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−Inhaltsverzeichnis
Land & Landschaft
Raum und Orte, Landschaften und Karten
Die Welt besteht aus Wasser (Ozeanen) und Land; vom Wasser kommend wird gelandet.
Land ist der dem Menschen zugängliche Raum, begrenzt von seiner Vorstellung von Welt und von den Enden der Welt - dahinter wartet die Leere, im Zwischenraum finden sich emotional aufgeladene Metaphern für die Länder der Phantasie, für Möglichkeiten und Nirgends-Orte; siehe die Liste der Raumvorstellungen.
`Landschaft´ (engl. landscape, ndl. landschap) findet sich ab dem 8. Jahrhundert (ahd. lantscaf) und meint ein besiedeltes Land mit Menschen und Regeln. Es ist bedeutungsgleich mit dem lateinischen lateinischen pagus für ein abgegrenztes Flurstück, abgeleitet von pangere, eine Grenzlinie ziehen (frz. paysage ab 1493, ital. paesaggio).
Navigation ist der Versuch, sich in einem vorgestellten Raum gezielt zu bewegen:
- Orientierung bezüglich des Sonnenstandes, also Himmelsrichtungen und Tageszeit
- Routenplanung, also eine gedachte Folge von Strecken und Richtungen (Wayfinding Choremes).
- Wegfindung, also Entscheidungen, die Routenplanung und Wahrnehmung harmonisieren.
- Zielsetzung, also Wahl eines Zielortes oder einer Richtung mit unbekanntem Ziel
Wildnis und Fremde
Wildnis ist Landschaft ohne Menschen, jenseits des befriedeten Zwischenraums irgendwo im Hinterland. Sie ist weder begrenzt noch gesichert, also ein Raum für die Phantasie, die dort Hoffnungen und Ungeheuer ansiedelt, während die Vernunft dies auf unbekannte Gefahren reduziert, jedenfalls ein Raum für Helden oder Abenteurer. „Landschaft ohne Menschen“ wurde historisch meist verstanden als „ohne Menschen wie wir“, also wurden beispielsweise Barbaren, Heiden, Unfreie ausgegrenzt.
Eine Landschaft mit Menschen, die fremd sind, wird zur Fremde und die Ankömmlinge werden dort zu Fremden. Jenen ist sie vertraut, diesen ist sie Wildnis, zwischen beiden entsteht eine frontier.
Reisenden mit einem Sinn für und Zugang zur Wildnis und zur Fremde, die dort wiederholt unterwegs sind, erscheinen Ihresgleichen als suspekt wie etwa Hinterwäldler, Waldläufer, frontiersmen oder Heimatlose und Grenzgänger. Nomaden sehen Landschaft anders als Sesshafte, aber beide respektieren Übergänge. Reisegötter, Übergangsriten und Verhaltensmuster entstehen daraus.
Literatur
Berges, Wilhelm
Land und Unland in der mittelalterlichen Welt
Göttingen 1972. In: Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag am 19. September 1971. S. 399-439Greverus, I.M.
Der territoriale Mensch
Ein literaturanthropologischer Versuch zum Heimatphänomen
Frankfurt 1972.Günther, A.
Gebirge, Flüsse, Wüsten, Wälder: Grenzen oder Verbindungen
in: Comité International des Sciences Historiques, Rapports I,
Stuttgart 1985, S. 315-317Hellpach, Willy
Geopsyche
Die Menschenseele unter dem Einfluss von Wetter und Klima, Boden und Landschaft.
Stuttgart Enke 1950Jammer, Max
Das Problem des Raumes (Concepts of space, dt.)
Die Entwicklung der Raumtheorien.
Darmstadt 1980: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Mit einem Vorwort von Albert EinsteinKilian Mathias Jost
Felsenlandschaften. Eine Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts: Grotten, Wasserfälle und Felsen in landschaftlichen Gartenanlagen.
Zürich 2015. OnlineMuir, Richard
The New Reading the Landscape.
XV, 256 S. Exeter 2002 (2.A.): University of Exeter Press.Wemer Nohl
Über die Rezeption der Eigenart.
Berichte der ANL 21 (1997) 25-37. Online
Reflexion über landschaftliche Eigenart (landscape character)Osswald, Paul
Wortfeldtheorie und Sprachenvergleich: franz. campagne u. dt. Landschaft.
Tübingen 1977: TBL-Verlag Narr. 234 S.
Das französische campagne und dessen Nachbarwörter werden mit dem Deutschen, Englischen, Italienischen und Spanischen verglichen.Raymond, Petra
Von der Landschaft im Kopf zur Landschaft aus Sprache
die Romantisierung der Alpen in den Reiseschilderungen und die Literarisierung des Gebirges in der Erzählprosa der Goethezeit.
Tübingen 1993: Max Niemayer.Kai Ruffing
Landschaft und die Grenzen der Welt
in: M. Kasper, M. Korenjak, R. Rollinger, A. Rudigier (Hrsg.), Entdeckungen der Landschaft. Raum und Kultur in Geschichte und Gegenwart, Wien - Köln - Weimar 2017 (Montafoner Gipfeltreffen Band 2), 107-118.Tilley, Christopher Y.
A phenomenology of landscape, places, paths and monuments.
Oxford 1994: Berg.Waldstätten, Johann, Baron von
Die Terrainlehre.
201 S. Wien : L.W. Seidel, 1874.Wilcock, Deirdre
,Gary Brierley
,Richard Howitt
Ethnogeomorphology.
Progress in Physical Geography: Earth and Environment. 37.5 (2013) 573-600.Wulff, Hans Jürgen
Gärten des Abenteuers, Szenen der Geschichte: Landschaften im exotischen Abenteuerfilm.
Cinéma: unabhängige Schweizer Filmzeitschrift 47 (2002): 39-49.
Verweise
- Liste der GO-Staaten
- Liste der geografischen Superlative
- Liste der größten Flächenstaaten
- Liste der phantastischen Orte
- Liste der rotwelschen Länderbezeichnungen
- Liste der unschönen Länder
- Liste der unschönen Orte
- Liste der verschwundenen Länder