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Führer und guides unterwegs

Ein Führer ist ein spezialisierter Kundiger im Zwischenraum (wie etwa auch Dolmetscher oder Träger) und kann daher dem Reisenden vorübergehend zum Helfer werden, jedoch unterschieden vom Begleiter.

Liste von Führern
Dark Companions

Der Aufbruch ins Unbekannte und durch die Wildnis weckt das Bedürfnis nach Orientierung, Sicherheit, Wissen, also den Bedarf nach Führung und Schutz 1). Dazu konnte man sich auf Reisegötter verlassen oder ortskundige Führer befragen. Schriftlich fixierte Orientierungshilfen sind seit phönizischer Zeit bekannt, etwa als Periplus, Periegesis, Itinerar. Karten speicherten ebenfalls Wissen über den Raum, wurden jedoch erst im Mittelalter systematisch zum Reisen benutzt. Die ersten gedruckten Rom-Reiseführer Mirabilia Romae entstanden zwar bereits im 13. Jahrhundert, doch erst vor rund 200 Jahren schufen Murray in England und Baedeker in Deutschland gedruckte Reiseführer für Individualreisende wie wir sie heute kennen.

Die Funktionen der Führer

Die Aufgaben von Führern

Reisen, wenn sie denn keine Routine sind, also vor allem „erste Fahrten“, bedürfen kundiger Führer, die neben der Wegfindung meist weitere Aufgaben übernehmen als:

Reisende müssen daher entscheiden, für welche Aufgaben ein Bedarf dringend und wichtig ist und wie diese organisatorisch und personell verteilt werden. All diesen Aufgaben liegt der Transfer von Wissen zugrunde, gesucht werden Kundige etwa für Reisen in der Natur, in der Wildnis oder für Reisen im kulturellen Umfeld, die also sowohl hier als auch dort zuhause sind, Grenzgänger im Zwischenraum.

Die Ambivalenz von Führern

Die Kernaufgabe des Führers - zu wissen, wo es lang geht - ist nicht zu trennen vom Sinn des Ziels: cui bono?

Guide und Führer

Während also der Begriff guide die Voraussetzungen zum Führen (mittels Seil) und zur Orientierung (mittels Wissen) enthält, findet sich im forari zudem das Führen der Waffe. Das Spanische gibt zudem an, woran sich der Führer orientiert: guía lo que orienta bedeutet zu wissen, wo Osten ist. 'Guide' erscheint als Begriff ab 1775 im französischen Verlagswesen im Zusammenhang mit Reisen nach Italien (Voyages d'Italie), jedoch ohne dass damit etwas inhaltlich Neues geschaffen wurde im Vergleich zu anderen Titeln. Sie alle kombinierten Elemente von Reisebeschreibungen, Wörterbüchern, Kartenwerken, Itinerarien, Kursbüchern auch unter den Oberbegriffen Kompendium, Portfolio oder Handbuch.

In abstrahierter und codierter Form erstarrt dieser Wissenstransfer in Zeichen wie etwa einem Steinman, einem Wegzeiger, Wegweiser, Itinerar oder einer Karte zur Wegfindung.

Das Wortfeld um Führer

Römische Itinerare sind ebenso gut erforscht wie die mittelalterliche Kartographie - aber das Thema der Führer als Reisebegleiter scheint noch auf jemanden zu warten, der es bearbeitet. Grimms Wörterbuch nennt folgende Belegstellen:

Das Mittelhochdeutsche Wörterbuch 6) führt:

Das Althochdeutsche Wörterbuch 7) unterscheidet

Literatur

siehe auch:
→ Listen von Figuren
→ Zeitleiste beispielhafter Figuren

Bergführer

Afrika

1)
Reuter, Timothy
Die Unsicherheit auf den Strassen im europäischen Früh- und Hochmittelalter: Täter, Opfer und ihre mittelalterlichen und modernen Betrachter.
S. 169-201 in: Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter. Konstanz 1996: Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte.
Fichtenau, Heinrich
Beiträge zur Mediävistik: ausgewählte Aufsätze: Lebensordnungen, Urkundenforschung, Mittellatein. (Band 3) 340 Seiten. Stuttgart 1986: Hiersemann. Inhalt u.a.:
1. Reisen und Reisende; 4. Wald und Waldnutzung.
2)
1498 Schau-ins-Land 14 (1888) 71
3)
„führer, m.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=F11132>, abgerufen am 04.12.2021
4)
Dänisch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Italienisch, Norwegisch, Rumänisch, Spanisch, Schwedisch, aber auch Ukrainisch
5)
Wilhelm Bruckner
II. Zur Wortgeschichte 1. romanisch guidare 2. got. widan (ahd. wetan).
Zeitschrift für romanische Philologie 37.2 (1913) 205-210.
Der Autor verweist auf die weithin akzeptierte Deutung `beobachtend auf etwas sehen´ aus gotischem wîtan (Mackel 182-183), nennt zwei weitere Deutungen aus lateinischem vitare `verhüten > behüten´ (F. Settegast: Romanische Etymologien. Zeitschrift für romanische Philologie 1 (1883) 248-249) und aus dem Keltischen (Thurneysen, Rudolf Keltoromanisches. Halle 1884: Niemeyer. S.65) und schlägt die Ableitung aus gotischem widan vor: `ins Joch binden´, weil dies als praktische Tätikeit dem abstrakten Wissen vorausgeht. Der Strick verbindet Tier und Hirt und ist Voraussetzung für das Führen und Leiten durch Ziehen. Dies wäre dann bedeutungsgleich mit forari.
Joan Maria Jaime Moya: El lèxic d’origen germànic en el llatí medieval de Catalunya. Universitat de Barcelona 2015, S. 317-320: Belegstellen ab 1101, Sprachvergleiche, Quellen.
6)
Mittelhochdeutsches Wörterbuch von Benecke, Müller, Zarncke, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/BMZ>, abgerufen am 12.02.2022.
7)
AWB = Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias v. Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Bearbeitet und herausgegeben von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Leipzig 1952-2015ff.