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Fortbewegung

Die Fortbewegung im Raum ist ein Teilsystem der Navigation wie auch

Handlungsformen des Unterwegs-seins

Die Fortbewegung (engl. locomotion, lat. loco `vom Ort´ + motio `bewegen´; franz. deplacement) ist mehr als nur Bewegung und damit Voraussetzung für die Formen des Unterwegs-seins (Reise, Fahrt) des Menschen (Homo sapiens). Sie beruht ursprünglich und ausschließlich auf dem Gehen (selbständig als Homo viator) und dem Getragenwerden (Homo portans), bevor sich der Hund dem Menschen anschloss und diesen anregte Nutztiere zu domestizieren, die für ihn Lasten auf Fuhrwerken zogen.

Manche Fortbewegungsverben (frz. verbes de déplacement) im Sinne von unterwegs-sein weisen einen iterativen Handlungskreis auf, der sprachlich abstrahiert als Nomen erscheint und nachfolgend metaphorisch verwendet wird in Reisebild und Weltbild:

Handlung gehen senden fahren reiten reisen wandern wallern
Adverb gehend gesandt fahrend reitend reisend wandernd wallernd
Nomen Gang Sendung Fahrt Ritt Reise Wanderung Wallfahrt
Subjekt Gehender Gesandter
Bote
Fahrender Reiter Reisender Wandernder Waller > Pilger
Objekt Stab weißer Stab Boot? >
Reitwagen
Reittier Rüstzeug>
Ausrüstung
Wanderstock walu-berа `Stabträger´ > Pilgerstab
neue Bedeutung Sinn fertig
Gefahr
Gefährte
vorbereiten gemeinschaftlich etwas unternehmen umherziehen fremd und weglos durch dick und dünn

Nomina der Fortbewegung in den altgermanischen Sprachen

Eine gründliche Untersuchung (Breidbach 1994) fand 358 verschiedene Bezeichnungen für Fortbewegung in den ältesten Quellen der sieben altgermanischen Sprachen 1) und reduzierte diese auf 21 Stämme für das `sich-fortbewegen´ des Menschen. Diese wurden auf ihre Bedeutung im textlichen Zusammenhang untersucht und geordnet, hier stark vereinfacht:

(Fast) Alle diese Bezeichnungen bezeichnen im Laufe der Zeit in unterschiedlich ausgeprägter Art und Weise

Bereits in den ältesten verfügbaren Quellen der sieben Sprachen überwiegt die Verwendung als Metapher, so dass die praktische Bedeutung ein weitaus höheres Alter haben muss und sich der Sprachanalyse entzieht.

Der Sinn solchen Unterwegs-seins erschließt sich erst durch weitere Begriffe:

Im Unterschied zum `sich fortbewegen´ findet sich ein Begriff für `sich bewegen´ ohne Ortsveränderung, der sich Hofreite und Reede als `Ort, wo Schiffe bereit gemacht werden´ erhalten hat. Mehr dazu siehe Reitwagen. Dorthin gehört auch das Reitpferd, weil das Verb reiten für die Fortbewegung auf dem Pferd erst später daraus abgeleitet wurde.

Unterschieden vom `sich fortbewegen´ ist die rollende Bewegung des Fuhrwerks als Werkzeug, denn auch `Wagen´ ist von einem indogermanischen Bewegungsverb abgeleitet, so dass `Reitwagen´ zwar zwei Bewegungsverben enthält, jedoch mit je unterschiedlicher Bedeutung.

Gang, Weg und Fahrt in der germanischen Mythologie

In der ältesten Schicht hat sich das Gehen mit *wegan verbunden (weg-gehen) und wurde zum Gang im Sinne von Unterwegs-sein: auf dem Weg sein. Ein Indiz für ein hohes Alter ist die Nutzung der Wortwurzeln ganga, senþa, vega in der germanischen Mythologie. Dort heißt es, dass Odin 42 Reisen zu den Völkern unternommen habe, um deren weise Frauen und Männer zu prüfen 4). Dabei erhielt er jedes mal einen Beinamen 5):

Literatur

Fortbewegungsverben im Sprachvergleich

frz. Les verbes de mouvement/Verbes de déplacement, engl. verbs of human locomotion

Yo Matsumoto, Dan I. Slobin: A Bibliography of Linguistic Expressions for Motion Events. Part I Online

voyage: faire un voyage
synonym: ambuler, battre le pays, circuler, courir le monde, se déplacer, déambuler, errer, être par monts et par vaux, excursionner, faire du chemin (cheminer), faire le tour du monde, flâner, marcher, parcourir le monde, partir, pérégriner, randonner, se balader, se promener, vagabonder, voir du pays
umgangssprachlich: bourlinguer, changer d'air, rouler sa bosse, s’aérer, se dépayser

1)
Gotisch, Altwestnordisch, Altenglisch, Altfriesisch, Altsächsisch, Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch
2)
iterative Verben: wiederholt wallen; wiederholt wenden > Kehr und Widerkehr auf dem Acker
3)
Grimm DWB, Bd. 27, Sp. 1662
4)
Ettmüller, Ludwig
Vaulu-spá: das älteste Denkmahl germanisch-nordischer Sprache, nebst einigen Gedanken über Nordens Wissen und Glauben und Nordische Dichtkunst. Leipzig 1830: Weidmann S. IX
5)
Schlauch, Margaret
Wīdsīth, , Víthförull, and Some Other Analogues.
PMLA 46.4 (1931) 969-987.
Wanner, Kevin J.
God on the margins: Dislocation and transience in the myths of Óðinn.
History of religions 46.4 (2007) 316-350
6)
Gylfaginning, Grímnismál (46), Óðins nǫfn (3)
7)
Óðins nǫfn (3)
8)
Gylfaginning, Grímnismál (47), Óðins nǫfn (7)
9)
Gylfaginning, Skáldskaparmál, Grímnismál (54)
10)
Baldrs draumar (6, 13)
11)
Beiname von Oddr bei seiner Reise nach Hunaland und Beiname des Zauberers Magus; Altnordische Saga-bibliothek …. Heft 2, S.67 Halle a.S.: M. Niemeyer, 1892.
12)
Kaspers, Wilhelm
Germanische Götternamen.
Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 83.2 (1951) 79–91. Online
13)
The Seafarer 63 a; Beowulf