36° 10.870920 E 29° 51.651060, http://www.insidersegeln.de/Revier/Astroarcho_Raetsel.php)). In seiner einfachsten Form kann dieses Verfahren überall im Laufe eines sonnigen Tages durchgeführt werden; die Optimierungen steigern die Genauigkeit. Ziel ist es, vormittag und nachmittags die beiden Punkte zu markieren, an denen das Schattenende des Stabes exakt auf einem Kreisradius um den Stab liegt. * Das setzt auf jeden Fall voraus, dass das Ende des Schattens gut erkennbar ist, also Sonnenschein zu beiden Zeitpunkten. Zieht man mehrere Kreise mit //tornos// (Kreisstift) und //stathme// (Schnur), wird das Verfahren weniger störanfällig gegen Wolken. * Das Stabende des Lituus fokussiert durch seine Form den Schattenwurf. * Die Schattenlänge des Stabes bestimmt den Durchmesser des Messkreises. Beispielsweise wirft ein Stab von 0,7 Metern Länge am 30. Oktober um 9 Uhr morgens in Zürich einen Schatten von 2,16 Metern Länge ((https://rechneronline.de/sehwinkel/schattenlaenge.php)). * Der Stab muss genau senkrecht aufgestellt sein, also wäre ein Lot (//staphyle//) hilfreich. * Ein perfekter Kreis verlangt einen ebenen und horizontalen Untergrund, also wäre eine Wasserwaage oder eine Setzwaage (diabetes) hilfreich. * Der Schatten soll möglichst scharf abgegrenzt sein, setzt also einen möglichst hellen Untergrund voraus, der sich markieren lässt. * Der Meßbereich sollte von vormittags bis nachmittags unbeschattet sein, also kann ein erhöhter Standort vorteilhaft sein. Die Auswertung ist einfach: Die beiden Schnittpunkte des Stabendes mit dem Kreis werden durch einen Strich verbunden. Diese Sekante verläuft in Ost-West-Richtung; die senkrecht darauf stehende Winkelhalbierende verläuft in Nord-Süd-Richtung. ==== Altorientalisch: Gamlum, Kalmus und Kalmi ==== Die ältesten Darstellungen von Stäben zwischen Anatolien und Zweistromland werden immer Herrschern und Göttern zugeschrieben. Ihre Bezeichnungen klingen verwandt, unterscheiden sich jedoch etymologisch ebenso wie ihre Formen und ihre Ursprungsfunktionen. Der //Kalmuš// ist Attribut der hethitischen Könige von Hattuša und des Sonnengottes ((''Volkert Haas''\\ //Handbuch der Orientalistik: The Near and Middle East.// Brill 2007 S. 512-513)); etymologisch gedeutet als `Holzscheit´ aus einem indogermanischen `schlagen, hauen, schneiden ((''Elisabeth Rieken''\\ //Untersuchungen zur nominalen Stammbildung des Hethitischen//\\ Otto Harrassowitz Verlag, 1999, S. 211-213\\ ''Jaan Puhvel''\\ //Hittite Etymological Dictionary. Words beginning with K//\\ Walter de Gruyter, 2011)) und wird meist mit dem Lituus gleichgesetzt, weil er stärker gekrümmt ist als der Gamlum. Krummstab (kalmus) und Krummschwert (engl. scimitar) waren die Attribute der hethitischen Herrscher. Beide wurden auch in Westschweden gefunden, als Felszeichnung in Bohuslän, und werden dort von einem Sonnenwagen getragen ((''Lisbeth Bredholt Christensen, Olav Hammer, David Warburton''\\ //The Handbook of Religions in Ancient Europe//\\ Routledge 2014)). Die ersten Götterstäbe (von Rasap, Hadda, Ilam, Kamis) werden im Kult von Ebla erwähnt, danach im Kult von Hattusa sind sie belegt für mehrere Wetter-, Schutz-, Berg- und Kriegsgötter ((s. Haas, aaO, S. 512)). Der hethitische //Kalmi, Kalmar// wird dagegen als `Feuerholz´ im Sinne eines Narthex gedeutet, also als ein Rohr (griechisch κάλαμος //kalamos// `Rohr´), in welchem Glut bewahrt wurde ((''Jaan Puhvel''\\ //Hittite Etymological Dictionary. Words beginning with K//\\ Walter de Gruyter, 2011, S. 27)).\\ Ein kurzes gekrümmtes Wurfholz diente als Hilfsmittel bei der Jagd mit Falken; der Name ist unbekannt, ein Vergleich mit dem etruskischen Lagobolon möglich. Zu den fünf königlichen Insignie der babylonischen Herrscher gehörten neben Krone und Bogen drei Stäbe: eine Keule, ein Zepter (ḫaṭṭu) und ein einfacher, langer und gerader Stab (šibirru) ((''Walther Sallaberger und Katharina Schmidt''\\ //Insignien des Königs oder Insignien des Gottes?//\\ Ein neuer Blick auf die kultische Königskrönung beim babylonischen Neujahrsfest\\ in: Stories of long ago. Festschrift für Michael D. Roaf. Herausgegeben von Heather Baker, Kai Kaniuth und Adelheid Otto, Ugarit Verlag 2012, S. 567-594)). Der akkadische //Gamlu//, [[http://oracc.iaas.upenn.edu/epsd2/cbd/sux/o0027814.html|Gamlum]] (sumer. gam, zubi, zubu) war zwar auch Zeichen für Herrscher und für Götter, gleichzeitig aber auch Waffe und Werkzeug. Ein Siegel zeigt das Symbol //kalbum//, einen Hund mit Krummstab `gamlu´. Dieser zeigt zwar die typischen Knotenringe des Rohrstabes und am Übergang von Krümme und Schuss einen (verbindenden?) Doppelring, doch bedeutet akkadisch //gamlu// `Krummholz´. Das Symbol steht für magische Kraft, weil die Heilgöttinnen (z.B. Nininsina oder Ninkarak) auch als Beschwörerinnen auftraten; der Hund mit Stab ist das Symboltier der Gula und des Marduk ((Ethymologisch ausführlich diskutiert von:\\ ''Elisabeth Rieken''\\ //Untersuchungen zur nominalen Stammbildung des Hethitischen//\\ Otto Harrassowitz Verlag, 1999 \\ ''Aïcha Rahmouni''\\ //Divine Epithets in the Ugaritic Alphabetic Texts//\\ Brill, 2008\\ S. 102-105: Epithet 30: b'l gml »possessor of the gamlu-staff«, Epithet of hll. Dort mit ausführlicher Diskussion auch auf die Mehrfachdeutung und -verwendung des Stabes als Zeichen für Herrscher, für Götter, als sichelförmige Waffe und Werkzeug (Hirtenstab).\\ ''Gisela Stiehler-Alegría''\\ //Siegeleigentümerinnen in der Kassitenzeit//\\ in: Isimu 20-21 (2017-2018), 321-343, ISSN 1575-3492 zeigt S. 336-337, Fußnote 51\\ ''Manfried Dietrich''\\ //Ex Mesopotamia et Syria lux//\\ Festschrift für Manfried Dietrich zu seinem 65. Geburtstag\\ Ugarit-Verlag, 2002, darin: \\ die altbabylonische Göttin Ninisina (=Gula) mit Hund und Stab S. 160-163; ein Gott mit Krummstab und Peitsche S. 375)). Der Gamlu kennzeichnet Exorzisten, die mit ihrem Gamlu als ğiš-­búr erlösend wirken. Sehr eingehend werden die vorderasiatischen Krummstäbe von ''Ambos & Krauskopf'' diskutiert und mit den etruskischen verglichen ((''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153)). ==== Hüter, Hirte, Herrscher: Krummstab ==== Der Stab mit Krümme (lat. volute, curvatura) ist ursprünglich ein Werkzeug und seiner Herkunft nach ein //Hirtenstab// (baculum pastorale), dessen Krümme dazu diente, die Tiere an den Beinen oder Hörnern zu halten und zu lenken. In der Heraldik ist der //Schäferstab// eine »Gemeine Figur«. Etwa mannshoch zeigt er als Funktionsteil eine Schaufel und einen abgerundeten Haken zum Ziehen. Die Ziege als ältestes Nutztier wurde im Zagrosgebirge (Iran/Irak) vor rund 11.000 Jahren aus der Bezoarziege domestiziert; das Schaf aus dem armenischen Mufflon vor rund 8.000 Jahren; dort dürfte also auch der Hirtenstab als Werkzeug entwickelt worden sein. Als solcher wird er in der Bibel erwähnt ((1 Sam.17:40; Mich.7:14; Sach.11:10.14; Ps. 23:4)) und auch zum Zählen des Viehs genutzt (3 Mos. 27:32). * ''Lore-Marie Liebert''\\ //Eine Untersuchung der Motivik von Psalm 23//.\\ Mainzer Evangelisch-Theologische Zeitschrift SoSe 2021, S. 5-21.\\ Zur Hirtenmetaphorik und den Funktionen von »Stock und Stab« (Abschnitt 5.1.2) am Beispiel des Alten Testamentes im Vergleich mit den Darstellungen auf Rollsiegeln. Der Stock erscheint hauptsächlich als Schlagwaffe (Keule) (Num 22,27; Jes 9,3; Sam 17,34f.), während der Stab als multifunktionales Werkzeug des Hirten (Ps 23,4; Mi 7,14; Sach 11,7; Lev 27,32) erscheint. Davon metaphorisch übertragen wird er zum Zeichen der Wanderschaft (Mk 6,8) und Sicherheit (Ps 23,4d), als Zeichen des richtenden Herrschers (Jes 11,4) und für Gerechtigkeit (Hebr 1,8), als Insignie (Ps 110,2) und Zepter des Herrschers (Gen 49,10), der damit auch Wunder vollbringt (Ex 4,17;7,17–21); zum Bestrafen von Völkern (Jes 14,29) und Gottlosen (Ps 125,3). Diese Bedeutungen finden sich in Ägypten ebenso wie im sumerischen Raum. Als auet-Zepter (heqa, ḥq3) ist der Hirtenstab altägyptische Insigne seit dem Alten Reich (2707–2216 v. Chr.) bekannt ((''Satzinger, Helmut'' 1938-\\ //Der Heilige Stab als Kraftquelle des Königs//\\ Versuch einer Funktionsbestimmung der ägyptischen Stabträger-Statuen.\\ Wien: Schroll, 1982)) und steht für die Bedeutung des Hirten als Vorbild eines Herrschers und des Viehs als wirtschaftlicher Basis. //heqa// ḥq3 ist die altägyptische Bezeichnung für Herrschaft und bezeichnete ursprünglich als `Hyksos´ ausländische Herrscher der Hirtenvölker aus dem vorderasiatischen Raum ((Zum Hirtenvolk der //Hyksos// siehe\\ ''Manfred Bietak''\\ //Hyksos//. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 377)).\\ Das mit heqa fast identische Zeichen //heka// ḥk3 steht für `Magie´ und wird durch das //was-Zepter// symbolisiert, einen »Schlangenstab«, wie er seit etwa 3.600 v. Chr. belegt ist. ((Dazu ausführlich\\ ''Frank Förster''\\ //Der Abu Ballas-Weg: Eine pharaonische Karawanenroute durch die Libysche Wüste//\\ 28 Africa Praehistorica, Heinrich-Barth-Institut, Köln 2015, S. 265-266, dort auch Belege für die Funktion als Gerät zum Schlangen fangen\\ ''William J. Cherf''\\// The Function of the Egyptian Forked Staff and the Forked Bronze Butt. A Proposal//\\ In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde. 109, 1982, ISSN 0044-216X, S. 86–97.)). Seiner Funktion nach (Schlangen fangen) ist er älter als der Hirtenstab (Ziegen fangen). Die Bibel erhöht den Krummstab vom Herrscherstab zum Gottesstab beim Kampf von Moses und Aaron gegen die pharaonischen Magier vor dem Auszug aus Ägypten. Die Bibelexegeten sind sich uneins, wie viel Stäbe dabei nun eigentlich im Spiel waren; die Bibelübersetzer zogen sich meist aus der Affäre, indem sie die hebräischen Umschreibungen meist als `Stab´ vereinheitlichten. Dennoch zieht sich ein erkennbarer Dualismus der Stäbe von den ägyptischen Stäben Ober- und Unterägyptens über Moses und Aaron zu den jeweils zwei Stäben der zwei Oberhäupter der christlichen Kirchen: | | Unterägypten | Oberägypten | | | heqa ḥq3 | heka ḥk3 | | | auet-Zepter | was-Zepter| | | Krummstab | Taustab | | | Herrschaft | Magie | | | rulers| dignitaries | | | Pharao | Magier| | | Jannes | Jambres | | | Moses | Aaron | | | Bischof | Papst | | | Virga pastoralis| Ferula | | | (Krummstab) | Kerykeion\\ Dikanikion| === Die Stäbe von Moses und Aaron === Hirtenstab und Ferula finden ihre biblischen Vorbilder in den Stäben von ''Moses'' ((''Klaus Magnoli, Franka Foresti''\\ //Mose - Stab und Schlange: Eine objektbasierte Untersuchung zu seiner Person und zum Exodus//\\ BoD 2015\\ ''Carl Friedrich Keil''\\ Biblisc//her Commentar über die Bücher Mose's//\\ Dörffling und Franke, 1861, u.a. S. 314)) und ''Aaron'' ((''Heinrich Valentin''\\ //Aaron: eine Studie zur vorpriesterlichen Aaron-Überlieferung//\\ Universitätsverlag, 1978\\ ''W.H. Propp''\\ //The Rod of Aaron and the Sin of Moses//\\ JBL 107, 1988, 19-26 )), die mit ihren Stäben gegen die beiden ägyptischen Zauberer ''Jannes'' (der von Gott Gesandte) und ''Jambres'' (der Widerspenstige) (2 Tim., 3,8) und deren Stäbe kämpfen. Alle vier haben ähnliche Eigenschaften, sind vergleichbar stark und können ihre Stäbe in Schlangen verwandeln und zurück ((''Hans Egli''\\ //Das Schlangensymbol: Geschichte, Märchen, Mythos//\ Patmos, 2003\\ ''Karl-Heinz Hunger''\\ //Der Äskulapstab: zur Funktion präsentativer Symbole in der Kommunikation//\\ Spiess, 1978 )). Moses ist wie Jannes von Gott gesandt, [[https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/11012/|Aaron]] und Jambres sind `widerspenstig´. Alle vier treten als Magier auf, also als `Wissende´, Heiler, Priester. Letztlich siegt Moses mit dem von Gott erhaltenen Hirtenstab (2 Mose 4,2-5). Dieser ist stärker als die `heidnischen´ Schlangenstäbe der Magier ((Magische Praxis wurde in Israel ausgeübt, siehe S. 181 in: \\ ''Heinrich Valentin''\\ //Aaron: eine Studie zur vorpriesterlichen Aaron-Überlieferung//\\ Universitätsverlag, 1978)). Zwar siegt der Gottesstab (Hirtenstab, virga) des Moses über die Magierstäbe (Schlangenstäbe), doch führt Aaron weiterhin den Magierstab als Hohepriester: Herrscher und Hohepriester besetzen zwei Ämter. Der Stab des Pharao wurde nach seinem Tod __vor__ dem Sarkophag abgelegt. Der Stab des Hohepriesters Aaron wurde __vor__ der Bundeslade abgelegt; die Stäbe von Papst (Ferula) und Patriarch (Kerykeion) werden ihnen vorangetragen - anders als der Krummstab. Der Vorgang lässt sich so deuten, dass die Personalunion von Herrscher und Hohepriester, die der Pharao verkörpert, getrennt wird: Der gekrümmte Hirtenstab kennzeichnet den Herrscher und Beschützer, die hohle Ferula den Magier und den Hohepriester. ==== Die Stäbe der christlichen Kirchen ==== Nach dem Tod des heiligen ''Patrick von Irland'' (461 oder 493) entstand die Legende, er habe mit seinem Stab die Insel von Schlangen befreit, eine Metapher für die Vertreibung des heidnischen Glaubens. Der älteste erhaltene Abtsstab ((''Andreas Staehelin''\\ //Herkunft und Entwicklung des Baselstabs bis zum Ende des [[wiki:reisegenerationen#14. Jahrhundert|14. Jahrhunderts]]//\\ in "Der Baselstab", publiziert im Basler Stadtbuch 1975, Christoph Merian Stiftung (Hg.), Helbing & Lichtenhahn, Basel 1976, S. 148-156\\ ''Stékoffer, Sarah''\\ //La crosse mérovingienne de Saint Germain, premier abbé de Moutier-Grandval//\\ Porrentruy : Office du patrimoine historique et Société jurassienne d'émulation, 1996; Cahiers d'archéologie jurassienne 6 )) ist ein Krummstab aus der Tradition der iroschottischen Wandermönche, der Stab des Heiligen ''Germanus von Trier'' (612 - 675), Abt des um 640 nach den Regeln des ''Columban von Luxeuil'' gegründeten Klosters Moutier-Grandval (Münster-Granfelden). Columban verließ als erster irischer Mönch mit einigen Begleitern die Britischen Inseln mit dem Ziel, auf dem Kontinent den christlichen Glauben zu verbreiten. Nach seinem Tod 615 vermachte er seinen Krummstab dem ''Gallus'' ((Vita Galli, ed. ''Bruno Krusch'', //Monumenta Germaniae Historica//, Scriptorum Rerum Merovingicarum 4. Hannover 1902; hier: Kap. 26, 270f.)), wie er ein irischer Wandermönch, der Sankt Gallen gründete. Die damit eingeleitete iroschottische Mission ging nicht vom Papst in Rom aus, sondern orientierte sich an der [[wiki:peregrinatio_propter_deum|peregrinatio]] als Lebensform und stand damit auch im Gegensatz zu den Klostergründungen nach der regula benedictio. Ein in der christlichen Kirche liturgisch verwendeter Stab wird erstmals 623-633 erwähnt ((''Franz Xaver Kraus, Joseph Sauer''\\ //Geschichte der christlichen Kunst//\\ Herder Freiburg im Breisgau 1896, S. 500 - 501 mit der Abb. des Taustabes des Heiligen Heribert)) und entwickelte sich langsam zum heutigen Krummstab als //Abt- und Bischofsstab// ((''Josef Höfer, ‎Karl Rahner, Michael Buchberger''\\ //Lexikon für Theologie und Kirche//\\ Band 2, S. 509 Herder, 1957)); er steht für `lenken, aufrichten, strafen´ ((Huic (Episcopo) autem dum consecratur datur baculus, ut ejus inclicio subditam plebem vel regat vel corrigat, vel infirmitates sustineat)) und zeigt mit seinen Namen - oft mit dem Zusatz pastoralis - : * seinen natürlichen Ursprung aus lat. //virga//, also `Rute, Zweig, Ast, Gerte´ * seinen primären Zweck als lat. //pedum//, also `Krücke, Stütze´ ((κορύνη, Theoc. 7.43 s. William Smith: A Dictionary of Greek and Roman Antiquities 1890)) * seine Werkzeugform als lat. //baculus retortus//, also `krummer Stab´ * und gr. //καμπύλη//, also `krummer Stab´ ((''Franz Bock''\\ //Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters//\\ Band 2, Cohen, Bonn 1866. Kap. [[https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bock1866bd2/0234|Der bischöfliche Stab]] S. 218-231 mit speziellen Literaturhinweisen\\ ''Brinkmeyer''\\ //Glossarium diplomaticum zur Erläuterung schwieriger ... Wörter und Formen//\\ Band 1 Wolfenbüttel 1856)) * sowie seine Herstellungsweise als //cambuta// ((cambutta, cambuca, cambucca, gambutta, gabuta, cambotta, camputa, camboca, sambuca - siehe [[http://ducange.enc.sorbonne.fr/CAMBUTA|Glossen]] )), also aus indogermanisch //kam-p-// `biegen'. 33 Tau-Stäbe europäischer Herkunft zwischen Portugal und Skandinvien sind erhalten und stammen aus de 8. bis 12. Jahrhundert (( ''Dąbrowska, E.'' //Le Tau — Un Attribut ou un Insigne Liturgique?//\\ Acta Archaeologica, 58.2 (2007), 341-363.)). Die vielen reisenden irischen Wandermönche dürften den Krummstab im fränkischen Raum bekannt gemacht haben. Erst danach erscheint der Krummstab kirchlich und päpstlich, während die Lebensform der [[wiki:wandermoench|Wandermönche]] verdrängt wird von der [[wiki:stabilitas_loci|stabilitas loci]]. Danach kam der //Krummstab// der Äbte und Bischöfe vom Papst. Der Papst der römischen Kirche hat wie der Patriarch der Ostkirche ursprünglich zwei Stäbe geführt. === Die Ferula des Papstes der römischen Kirche === Der Stab des Papstes wird im [[wiki:reisegenerationen#9. und 10. Jahrhundert|10. Jahrhundert]]//»ferula quam manu gestabat«// ((''Franz Xaver Kraus, Joseph Sauer''\\ //Geschichte der christlichen Kunst//\\ Herder Freiburg im Breisgau 1896, S. 500 - 501)) genannt und ist __kein__ Hirtenstab wie ihn die Bischöfe tragen sondern eine Ferula "ex apparatu imperiali", also vom römischen Kaiser übernommen. Der Papst bedient sich des Bischofsstabes nur dann, wenn er sich auf dem Gebiet der Diözese Trier befindet, also dort wohin der Legende nach ''Petrus'' seinen Hirtenstab an ''Eucharius'' - den ersten Bischof von Trier - übergeben hat. Dieser //Petrusstab// wird heute im Limburger Domschatz aufbewahrt ((Überlegungen dazu bei Innocenz III., lib. I, de Mysterio Missae, cap. 62, und beim hl. Thomas von Aquin (q. 3, a. 3, d. 24, lib. IV. Sent.\\ ''Rolf Lauer''\\ //Stab// (sogenannter Petrusstab). In: Peter van den Brink, Sarvenaz Ayooghi (Hrsg.): Karl der Große – Charlemagne. Karls Kunst.\\ Katalog der Sonderausstellung Karls Kunst vom 20. Juni bis 21. September 2014 im Centre Charlemagne, Aachen.\\ Sandstein, Dresden 2014, ISBN 978-3-95498-093-2, S. 200–202.\\ ''Franz Bock''\\ //Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters//\\ Band 2, Cohen, Bonn 1866\\ Kap. //[[https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bock1866bd2/0234|Der bischöfliche Stab]]// S. 218-231 mit speziellen Literaturhinweisen\\ ''Philippe Depreux''\\ //Der Petrusstab als Legitimationsmittel//. Zu Kommunikation, Erinnerungskultur und Autorität im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter ]] \\ in: Geschichtsvorstellungen. Bilder, Texte und Begriffe aus dem Mittelalter.\\ Festschrift für Hans-Werner Goetz zum 65. Geburtstag, hrsg. von Steffen Patzold, Anja Rathmann-Lutz und Volker Scior,\\ Wien [u. a.] 2012, S. 412–430)). Tatsächlich nutzte der Papst den Krummstab noch bis um 1200 ((''Franz Xaver Kraus, Joseph Sauer''\\ //Geschichte der christlichen Kunst//\\ Herder Freiburg im Breisgau 1896, S. 500 - 501 )). Statt des Krummstabes ist die »Ferula« (lat. Gerte, Rute, Stock) gerade und in den ältesten Darstellungen oben kugelförmig verdickt ((''Pierre Salmon''\\ //Mitra und Stab. Die Pontifikalinsignien im römischen Ritus//\\ Mainz, 1960 S. 96 f. )) - so wie der Petrusstab. Zum //Kreuzstab// wurde die Ferula erst später, zumal das Kreuzzeichen als christliches Symbol sich erst im angehenden [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter ]] entwickelte. Formal entspricht die Ferula des Papstes als Oberhaupt der Westkirche dem //Kerykeion// des Patriarchen als Oberhaupt der Ostkirche. Beide sind //Rohrstöcke//, weil sie ursprünglich aus einer pseudo-verholzenden Pflanze hergestellt wurden, etwa aus Riesenfenchel (ferula communis) (( //Il Calamo E La Ferula: Collana Di Letteratura//\\ Chieti: Solfanelli, 1989)). === Kerykeion und Dikanikion des Patriarchen von Konstantinopel/Byzanz === Die altgriechische Stabbezeichnung //Kerykeion// (κηρύκειον kērýkeion) leitet sich mythologisch ab von einem Priestergeschlecht Kerykes, das von ''Keryx'' abstammt, dem Sohn des ''Hermes'' (daher auch κῆρυξ kēryx `Herold´) und der ''Pandrosos'' und bezeichnete ursprünglich das Amt der Opferschlächter ((''Pierer''\\ //Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit//\\ Band 8, 1851\\ ''Otto Adalbert Hoffmann''\\ //[[https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/pageview/5865958|Hermes und Kerykeion]]//\\ Studie zur Urbedeutung des Hermes\\ 52 S., N.G. Elwert Marburg 1890)). Der Stab des Hermes ist der `Caduceus´, also ein Tau-Stab; auf den ältesten Abbildungen noch ohne die später typischen Schlangen. Die griechische Stabbezeichnung //Dikanikion// verweist vielleicht auf ''Dike'', die Göttin der Gerechtigkeit, die ihren Stab zum Züchtigen einsetzte ((''Pausanias'' 5, 18, 1)), ist vielleicht auch zu verstehen über [[wiki:sendung|angelos]] = diakonos. Diesen »Stab des Patriarchen« - also des Oberhauptes der Ostkirche - führte dieser __neben__ dem Hirtenstab ((''Heinrich August Pierer''\\ //Universallexikon der Gegenwart und Vergangenheit//\\ Bände 7-8, 1841\\ //Allgemeine Realencyklopädie//, oder Conversationslexikon für alle Stände\\ Band 4 Georg Joseph Manz, Regensburg 1867\\ ''Frank Kämpfer''\\ //Dikanikion - posox: Some Considerations on the Royal Staff in Muscovy//, in: FOG 24(1978) 9-19)). Dieser Stab zeigt ([[http://pandektis.ekt.gr/pandektis/handle/10442/64740|Abb]].) oben zwei gegeneinander gerichtete Schlangen (die oft auf eine T-Form reduziert sind) ((''Ernst Benz''\\ //Patriarchen und Einsiedler: der tausendjährige Athos und die Zukunft der Ostkirche//\\ E. Diederichs, 1964)) sowie sechs »Knöpfe« (Verdickungen, Knoten) auf seiner ganze Länge, die auf einen Rohrstock wie die Ferula hinweisen. ==== Die Stäbe und Säfte der Steckenkräuter ==== === Ferula, Thyrsos und Narthex === Seit dem [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] dient //Ferula// als Gattungsname der `Steckenkräuter´ in der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) mit mehr als 150 Arten zwischen dem Mittelmeerraum und Zentralasien. Ursprünglich bezeichnete `Ferula´ lediglich die Fenchelpflanze `sesel´ und ist in diesem Sinne wahrscheinlich ein Lehnwort aus dem Arabischen `fiyārlah´ ((''Andreas Karbstein''\\ //Die Namen der Heilmittel nach Buchstaben//\\ Edition eines arabisch-romanischen Glossars aus dem frühen [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]]\\ Droz, Genf 2002, Diss. Köln, 2001, =Kölner romanistische Arbeiten, 81, hier: S. 172, 119, 132, 91-92, 146)). Der //Riesenfenchel// (heute: ferula communis) lieferte einen hohlen Stab, gerade gewachsen und mit den typischen Verdickungen (Knoten) eines Rohrstängels oder Rohrstocks. ''Theophrast'' ((h. plant. 6, 2, 8f., Plin. nat. 13, 123)) beschreibt diese //Ferula communis//, den bis zu drei Meter hohen und gelb blühenden Riesenfenchel mit einem zwar hohlen, doch stabilen Stängel, dieser heißt bei ihm //Narthex// (griechisch νάρθηξ) oder //Thyrsos// ((''J.F. Murr''\\ //Die Pflanzenwelt in der Griechischen Mythologie//\\ Wagner Innsbruck 1890\\ S. 231 »Die heilige Pflanze des Prometheus«)). Auch ''Euripides'' benutzt in seiner Tragödie //die Bakchen// die Bezeichnungen //Thyrsos// und //Narthex// synonym für Fenchelstängel. Ferula, //Thyrsos// und //Narthex// sind fremde Lehnworte im Griechischen, weil sie mit Eigenschaften verbunden sind, die den Griechen neu waren. Es sind drei verschiedene Namen, weil hinter der gleichen Pflanzenart drei verschiedene Zwecke stehen. Der Stängel dieser pharmazeutisch und ökonomisch wertvollen Pflanze ((Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen, Springer 17 Bände)) wurde zum Symbol für die Macht des Heilens und zum Kennzeichen der Magier. Beschränkt auf den medizinischen Aspekt wurde er zum Äskulapstab (Caduceus) mit den zwei Schlangen und als hohler Rohrstängel (Ferula) zum Behälter (Narthex) für Arzneien (Galbanum) und Bücherrollen; in einer solchen bewahrte ''Alexander der Große'' seine Ilias von //Homer// auf ((''Plinius'' Hist. nat. 7.29)). Und `Narthex´ hießen auch die medizinischen Werke von ''Heras'', ''Cratippus'', ''Soranus''. === Die Ferula als Zuchtrute === Die Rute zum Züchtigen der Kinder und Sklaven wird bereits im Alten Testament erwähnt ((2Mo 21:20, Spr 10:13, 23:13-14, Apg 16:22; in (Richt. 3, 31) als //Malmed// von //lamad// `lernen´)) und im Persischen (( مقفعة miqfaʻat)); es gab sie bis in die Neuzeit, wahrscheinlich in den meisten Haushalten; mit dem »Tatzenstecken« gab es Schläge auf die Handflächen oder Fingerspitzen, in Deutschland noch bis 1970. Die Ferula war in der römischen Antike das mildeste Werkzeug zum Strafen und Züchtigen für Sklaven ebenso wie für Kinder und insbesondere in der Schule als »Zepter der Pädagogen« ((sceptrum paedagogorum, Mart. 10,62,10\\ ''Oskar Jäger''\\ //Lehrkunst und Lehrhandwerk:// aus Seminarvorträgen\\ Kunze, 1897; Rohrstock S. 249 ff.\\ ''Christian Hünemörder'' u.a.\\ //Narthex//\\ in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik etal. Consulted online on 31 August 2020 )). »Warte nur, die Ruthe ist schon eingeweicht.« ((Eine (manchmal) scherzhafte Drohung, K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörterlexicon)), denn der getrocknete und wieder eingeweichte Rohrstängel der Ferula wurde elastisch und die Schläge waren schmerzhaft; trocken zerbrechen sie extrem laut ohne weh zu tun, solche Schläge waren scherzhafter Natur. Im deutschen Dialekt gab es das `Batzen**ferl**´ ((//Die deutschen Mundarten//\\ Eine Monatschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Begründet von J.A. Pangkofer, fortgesetzt von G.K. Frommann. Nürnberg 1857, Band 4, S. 50)) und im Englischen heißt der Rohrstock heute noch //ferule// im Sinne von `Zuchtrute´; fachsprachlich ist die //Ferrule// eine Metallhülse am Stabende. Vor diesem Hintergrund wird Ferula wird oft von lateinisch //ferire// `schlagen´ hergeleitet. Das klingt belastbar, wird aber etymologisch abgelehnt ((''Helmut Genaust''\\ //Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen//\\ 3. Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, S. 247)). Seltsamerweise wird auch die Vorhalle von Kirchen architektonisch mit Narthex und Ferula bezeichnet. Diese Vorhalle war für die Büßenden vorgesehen, die die Kirche nicht betreten durften und stattdessen angesichts eindringlicher Bilder - oft sind dort die drei //Jünglinge im Feuerofen// abgebildet - büßen sollten. Im Sinne von Narthex würde dort das Feuer aufbewahrt, im Sinne einer Ferula wäre es plausibel, dass sich die Büßenden hier möglicherweise mit der Ferula schlugen und sühnten ((''Jules Gailhabaud''\\ //Denkmäler der Baukunst//: Denkmäler des Mittelalters\\ Band 2, Meissner, Hamburg 1852, S.75, Fußnote)). Die Selbstgeißelung als Buße und Sühne ist alt, denn »Flagellanten« gab es bereits im jüdischen Glauben, bei den Dionysien und im Isis-Kult.\\ Architektonisch vergleichbar ist der //Gawit// ((auch: Schamatun, Zhamatun)) bei armenischen Kirchen. Dieser ist als Ort der Rechtsprechung belegt ((Inschriften an den Wänden der zerstörten Apostelkirche von Ani)) und als Ort für Unterricht; in den Wandnischen wurden Bücher aufbewahrt.\\ Dem entspricht der //Litai// der byzantinischen Architektur. Litae Λιταί sind in der griechischen Mythologie ((Homer, Ilias, Buch 9)) Töchter des Zeus mit heilenden Kräften die durch die Gebete der reuigen Sünder wirksam werden. === Thyrsos: Der Rohrstock als Behälter === Mit diesem Stängel konnte man zwar schlagen, aber kaum verletzen und so wurden solche Rohrstöcke zum scherzhaften Schlagen beim wildem Feiern (Bacchanalien, Dionysien, Karneval) eingesetzt, dann aber meist //**Thyrsos**// genannt, weil dieser Name das hohle Rohr in seiner Nutzung als Trinkgefäß für `(neuen) Wein´ (hebr. j'ajin chadash für kultische Zwecke) bezeichnet und aus dem Ugaritischen und Hethitischen ins Griechische gelangt ist ((A Gregorio del Olmo Lete, Joaquín Sanmartín\\ Dictionary of the Ugaritic Language in the Alphabetic Tradition, 3.A. 2015, siehe `trt´ `Most, neuer Wein´ > `ti-ri-su´ > `tuwarsa´ mit Verweis auf die Belegstellen sowie\\ ''José-Ángel Zamora''\\ //La vid y el vino en Ugarit//\\ Banco de Datos Filológicos Semíticos Noroccidentales, Monografias 6 (2000), Topoi. Orient-Occident Année 2001 11-2 S. 671-688, Fußnote 22)). Teile des Kultes haben sich im Brauchtum bis heute erhalten. Auf der Insel Naxos stellen die Hirten (koudhounáti) aus dem Riesenfenchel »sómbes« her, die den Thyrsos-Stäben genau gleichen und tanzen damit beim Karneval lärmend durch die Straßen von Apíranthos. Der heutige Karneval soll auf die Dionysien zurückzuführen sein. Nach ''Isidorus Hispalensis'' (ca. 560 - 636) hat der römische Weingott ''Bacchus'' (gr. Bakchos, Βάκχος) den Stab (baculus) eingeführt ((Etymologiarum libri XX. //De penu et instrumentis domesticis et rusticis//. Caput XIII. DE RELIQUIS QUAE IN USU HABENTUR:\\ »Baculus a Bacco repertore vitis fertur inventus, quo homines moti vino inniterentur. Sicut autem a Bacco baculus, ita a baculo bacillum per diminutionem.« Der etruskische Vorläufer des Bacchus ist Fofluns und wird nicht mit dem Thyrsos dargestellt.)). Die Bacchanten (auch: Narthekophoren, Thyrsophoren) nutzten den »Bacchos« bei den eleusinischen Mysterin ebenso wie Anhänger des griechischen Weingottes Dionysos den //Thyrsos// bei den Dionysien ((umfassend dargestellt in ''Jean Charles Balty''\\ //Thesaurus Cultus et Rituum Antiquorum//\\ Published by Getty Publications\\ Band V, Abschnitt Kultinstrumente S. 384-396\\ ''Ingrid Krauskopf''\\ //Thysthla, Thyrosoi und Narthekophoroi//\\ Anmerkungen zur Geschichte des dionysischen Kultstabes\\ in: Thetis, 8 (2001), S. 47-52)) und feierten die Hochzeit von Dionysos und Ariadne. Beide Kulte zeichneten sich aus durch zügellose Ausgelassenheit, im Sinne von `Wein, Weib und Gesang´ ((''Otto Rank''\\ //Der Stab als Phallussymbol//\\ S. 104, Fußnote 1, in: Psychoanalytische Beiträge zur Mythenforschung: Gesammelte Studien aus den Jahren 1912 bis 1914)). === Narthex: Der Rohrstock als Feuerzeug === Als **//Narthex//** ((''Walter Hatto Groß''\\ //Narthex//\\ In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 1577f.\\ ''Werner Hartke''\\ //Narthex//\\ In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XVI,2, Stuttgart 1935, Sp. 1770–1772.\\ ''Ferdinand-Gaudenz von Papen''\\ //Der Thyrsos in der griechischen und römischen Literatur und Kunst//\\ Dissertation Bonn 1905 Digitalisat\\ ''Paulus Stephanus Cassel''\\ //Aus der Hagia Sophia//\\ Ein akademisches Neujahrs-Programm\\ Erfurt, 1856, darin Kap. 3 `Narthex´, 15-21 ausführlich zum Narthex als Vorhalle der Kirche; zur sprachlichen Herkunft des Namens; und zur Verwendung, immer mit hebräischen Quellen. - Diese Schrift scheint wenig beachtet worden zu sein.)) wird die Bedeutung der Ferula als Behälter (Akkadisch > talm. //nastik// und //nartik// `Büchse´, hebr. nār >Licht, Lampe) für Feuer (arabisch `nar´) ((Behnstedt, Wortatlas der arabischen Dialekte: Band I, S. 434, Kapitel `Feuer´)) betont, denn der Sage nach soll ''Prometheus'' den Menschen das Feuer in einem Fenchelstängel gebracht haben: //»Iápetos’ Sohn (Prometheus), der berühmte, stahl dem allweisen Zeus nun dieses zurück für die Menschen in einem hohlen //Narthex//, dem Donnerfrohen verborgen.«// ((''Hesiod'', Werke und Tage; 567; ''Plinius'' Nat. 7,198)). Tatsächlich läßt sich das trockene innere Mark entzünden und glimmt dann stundenlang ohne das Rohr zu beschädigen. So diente es unter anderem den Seeleuten als Feuerzeug. ((''Fritz Hommel''\\ //Ethnologie und Geographie des alten Orients//\\ Band 2 C. H. Beck, 1904, //Das „Reis“ des Gilgamis// S. 726\\ verbindet den Kult mit dem `Vorherwisser´ Prometheus, der das Feuer im Narthexstängel brachte, mit dem sumerischen `Vorherwisser´ Gilgamesch, der die Pflanze [[http://oracc.ub.uni-muenchen.de/dcclt/cbd/akk/x00000820.html|ildakku]]/nisdakku als Behälter benutzte und verbindet es mit talm. //nastik// und //nartik// `Büchse´. Dagegen wird die Deutung als `Vorherwisser´ heute als volksetymologisch abgelehnt. Stattdessen wird eine Prtoindoeuropäische Wurzel für `stehlen´ postuliert, die sich auch im Vedischen pra math erhalten hat. Pramantha heißt das Werkzeug zum Feuermachen. Siehe: ''Fortson, Benjamin W.''\\ //Indo-European Language and Culture: An Introduction.//\\ Blackwell Publishing 2004, S. 27.\\ ''Dougherty, Carol''\\ //Prometheus.//\\ London 2006: Routledge S. 4. \\ Ein weiterer Deutungsansatz führt nach Indien, denn im Sanskrit steht //[[https://www.sanskritdictionary.com/?q=nartaka|nartaka]]// vieldeutig für: Schilfrohr, eine Waffe aus der Mythologie, einen Herold, eine Tänzerin, die sich bewegt wie ein Schilfrohr im Wind und führt zur indogermanischen Wurzel [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|ner-1(t)-, ]] also ('magische) Lebenskraft'; `Mann', zu der auch die Namen `Nero´ und Nerthus, eine germanische Göttin, gehören.\\ Zu einer vergleichbaren Bedeutung führt auch `virga´.)). Dies zeigt an, dass der Narthex etwas Neues war, das die üblichen griechischen Begriffe für `Behälter´ nicht vermittelten, also etwa der Rohrstängel als Glutbehälter: //»Zu den Wundern Ägyptens ge­hört ein Kraut, das man //al Dis // ((»drei Grasarten« s. Siggel, S. 36)) nennt. ... es wird wie die Kerze angezündet, dann löscht man es aus und es bleibt so die ganze Nacht. Wollen sie es benutzen, so nehmen sie sein Ende und drehen es um wie ein //Michrâq// (miḫrāq, Spielschwert) und es brennte«// (( ''Eilhard Wiedemann''\\ Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften VI.\\ //Zur Mechanik und Technik bei den Arabern//\\ Erlangen: Junge, 1906 , 1- 56, hier S. 54. Der zitierte ''Ibn al Faqih'' beschreibt die Eigenschaften des Narthex als Rohr, Feuerzeug und zum Schlagen, ist aber vermutlich holprig übersetzt.)). Schon die vorchristlichen hebräischen Schriften wie Talmud und Targum erwähnen wiederholt den //Narthek// als `Lichtbehälter´, δηπη ((''Paulus Stephanus Cassel''\\ //Aus der Hagia Sophia//\\ ... \\ Erfurt, 1856, darin Kap. 3 `Narthex´, S. 20)). »Das Sumerogramm GIBIL6, bestehend aus GI „Rohr“ und BIL „Brennen“ wird auch als Götternamen d-GIBIL4 gelesen und als das vergöttlichte „brennende Rohr“, „das brennende Schilf“ gedeutet« ((''Mohammad Ali Hajouz'' \\ //Der Wortschatz der Ebla-Texte// \\ Morphologische und lexikalische Analyse\\ Diss. Universität Jena 2013, hier S. 80)). === Die Säfte der Steckenkräuter: Silphium und Galbanum === Das [[https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/20593/|Galbanum]] (auch: Galmum) der Bibel (Ex 30:34; Sir 24:27) ist ein Harz, das aus »Silphium« gewonnen ((''Else Strantz''\\ //Zur Silphionfrage//\\ Diss. Zürich : C. Brügel, Ansbach 1909; Eine umfassende Analyse, auch gute Abbildungen der Münzen mit dem Silphium\\ ''G.A. Zwanziger''\\ //Culturgeschichtliche Beiträge zur Pflanzenkunde//\\ VI: das Silphium (lat. Laserpitium) von Cyrenaica, in: Carinthia, Band 67, Kleinmayr, Klagenfurt 1877, S. 218-219\\ ''Macé, Antonin''\\ //LES VOYAGEURS MODERNES DANS LA CYRÉNAÏQUE ET LE SILPHIUM DES ANCIENS//\\ Revue Archéologique, vol. 14, no. 1, 1857, pp. 143–160. JSTOR, www.jstor.org/stable/41744479. Accessed 10 Oct. 2020.)) wurde. Die Silphiumpflanze ist aus antiker Zeit als Ferula überliefert und durch Abbildungsvergleiche als solche bestätigt worden (( ''J.L. Tatman''\\ //Silphium, Silver and Strife: A History of Kyrenaika and Its Coinage//\\ Celator 14.10 October 2000:6–24\\ ''Riddle, John M., Amigues, Suzanne''\\ //Le silphium - État de la question//\\ Journal des Savants 2, 2004: 191–226. doi:10.3406/jds.2004.1685\\ ''A.C. Oerstedt''\\ //Beitrag zur Deutung der Silphium-Pflanze//\\ in: Zeitschrift für Ethnologie und ... Hrsg. von A(dolph) Bastian und R(obert) Hartmann, Band 3 Berlin 1871, S. 197- 203 mit bebilderten Vergleichen verschiedener Pflanzenarten und den antiken Abbildungen auf Münzen. )). Deren Saft war wohlriechend (odos), wohlschmeckend und neutralisierte viele Gifte ((Erläuterungen von ''K. Sprengel'' zur //Naturgeschichte der Gewächse von Theophrast// Teil 2, Hammerich Altona 1822, S. 224 - 228 sehr ausführlich)). Als »Mutterharz« wurde es bei Frauenkrankheiten verwendet und erleichterte die Geburt; wahrscheinlich wurde auch ein Verhütungsmittel daraus hergestellt ((''Estes, J. Worth''\\ //Oral Contraceptives in Ancient and Medieval Times//\\ American Scientist. 80 (3) 1992: 226–233)), ebenso Abtreibungsmittel ((''Louis Lewin''\\ //Die Fruchtabtreibung durch Gifte und andere Mittel// Ein Handbuch für Ärzte und Juristen\\ Springer, Berlin 1922)). Im Judentum durfte es nur innerhalb des //Jahwe-Kults// - dessen Hohepriester ''Aaron'' war - als Räucherwerk benutzt werden, formal also dem Weihrauch vergleichbar. Bei den Touareg galt es als »Enthexungsmittel« und wurde bei exorzistischen Riten als Räuchermittel verwendet ((''Hans Ritter''\\ //Dictionnaire Touareg//\\ Otto Harrassowitz Verlag, 2009 )). Die Region um Cyrene wurde damit reich, denn das Harz wurde nach ''Plinius'' mit Silber aufgewogen. Der Stängel dieser pharmazeutisch und ökonomisch wertvollen Pflanze wurde so zum Symbol für die Macht des Heilens und zum Kennzeichen der guten Magie. Beschränkt auf den medizinischen Aspekt wurde er zum Äskulapstab (Caduceus) mit den zwei Schlangen und als hohler Rohrstängel (Ferula) zum zylindrischen Behälter (Narthex) für Wein, Arzneien (Narthecium), gerollte Dokumente und als Feuerzeug; er diente zur Vertreibung böser Kräfte insbesondere nach dem Ende des Winters in Bacchanalien, Dionysien und im Karneval, war Lebensrute und Zuchtrute. * Hebräisch //Chelbeneh// > griechisch //Chelbane// ((Theophrast)), //Chalbane// > //Galbanum// erklärt sich aus hebr. //chelb// `Milch, Schleim, Gummi´ und könnte durch lateinisches //galbanus// `grüngelb´´ geformt worden sein (( ''Ludwig August Kraus''\\ //Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon oder Erklärung des Ursprungs der aus dem Griechischen, dem Lateinischen und aus den Oriental. Sprachen in die Medicin// ...\\ Deuerlich & Dieterich, Göttingen 1844, S. 403 f.\\ ''Helmut Genaust''\\ //Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen//\\ Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1976, S. 175 )). * Die Griechen nannten die der Petersilie ähnlichen Blätter `maspetum, maspeton´; Stängel/Wurzel `magydaris´, die Pflanze `metopium´. * Die Römer nannten den Saft //Laserpitium// und das Harz //Laser//. * Die Touareg nannten es //Fásūh, Hilbina// ((s. ''Ritter'', //Dictionnaire Touareg//)). === Exkurs: Die Nachfolger des Silphium === Das antike Wundermittel Silphium wuchs ausschließlich in der heutigen libyschen Provinz Kyrenaika an der Grenze zu Ägypten. Hier lebten Berber, es herrschten Phönizier, Griechen und Ägypter; diese Kulturen nutzten die Pflanze. Nach dem Aussterben dieser Pflanze suchte man nach Pflanzensäften und Harzen bei verwandten Arten, auch solchen aus entfernteren Regionen wie Syrien, Iran und Pakistan, etwa //Ferula gummosa// ((''M. Mahboubi ''\\ //Ferula gummosa, a Traditional Medicine with Novel Applications//\\ J Diet Suppl. 2016 Nov;13(6):700-18. doi: 10.3109/19390211.2016.1157715 )), so dass zwar weiterhin Galbanum angeboten wurde, jedoch waren diese Sorten nicht identisch mit dem antiken Galbanum (( ''ʻAbd Allâh ibn Aḥmad al-Mālaqī Abū Muḥammad Ibn al-Bayṭār; Joseph von Sontheimer''\\ //Grosse Zusammenstellung über die Kräfte der bekannten einfachen Heil- und Nahrungsmittel// von Abu Mohammed Abdallah Ben Ahmed aus Malaga bekannt unter dem Namen Ebn Baithar\\ Hallberger'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1840-1843, 2 Bde.\\ hier:\\ //Sikbinadsch//, ein Harz aus der Ferula Persica\\ //Kinnah// (=Elkinnat) oder Baderd, Bubon, Metopion, persisch Barzat, griechisch Chalbane \\ //Kana// für die Ferula communis, im westlichen Afrika Elkalch, bei den Griechen Nardex und Mathobium )). Es ist daher nicht offensichtlich, welche Bezeichnungen sich wann und wo auf welche Ferualaart oder welches Harz beziehen ((''Helga Venzlaff''\\ //Der marokkanische Drogenhändler und seine Ware//\\ ein Beitrag zu Terminologie und volkstümlichen Gebrauch traditioneller arabischer Materia medica\\ Franz Steiner, Wiesbaden 1977; s. insbesondere den Beitrag zu l-fasuh S. 118 ff.\\ Eine umfassende Darstellung der Ferulaarten im Orient und deren Begriffen in:\\ ''Franz Stuhlmann''\\ //Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika ...//\\ D. Reimer, Berlin 1909, S. 608-611 zu Ferula Asa-foetida L., - galbaniflua B.B., - Sumbul H. u.a.\\ ''Harald Othmar Lenz''\\ //Botanik der alten Griechen und Römer ... //\\ Gotha, 1859, S. 563-565 über Ferula communis, - nodiflora, - ferulago, - persica, - asa foetida, - opopanax\\ ''Jacobus Jacobi'' etal.\\ //D. Jacobi Theodori Tabernaemontani New und Vollkommen Kreuterbuch//\\ 2 Bde. Dreutel, Frankfurt am Main 1625 mit umfangreichen Darstellungen und Angaben auch zu arabischen Bezeichnungen in Band 1: Laserpitium, 209-213, Galbenkraut und sein Gummi, 213-217; Gummi Ammoniaco 217-222; Ferulkraut 222-224; )). Die Vieldeutigkeit gab es bereits in der Antike. Bereits ''Theophrast'' ((''Theophrast''\\ //Historia plantarum//\\ Buch 6, Abschnitt 3, 7)) verwies darauf, dass es im syrischen Raum die Pflanze //Magydaris// ((Magydaris Tomentosa, ein Doldenblütler wie die Ferula aus einer verwandten Familie )) gäbe, die zwar kein Silphium sei, jedoch auch so genannt würde. Diese Verhältnisse haben sich in Algerien erhalten((''Jean-Odon Debeaux''\\ //Flore de la Kabylie du Djurdjura//\\ P. Klincksieck, Paris 1894, hier S. 155 und 157\\ DOI https://doi.org/10.5962/bhl.title.10953)): * Magydaris tomentosa Koch = Kabyl. Berb. //Ouffel//; Arab. //K'elakh, Kelek'h// * Ferula communis = Kabyl. Berb. //Ouffal//; Arab. //Kelkha, Besber-Ar'ami// Die vielen Ferulaarten im arabischen Sprachraum ((Die Ferulaarten sind in der Regel mehrjährig, vertragen keinen Schatten, wachsen auf sandigen bis festen Böden und vertragen Trockenheit. Sie sind mehr oder weniger medizinisch nutzbar, manchmal auch essbar.)) führen zu einer kaum überschaubaren Begriffsvielfalt mit arabischen, persischen und berberischen Wurzeln ((''Abū al-Walīd Marwān Ibn Janāḥ; Gerrit Bos; Fabian Käs; Mailyn Lübke; Guido Mensching''\\ //Marwān ibn Janāḥ//, On the nomenclature of medicinal drugs (Kitāb al-Taalkhīṣ)\\ Edition, Translation and Commentary, with Special Reference to the Ibero-Romance Terminology\\ Brill, Leiden 2020\\ ''Alfred Siggel''\\ //Arabisch-deutsches Wörterbuch der Stoffe//\\ Akademie, Berlin 1950)): * //kašam kunğah, šiminjti qanah, zarī´ aθu `il kalhu, zawfirrāh// ((''Andreas Karbstein''\\ //Die Namen der Heilmittel nach Buchstaben//\\ Edition eines arabisch-romanischen Glossars aus dem frühen [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]]\\ Droz, Genf 2002, Diss. Köln, 2001, =Kölner romanistische Arbeiten, 81, hier: S. 172, 119, 132, 91-92, 146; `zaw´ Feuer in Usbekistan, Afghanistan s.Behnstedt I, 434 )), //Kalh//, //Kelkha//, syrisch //qelahllaha//\\ * Im marokkanischen Arabisch heißt das Harz: //ilk el kelakh, علك الاكلخ, Fessoukh, Ouchk // oder ähnlich zur Wurzel //L-fasuh,// Ammoniacum, Gummiharz von Ferula communis,\\ jedoch //l-hantita,// Asant, Gummiharz von Ferula Assa (asa `hart, dürr´) foetida ((Helga Venzlaff\\ Der marokkanische Drogenhändler und seine Ware\\ ein Beitrag zu Terminologie und volkstümlichen Gebrauch traditioneller arabischer Materia medica\\ Franz Steiner, Wiesbaden 1977; s. insbesondere den Beitrag zu l-fasuh S. 118 ff.)) * in Andalusien //Elkinnat// (( '' 'Abd Allāh ibn Aḥmad Ibn al-Bayṭār''\\ //Grosse Zusammenstellung über die Kräfte der bekannten einfachen Heil- und Nahrungsmittel//, Band 2, Hallberger'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1842, s. Gummi ammoniacum )) In der Gegenwart finden sich für die //ferula communis// die Bezeichnungen ((''Nsekuye Bizimana''\\ //Traditional Veterinary Practice in Africa//\\ GTZ Eschborn 1994 )): * Marokk. Arabisch: //Besbâs h'arami, Kelkh(a), Kechboûr; // * Marokk. Berber.: //Aboubal, Aouli, Kechbour, Ouffal, Taddrat (die Dolde), Taggou(e)lt, Tarel'ra, Touf(f)alt, Zekelak // * //Boubal ((Trabut, [[https://uses.plantnet-project.org/f/index.php?title=Trabut,_R%C3%A9pertoire:_F&oldid=275592|Répertoire: F]]. (2018, août 1). PlantUse Français . Retrieved 14:41, octobre 10, 2020 )), Fassoukh, Takoult, Lkellikha// (([[http://www.eastafricanplants.senckenberg.de/root/index.php?page_id=47&id=9803|Senckenberg-Institut]])) * //Anatheka// (Zypern), //Ferolaggine, Finachiaccio, Finocchiacchio// (Italien), //Canaheja// (Spanien) ((''Noursaid Tligui''\\ //Ferula Communis Variety Brevifolia Intoxication of Sheep//\\ A study of the coagulopathy\\ Diss. University of Minnesota 1992, S. 11)) Identisch bei wechselhafter Schreibung erscheinen: * für //Kalh//: K'elakh, Kelek'h, Kelakha كلخة|, Kelkh(a), Lkellikha * für //Qanna//: qinna, Elkinnat, (šiminjti) qanah, qanā * für //Galbanum//: Chalbani, Chelbeneh Identisch bei unterschiedlichen Sprachwurzeln sind : * arabisches Kalh, assyrisches Qanna, Qanu (assyr.), Käneh (hebr.) * Asal (( akk. ašlu(m) „Binse, Seil“, ar. asal „Rohr, Binse“, aram. ašlā, syr. īšlā „Seil“, s. S. 83:\\ ''Mohammad Ali Hajouz'' \\ //Der Wortschatz der Ebla-Texte// \\ Morphologische und lexikalische Analyse\\ Diss. Universität Jena 2013)) al-quinna `Galbanumhonig´ mit röm. Laserpitium als flüssigem Galbanum `qinna sā‘ ila´ === Namen, Produkte und Pflanzenarten === ^Name ^ identisch mit^ Produkt ^ Botanisch ^ ^ Anedjouane\\ انجعان | Angudān\\ Anjudān | Blätter?| [[http://legacy.tropicos.org/Name/1702726 |Ferula assa-foetida L.]], Apiaceae\\ Teufelsdreck, Devil's Dung| ^ Hantita | Hiltīt, Hinetite حينطيط | Harz| Ferula Asa foetida| ^ `ud ar-riqqa | Mahrāt| Wurzel| Silphium? Ferula Asa foetida?| | | | | ^ Kalh (1) | Kelakha كلخة | Pflanze| [[http://legacy.tropicos.org/Name/1700089 |Ferula communis L.]], Apiaceae\\ Riesenfenchel, Giant Fennel| ^ L-fasuh| Fassoukh | Harz, »falsches\\ gummi arabicum« | Ferula communis \\ aus dem Maghreb| | | sukk| Parfum, »mixture\\ employeé en magie« ((V. Loubignac\\ Textes arabes des Zaër\\ transcription, traduction, notes et lexique, Paris 1952))| Oberbegriff?| ^zarī´ aθu `il kalhu| sīsālīyus?| Same | Kalh| ^ Kelkh(a) | berb. Zekelak | der trockene Stängel| | ^ Kalh (2) | qinna‘, qanna | Harz, Galbanum | Ferula narthex, Apiaceae| | | | | ^ Tsamkh-n-echaderi| | Pflanze| [[http://legacy.tropicos.org/Name/50194534|Ferula tingitana L.]], Apiaceae (aus Tingis = Tanger) | ^ (w)uschschaq| wuššaq (g),\\ uššaq, atmag| `Ausscheidung´\\ Harz, Ammongummi| Oberbegriff? Dorema ammon.\\ Ferula tingitana L. u.a.| ^ Pers. سكبينج sakbīnaj | Sikbinadsch, Sagapenon| Harz| Ferula persica, Apiaceae\\ Gummi arabicum?| ^ (tal-)bārzad, bāzard | pers. bīrzad\\ tabari| Harz| Ferula galbaniflua B.& B.,\\ Apiaceae\\ Harz von ماطونیون mātūniyūn?| | | | ^ Besbâs h'arami\\ Besber-Ar'ami | arab. basbās\\ pers. رازیانج rāziyānaj| Pflanze| Fenchel\\ Foeniculum vulgare | | | besbas | | Fenchel| | | hārmākaraht| ein indisches Heilmittel| | ^ Touf(f)alt| tūfālt| Pflanze| Thapsia villosa L., Apiaceae| ^zarira| | Pflanze| Acorus calamus, Kalmus| ^zawfirrāh| zūfarā| Pflanze| Echinophora tenuifolia\\ (Umb), Apiaceae| | | | ^ ilk | `ilk | Harz| Oberbegriff | ^ kašam kunğah | kundur, χόυδρος | Weihrauch| Oberbegriff | ===== Die technische Evolution der Stäbe ===== Alltagstätigkeiten drehen sich primär um Nahrung, Wärme, Schutz gegen Umwelteinflüsse wie Wind, Regen, Kälte, Hitze sowie Fortplanzung und Schutz der Gemeinschaft vor Bedrohungen. Nahrung bedeutete ursprünglich sammeln mit dem Grabstock, jagen mit dem Spieß, zerkleinern von Wurzeln mit der Mörserkeule usw. Die aus dem Stock entwickelten Stabwerkzeuge zeigen die Entwicklung der Menschheit vom Sammler und Jäger über nomadische Viehtreiber zum sesshaften Hirten und Ackerbauern. Die Stabwerkzeuge ermöglichten das Hüten, Jagen, Strafen, Transportieren und Feuermachen, und später getreidewirtschaftlich das Dreschen und Stampfen. Die Nutzung im Alltag bestimmte die primäre Gestalt des Stabwerkzeugs. In einem techniktheoretischen Raster decken auch die frühesten Stabwerkzeuge alle Bereiche ab: | ^ Wandeln\\ Verändern ^ Transportieren\\ Übertragen ^ Speichern ^ ^ Stoff| Mörserkeule\\ Grabstock\\ Spieß| Tragstange| Korb aus Weidenruten\\ Rohr| ^ Energie| Feuerbohrer| Narthex | Narthex | ^ | Hebel\\ Quirl| Handspindel\\ Töpferwelle\\ Bogenspannung > Pfeil| Hebel m. Gegengewicht\\ (Brunnen-)schwengel\\ Schwingbaum\\ Stabfeder (Bogenspannung) | ^ Information| Pegel(-stange)\\ Schattenstab| Botenstab| Kerbholz\\ Richtscheit| ==== Der Stab als Mittel zum Überwinden der Natur ==== **Der Stab als einfaches mechanisches Werkzeug **\\ ... verhalf zu Nahrung und sicherte das Überleben. Der bessere Stab und die bessere Technik im Umgang damit brachten Vorteile, also war der Stab gleichzeitig Zeichen für Überlegenheit. Die Quelle dieser Überlegenheit musste höheren Mächten zugeschrieben werden, solange der Verstand keine technische Analyse der Zusammenhänge erstellen konnte. Die Vielfalt der unterschiedlich geeigneten Materialien und die zahlreichen daraus erstellbaren Formen ermöglichten immer wieder neue technische Anwendungen. Im praktischen alltäglichen Anwenden werden Werkzeuge seit je ergonomisch erprobt und nachfolgend optimiert, denn ein Werkzeug das denselben Nutzen mit geringerem Aufwand liefert, wird bevorzugt. Aristoteles ( 384 bis 322 v. Chr) zählt als mechanische Hilsmittel auf ((''Theodor Beck''\\ //Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues//\\ Springer, Berlin 1899. S. 38)): * Hebel, Schwengel (mit Gegengewicht), Ruder, * gleicharmige Waage und Schnellwaage, * Zange, Keil, Axt, * Töpferscheibe, * Walze, Wagenrad, * Kurbel, Rolle, Flaschenzug,`Zahnräder´. **Der Stab als Transporthilfe:**\\ Nahrung ist manchmal im Überfluss verfügbar, etwa durch Obsternte, Pilzschwemme, große Jagdbeute. Dann sind Behälter für das Sammeln, Transportieren und Lagern erforderlich: ein Tierbalg, ein Bastnetz, ein Korb usw. machen den Menschen zum [[wiki:traeger|Lastenträger]].\\ Im nächsten Schritt bilden Stäbe und Behälter eine neue Einheit, das »[[wiki:gepaeck|Gepäck]]« und führen zu Tragestangen, [[wiki:schleife|Stangenschleife]] und [[wiki:schlitten|Schlitten]], zu Kiepe und [[wiki:rucksack|Rucksack]], zu Walze und Rolle.\\ Der ergonomische Transport höherer [[wiki:lasten|Lasten]] durch erweiterte [[wiki:tragetechniken|Tragetechniken]] ermöglicht eine höhere Mobilität und [[wiki:vorsorge|Vorsorge]] durch das Horten von Vorräten, das machte den Menschen seit je auch zum [[wiki:homo_portans|Homo Portans]]. * Der sechs Meter lange **Pultstock** diente in den Marschen an der Nordsee zum Überspringen der zahlreichen Wassergräben (niederländisch Polsstok, dänisch Klyverstav); im Brauchtum //Fierljeppen// genannt. * Die vier Meter lange **Lanza o astia** (auch Lata, Garrote) diente im vulkanisch geklüfteten Gelände der Kanaren den Hirten zur Fortbewegung über Felsblöcke und Stufen; im Brauchtum //Salto del Pastor// genannt. * Die bis zu drei Meter lange Alpenstange (auch Bergstock, Alpenstock; mit Metallspitze auch Spornstab, Stachelstock, Staxlstecken; mit Haken auch Jägerstecken, Hakenstock) aus Hasel oder Esche war das Werkzeug der Bergbauern und Gemsenjäger bevor sie Ende des 18. Jahrhunderts touristisch von Bergwanderern übernommen wurde, wie ein [[https://de.wikipedia.org/wiki/Marquard_Wocher#/media/Datei:Mont_Blanc_Wocher.jpg|Gemälde]] von der Besteigung des Montblanc durch ''Ferdinand Mongin de Saussure'' 1787 zeigt. Die hohe praktische Bedeutung brachte den »Alpenstock« als Fremdwort ins Italienische, Englische, Französische, Spanische - er war nicht nur Stütze am Hang, sondern Sicherungsmittel an Spalten, Sonde im Schnee, »gehendes Geländer« (barrière ambulante), diente zum Ziehen und Schieben, als Hebel beim Springen und half steuernd und bremsend beim Abfahren ((''Martin Scharfe''\\ //Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus 1750 – 1850.//\\ 382 S. Ill. Wien 2007: Böhlau [[https://d-nb.info/984254714/04|Inhalt]] S. 207–224.\\ ''Christoph Höbenreich''\\ //Über Stock und Stab//.\\ berg und steigen 116 (2021) )). Der Langpickel verdrängte die Alpenstange etwa ab 1870. **Der Stab zur Energieerzeugung:**\\ Die Kunst, mit einem //Drehstab// Feuer durch Reibung auf einer hölzernen Unterlage zu erzeugen, ist weltbekannt, die Anforderungen an das dazu nötige technische Verständnis sind minimal: einmal gesehen, sofort verstanden. Der Vorgang muss die Menschen tief beeindruckt haben, denn in den indischen Veden wird dieser Drehstab //Pramantha// genannt; pra math bedeutet `stehlen´; pramathyu-s ist der `Dieb´. Der griechische ''Prometheus'' soll so seinen Namen erhalten haben, denn er stahl im Mythos dem Zeus das Feuer für die Menschen. Dieselbe Geschichte findet sich in den Veden; dort heißt der Dieb ''Mātariśvan'' ((''Fortson, Benjamin W.''\\ //Indo-European Language and Culture//: An Introduction. 2004, Blackwell Publishing, S. 27.\\ ''George S. Williamson''\\ //The Longing for Myth in Germany//\\ University of Chicago Press 2004, S. 214–15\\ ''Carol Dougherty''\\ //Prometheus//\\ Routledge, London 2006 S. 4\\ ''Adalbert Kuhn''\\ //[[https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10446272_00005.html|Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks]]//\\ ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie der Indogermanen\\ Mythologische Studien 1 Dümmler Berlin 1859; Gütersloh 1886: Bertelsmann. S. 36 mit Verweis auf Homer hymn. Merc. 108 f., Sophocles Phil. 36, Theophrast hist. V, 9, Theophrast de igne Schneid. 64)). Technisch betrachtet wird das übertragene Drehmoment maximal in Reibungswärme umgewandelt. Als optimiertes Gerät erhält der Drehstab eine Führung, mehr Druck durch eine Last und einen stärkeren Antrieb über die Sehne eines Bogens. Dieses Gerät war nicht nur //Feuerbohrer// sondern erweiterte die technischen Möglichkeiten durch einen neuen Werkzeugtyp. Durch die Wahl eines härteren Drehstabes und einer anderen Unterlage konnten runde Löcher gebohrt werden, etwa zur Herstellung von Spinnwirteln. **Der Stab zur Energieübertragung:**\\ Das Verzwirbeln von Fasern erzeugt Fäden, aus Fäden oder Rindenbast können Seile gedreht werden, dabei vereinfachen spezielle Stäbe - Seilerlehre, Handspindel mit Spinnwirtel - die Herstellung. Im Unterschied zu anderen Stabwerkzeugen kommt es hier auf //gleichmäßige// Rotation an. Dabei wird das Produkt geformt, indem ein Drehmoment zerstörungsfrei übertragen wird.\\ Eine höhere Drehmomentübertragung findet auch auf der drehbaren Töpferscheibe statt, wenn eine stabförmige //Welle// mit der runden trägen Scheibenmasse form- und kraftschlüssig verbunden ist; in der Vorform dreht sich die Scheibe auf einer stabförmigen //Achse// ohne Energieübertragung.\\ Drehmomentübertragung plus [[wiki:transport|Transporthilfe]] plus [[wiki:gepaeck|Behälterkonstruktion]] ermöglichen die Idee des [[wiki:wagenbau|Wagens]]. ==== Der Stab zum Überwinden des Gegners ==== Die ursprünglichsten Werkzeuge wurden zu den ersten Waffen. Die Stäbe konnten das Leben vereinfachen, zu wirtschaftlichem Erfolg führen oder zu mehr Macht verhelfen. Dasselbe Gerät konnte nützliches Werkzeug sein oder tödliche Waffe. Gerät, Waffe und Tätigkeit wurden in archaischer Zeit als Einheit gedacht. Das griechische //όπλα// und das lateinische //arma// bezeichnen sowohl `Gerät´ (Armatur) als auch `Waffe´ (Armee) und leiten sich ab von der kraftausübenden Tätigkeit des Armes (lat. armus). Es scheint, als diente jedes Alltagswerkzeug auch als Waffe, so in der griechischen Mythologie: * ''Dionysos'' bringt den Giganten mit einem //efeuumrankten Stab// um ((''Euripides'' Ion 215 f.)). * ''Echelatos'' schlägt mit dem //Pflugstab// ((//Pausanias// 1, 32, 4)). * ''König Laios'' verletzt ''Ödipos'' mit dem //Ochsenstecken// ((''Sophokles'' Oid. T. 801 f.)). * In der indischen Mythologie kämpft ''Rāma'' mit dem //Pflug// Samvartaka und der //Mörserkeule// Saunanda ((Mahabharata VII, 10, 20)). * Die indischen Tempelwächter (Lokapala) sind an den vier Ecken und damit [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] des Tempels bewaffnet mit //gada// `Keule´, //ankusha// `Stachelstock´, //[[wiki:vajra|vajra]]// `Donnerkeil, Mörserkeule´, //trishula// `Dreizack´. Es waren jedoch //hölzerne// Stabwerkzeuge des Alltags, die im //Ausnahmezustand// zu Waffen wurden. Anders verhält es sich, wenn von //eisernen// Stäben die Rede ist. Biblisch droht ''Jesus'' damit, die Völker `mit eisernem Stab´ zu hüten (Off 2:27; 12:5; 19:15). Da der schwere Eisenstab offensichtlich als Hütewerkzeug ungeeignet ist, wurde er als Waffe hergestellt, die eindeutig Gewalt verkörperte und nicht ambivalent war wie das hölzerne Werkzeug. Der umgekehrte Gedanke wird ebenfalls in der Bibel beim Propheten ''Micha'' ( Mi 4,1–4 LUT) geäußert und bis heute als Gedanke des Friedens zitiert: //»Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.«// Dann stellt sich die Frage, weshalb im nördlichen Europa metallene Stäbe und Metallwaffen sich als Zeichen der Macht durch Gewaltandrohung durchsetzten, während es in Nordafrika und dem Vorderen Orient eher der hölzerne Stab war, etwa als hütender Hirtenstab. Auch im Osten, jenseits des Indus, trafen indoarische Metallstäbe ([[wiki:vajra|vajra]]) auf südostasiatische Bambusstäbe ([[wiki:dandin|danda]]). Sprichwörter belegen, dass auch der Volksmund im Alltag eher an **Gewalt und Kampf** dachte, wenn es um Stöcke ging ((''K.F.W. Wander'', //Deutsches Sprichwörter-Lexicon//)): * Eine //Gerte// ist gut, ein //Knotenstock// besser. * Wenn ein Knüppel zum Schlagen kommt, so schlägt er hart. * Wiltu dich schlahen, kempffen, rauffen, ... nimb deins gleichen, denn grösser keulen brengen gross schleg vnd grösser bewlen. * Sachte mit der //Gabel//, sie macht auf drei Stiche neun Löcher. * Kein //Spiess// macht solche Wund', als gift'ge Zung' und böser Mund. * Es gibt mehr //Spiessruthen// als Lorbern. * Die //Ruthe// für die kleinen Kinder, den //Stock// für die grossen Rinder, der Tod für die argen Schinder. * Der //Stab// des Hirten soll an beiden Enden ein spitzes [[wiki:eisen|Eisen]] haben. * Ein //Stock// in der Hand wirkt mehr als zehn an der Wand. * Du bist mein Stecken und mein Stab, sagte der Mann, als seine Frau ihn schlug. ==== Stäbe der Macht ==== Die Vielfalt der Formen lässt erkennen, dass jeder Stab sich als Werkzeug optimierend von seiner natürlichen Gestalt (z.B. als Ast) entfernt. Als Alltagsobjekt bemisst sich sein Wert an der praktischen Nutzung. Je mehr diese Handlungen allgemeine Anerkennung erfahren, wird der Stab zum Zeichen für etwas. In abstrahierter Form verliert er seine primäre Funktion und wird zum anerkannten Symbol, das seinem Träger Rechte einräumt; letztendlich als Abzeichen, Insignie, Zauberstab oder Zepter ((''Hildebrandt, B., Veit, C.,'' & Universität München\\ //Der Wert der Dinge - Güter im Prestigediskurs: "Formen von Prestige in Kulturen des Altertums//" : Graduiertenkolleg der DFG an der Ludwig-Maximilians-Universität München. München 2009: Herbert Utz Verlag\\ Darin: Stefan Burmeister: Codierungen/Decodierungen, S. 72 ff)). Umgekehrt sollte sich also jede Stabform auf eine ursprüngliches Werkzeug zurückführen lassen.\\ Wiederholt lässt sich beobachten, wie sich ein einfaches Werkzeug über eine vielfach optimierte Waffe zum Symbol und zum Kultstab ausdifferenzierte: **Die symmetrische Mörserkeule** mit der Handhabe in der Mitte war ein Werkzeug vornehmlich der Küche und der bäuerlichen Selbstversorgung ((''Marcus Porcius Cato'', Censorius; ''Paul Thielscher''\\ //Des Marcus Cato Belehrung über die Landwirtschaft// [De re rustica]\\ Duncker & Humblot, Berlin 1963; hier: S. 184 bis 186 Schwierigkeiten der Deutung und Übersetzung des Begriffsfeldes um Mörser und Mörserkeule, pilus/pilum, mortarium)) und perfekt zum Stampfen der Getreidekörner (( [[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:text:1999.04.0063:entry=mortarium-cn&highlight=mortarium|mortarium]], in: A Dictionary of Greek and Roman Antiquities. William Smith, LLD. William Wayte. G. E. Marindin. Albemarle Street, London. John Murray. 1890 )), daher auch dem Hausgott //Pilumnus// zugeordnet. Dennoch wurde sie auch zur archaischen Waffe der Salii. Werkzeug und Waffe hießen `pilum´ ((https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/2wo/wort/idg/ital/p/pilum.htm\\ ''Adolf Schulten'' \\ //Der Ursprung des Pilums//\\ Rheinisches Museum für Philologie, N.F. ; 66, 1911)), ebenso wie der spätere Kurzspieß der römischen Legionäre ((''Gerhard Kropatscheck''\\ //Mörserkeulen und Pila muralia//\\ Berlin Reimer 1909\\ Sonderdruck aus: Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts 23/2 (1908).Seiten 79-94 ; 181-184 )). Schließlich wurde das //pilum// zum Kultstab im Geburtsritus `pilo ferire´ zur Abwehr des Waldgottes ''Silvanus'' ((''Thomas Köves-Zulauf''\\ //Römische Geburtsriten//\\ C.H.Beck, München 1990\\ hier Kapitel II. Intercidona, Pilumnus, Deverra\\ ''Groddeck, Georg''\\ //Der Mensch als Symbol//\\ Unmassgebliche Meinungen über Sprache und Kunst\\ mit 14 Bildtafeln im Anhang. München 1976: Kindler.\\ S.67 ff ausführlich zu Mörserkeule, Wurfspieß, Pilum, Faust)).\\ Die Mörserkeule //Saunanda// ist eine Waffe des Rama, die vom Himmel gefallen war (Meteoreisen? siehe oben), eine Keule (gada) in Form eines Pistills (musala) mit dem Beinamen Khetaka (von khit `erschrecken´); musalin heißt `Bewaffnet mit einer Mörserkeule´. Die römische **hasta** war in ihrer ursprünglichen Form nichts weiter als **ein einfacher, kurzer Viehspieß** zum Steuern des Viehs, zum Stochern oder als Partholz zum Ärgern, also ein vorne angespitzter Stock, die `hasta pura´ und begründete eine Waffengattung:\\ Mit im Feuer gehärteter Spitze wurde sie zur //hasta praeusta// und mit einer Eisenspitze zur //hasta ferrata//. Längere Lanzen hießen //hasta longae//, solche zum Werfen //hasta velitaris// und als Speerschleuder //hasta amentata//.\\ Die Hasta galt als sagenhafte Waffe des ''Romulus'', die aus einer Cornusart hergestellt war, vielleicht als //virga sanguinea// (Kornelkirsche oder roter Hartriegel) und wurde über diese mythische Überhöhung zur frühesten Insigne der römischen Könige und zur Auszeichnung für Tapferkeit bei den Legionären.\\ Mit der //hasta fetiale// erklärten die Priester (Fetialen) den Krieg, indem sie sie auf Feindesland warfen.\\ Mit einer aufgestellten //hasta// zeigte die Obrigkeit das Recht auf Verkäufe (hasta frumentaria), Versteigerungen und Plünderungen (hasta cruenta) oder Gerichtsverhandlungen (hasta judicium) an.\\ Die Haare einer Braut mussten mit der //hasta coelibaris// gekämmt werden, einer Lanze, mit der bereits getötet worden war ((''Johann Samuel Ersch; J. G. Gruber''\\ //Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge// ...\\ J.F. Gleditsch, Leipzig, 1818-1889)). Der **Krummstab** bestand ursprünglich aus krumm gewachsenen Holz mit Ast- oder Wurzelansatz, denn dass Holz sich formen lässt, muss erst gelernt werden. Als Werkzeug muss er an seinem geraden Ende gehalten werden und die Krümme darf weder zu stark noch zu schwach sein. In jedem Fall ist er so alt wie das Halten von [[wiki:nutztiere|Nutztieren]].\\ Formen mit nur angedeuter Krümme (r-Stab), spiralförmiger Volute (Lituus) oder verkürztem Krummholz (Lagobolon) zeigen diese Werkzeugfunktion nicht; für sie wäre ein anderer funktionaler Ursprung zu vermuten ((''Charles Burney''\\ //Historical Dictionary of the Hittites//\\ Rowman & Littlefield 2018, S. 186-187\\ diskutiert anhand der Bildbelege die Veränderungen der Formen hin zum Wurfstock sowie seine Bedeutung als exklusiver Jagdwaffe des Herrschers in dessen Funktion als Versorger des Volkes.\\ ''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ Diskussion von Lagobolon, r-Stab und Lituus mit Bildbelegen und einer Fundtypologie (Abb. 39) )), also etwa als Messwerkzeug zum Bestimmen der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] (Lituus) sowie als aus dem Grabstock entstandener Jagdwaffe, dem Wurfholz (Lagobolon). === Wissen zur Macht === Den Künsten des Kampfes und des Handwerks ging die Suche nach dem richtigen Stab voraus und führte in das Reich der Pflanzen. Das Wissen über deren Eigenschaften - auch als Nahrungsmittel oder Pharmaka oder Gifte - lag bei Schamanen, Magiern, Hohepriestern oder weisen Frauen, die den Kriegern die Waffen brachten wie es die Walküren taten - der Stab war das Symbol ihrer Kraft. Weltliche Macht musste sich also auch aus dieser höheren Macht ableiten lassen und verband diese über Erzählungen, Mythen, Kulte und Rituale mit den der Pflanze innewohnenden Mächte, die heilsam waren oder tödlich wie die vergifteten Eibenpfeile der Germanen. Die Ambivalenz beim Herstellen und Verwenden von Stäben spiegelt sich in Bedeutungspaaren wie etwa: | |Werkzeug |Waffe| | |Hirten |Helden | | |Leben|Tod | | | | | | |Kraft|Schwäche | | |Lebensrute |Zuchtrute | | |Zugehörigkeit |Ausgrenzung | | | | | | |gerade |krumm | | |hart |hohl | | |sichtbar |verborgen | | | | | | |oben |unten | | |Wipfel|Wurzel| | |Himmel |Erde | | | | | ===== Anhang ===== ==== Desiderata der Forschung - Notizen ==== Mit dem **Lituus** wurden die [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] bestimmt. Ein in der Antike bekanntes Verfahren der »indische Kreis« könnte angewandt worden sein. Wie machte man das? Welche Rolle spielte dabei seine Krümme? Das wäre ein geodätisches Thema für experimentelle Archäologie. Etymologisch zu prüfen wäre ein möglicher Zusammenhang zwischen dem etruskischen //Turms//, dem armenischen //Tirs//, dem Twaschtir, dem himmlischen Zimmermann der vedischen Religion, ein Feuergott, und dem //Thyrsos// über das indogermanische [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|ter-4 ]] `hinübergelangen, hindurchdringen; überqueren, überwinden, überholen, hinüberbringen, retten' im Sinne eines Fährmanns, Psychopompos. Eine vergleichende Übersicht der Stäbe in den germanischen Frauengräbern - der möglichen **Seherinnen-Stäbe** - fehlt trotz ihrer nach Material und Form völlig isolierten Stellung innerhalb der Stäbe. Die Bibel ist eine wesentliche Quelle für hebräische Begriffe rund um `Stock, Stab, Rute´ und als solche nicht ausgewertet. Die spezifischen hebräischen Begriffe ((''Fraenkel, Meir''\\ Bemerkungen zum hebräischen Wortschatz \\ Hebrew Union College Annual, vol. 31, 1960, pp. 55–102. JSTOR, www.jstor.org/stable/23506537. Accessed 21 Oct. 2020; zu //sarbith///Zepter Nr. 1 S. 73, Nr. 50, zu //tôtāḥ // Nr. 23 S. 86, zu //maqqel// Nr. 31, S. 90\\ )) für **die Stäbe der Bibel** wurden weitgehend durch die Oberbegriffe `Stock, Stab, Rute´ übersetzt, vermutlich um Diskussionen zur Exegese zu vermeiden, beispielsweise ((Quelle: https://hausisrael.jimdofree.com/was-bedeuten-worte-teil-2/was-bedeutet-das-wort-ast-rute-zweig-in-der-bibel)): * als קנה (kane) in 38 Stellen, allgemein als Rohr, Rute, technisch als Messrute, Würzrohr, Rohrstab, Schaft, Waage, botanisch als Halm, Schilf, jedoch meist in übertragenem Sinne als `Arm´. * als מטּה (matteh) in 178 Stellen allgemein als Stab, jedoch meist botanisch als Stamm, Zweig, und nur ausnahmsweise technisch als Spieß, Zepter. Die Literatur über **die Stäbe der Kirche** ist widersprüchlich: * Nach der Kirchentrennung führten sowohl der Papst als auch der Patriarch zwei Stäbe. * Die Ferula des Papstes sei keine Ferula. * Die Ferula des Papstes ist kein Krummstab, da der Papst seinen Krummstab abgegeben hat. * Die Ferula habe der Papst vom römischen Kaiser, ist offizielle Darstellung vatikanischer Quellen. * Der römische Kaiser führte keine Ferula, sondern das scipio eburneo (vermutlich etruskisch) und den Lituus (etruskisch). * Der Patriarch führt neben dem Krummstab den Caduceus, mit Merkmalen der Ferula (6 Knoten) und des Taustabs (2 Schlangen). * Der Krummstab ist der Gottesstab des Moses; die Ferula ist der Stab der Hohepriester (Aaron) und Magier. Eine semiotische Untersuchung der kulturell bedeutsamen Stäbe in verschiedenen Sprachräumen. ==== Literatur ==== * ''Dieter W. Banzhaf''\\ //Stöcke. Symbole der Macht und Hilfsmittel//\\ Eigenverlag Heilbronn 2011\ * ''Romuald Bauerreis''\\ //Abtstab und Bischofsstab//\\ In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige\\ Band 68, 1957, ISSN 0303-4224, S. 215–226 * ''Joseph Braun'' SJ\\ //Bischofsstab// (und Abtsstab)\\ In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 2 \\ Druckenmüller, Stuttgart 1948, S. 792 * ''Franziska Dick''\\ //Lituus und Galerus//\\ Dissertation Universität Wien, Wien 1973 * ''Dieck, A. ''\\ //Neolithische bis völkerwanderungszeitliche "kaufmännische" Stabbündel aus Mooren. Materialvorlage und Deutungsversuch.//\\ Hannover 1979. Telma 9 (1979) 63-74. * ''Catherine Dike''\\ //Les cannes à système un monde fabuleux et méconnue//\\ Paris; Genève: Ed de l'amateur, 1985 * ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\ //Ein [[wiki:loch|Loch]], sieben Ecken und 280 Kerben//\\ Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25 * ''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum//\\ Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte\\ CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14 * ''Friedrich Focke''\\ //Szepter und Krummstab. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung//\\ In: Wilhelm Tack (Hrsg.): Festgabe für Alois Fuchs zum 70. Geburtstage am 19. Juni 1947\\ Schöningh, Paderborn 1950, S. 337–387\\ ''David Grant; Edward Hart''\\ //Shepherds' crooks and walking sticks//\\ Skipton : Dalesman, 1995 * ''Ali Hassan''\\ //Stöcke und Stäbe im pharaonischen Ägypten bis zum Ende des Neuen Reiches//\\ (Münchener ägyptologische Studien, 33) München Dt. Kunstverl. 1976 * ''Hoi, K.''\\ //Die Geschichte vom Bergstock.//\\ In: Land der Berge, H. 6 (1999) 76-77 * ''Klauser, Theodor''\\ //Der Ursprung der bischöflichen Insignien und Ehrenrechte//\\ Scherpe Krefeld 1953\ * ''Ulrich Klever''\\ //Stöcke//\\ München : Heyne, 1980 * ''Larcher, M.''\\ //Der Bergstock. Die Wiederentdeckung eines treuen Begleiters.//\\ In: Bergauf, H. 3 (2014) 54-56 * ''Laßnig, O.''\\ //Der Berg- und Gabelstock, seine Erzeugung und Verwendung im Revier.//\\ In: Mitteilungsblatt des Kärntner Jagdaufseher-Verbandes (1979 und 1980) * ''Leitner, E.''\\ //Ein Stab als Stütze.//\\ In: Kirchenzeitung der Diözese Linz, 43 (2004) * ''Lind, Carl''\\ //Ueber den Krummstab, eine archäologische Skizze.//\\ 59 S. Wien 1863: Prandel und Ewald. * ''Hans Nebel, Dieter W. Banzhaf''\\ //Der Stock als studentischer Dedikationsartikel//\\ Einst und Jetzt, Bd. 60, 2015 S. 27–40 * ''Nersinger, Ulrich''\\ //Der Kreuzstab des Papstes//\\ L'Osservatore Romano 21. März 2008, S. 7 * ''Nersinger, Ulrich''\\ //Insignien und Gewandung des Papstes einst und jetzt. Ferula und Kreuzstab//\\ in: Pro Missa Tridentina Nr. 26, Juni 2003 * ''Kurt Pieper; Adolf Rühe''\\ //Die Stockmacherei als Hausgewerbe im Werra-Leine-Gebiet//\\ Göttinger Studentenschaft \\ Schriftenreihe des Hochschulkreises Niedersachsen., Hochschulkreis, 1935; 2 * ''Anne Viola Siebert''\\ //Lituus//\\ In: Der Neue Pauly (DNP)\\ Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 365–365 * ''Salomon, Pierre''\\ //Mitra und Stab – Die Pontifikalinsignien im Römischen Ritus//\\ Mathias-Grünwald-Verlag Mainz 1963 * ''Sybille Schneiders''\\ //Baculus pastoralis//\\ Bischofs- und Abtstäbe des [[wiki:reisegenerationen#Etwa ab dem 5. Jahrhundert|5.]] bis [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 12. Jahrhundert|12. Jahrhunderts]] in Irland und auf dem Kontinent\\ Typologie und Chronologie, Herkunft und Verbreitung, Besitzer und Gebrauch\\ Freiburg i. Brsg. 2017 (https://freidok.uni-freiburg.de/data/15776) * ''Adolf Leopold von Wolfskron''\\ //Der Bischofsstab, dessen liturgisch-symbolische Bedeutung und allmähliche Entwicklung seiner Gestalt//\\ In: Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale\\ Band 2, Nr. 10, 1857, ZDB-ID 220003-x, S. 256–262 * ''Zappert, Georg''\\ //Stab und Ruthe im Mittelalter.//\\ Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Bd. 2 51 S. Wien 1852: K.K. Hof- und Staatsdruckerei.