Günther Ropohl
Allgemeine Technologie
Eine Systemtheorie der Technik.
3. A. Karlsruhe 2009, online
»Unterwegs-sein« lässt sich als funktionales System im Sinne von Niklas Luhmanns
Allgemeiner Systemtheorie deuten. Diese stellt das rekursive Verarbeiten von Informationen in einem sich selbst organisierenden System (auch: Autopoiesis, Emergenz, SAE) in den Mittelpunkt.
»Unterwegs-sein« wäre dann ein System, dass dem Einfluss der Antagonisten sich fortbewegen von und ankommen unterliegt und dessen personale Systeme (Figuren) in einem dynamischen Verhältnis zu Gemeinschaft und Gesellschaft stehen.
Solche Handlungskreise lassen sich verstehen als »soziotechnische Systeme«, in denen zweckorientiertes menschliches Handeln mit technischen Mitteln und sozialen sowie ökonomischen Folgen und Voraussetzungen verbunden ist. 1) Günther Ropohl
s Systemtheorie der Technik versteht darunter:
»Technik umfasst die Menge der
Unterschiedliche Formen und Konzepte des Unterwegs-Seins lassen sich als soziotechnisches Handlungssystem interpretieren und zeigen dann unterschiedliche Handlungsabläufe. Konzepte wie Gang, Fahrt, Reise oder Voyage, Safari, Puteschestwije werden damit zu unterscheidbaren 'Reisekonzepen,-formen, -stilen' .
→ Konzepte des Unterwegs-Seins: Gang - Fahrt - Reise und andere
Das Unterwegs-sein umfasst Phasen, die aufeinander folgen und zyklisch erscheinen, wenn nur die Ortsveränderung gesehen wird. Reisende verändern jedoch sich und ihre Umgebung (Gemeinschaften und Gesellschaften) mehr oder weniger durch ihr Tun. Betrachtet man also deren Zustand, so wird aus dem Zyklus eine Spirale mit ständiger Bewegung: »Man steigt nie in denselben Fluss.« 2)
Am Anfang steht die Legitimation des Aufbruchs des Einzelnen aus der Gemeinschaft. 'Urlaub' wird gewährt, weil sich die Gemeinschaft davon einen Nutzen verspricht und sei es die Wiederherstellung der Arbeitskraft. Dagegen sind Fernweh, Reiselust, Erlebnis und ähnliches Kategorien des Einzelnen.
Reisebilder | Absichten ⇒ | 1 Aufbruch Bindungen lösen | ⇒ | 2 Hinfahrt als weg-von & hin-zu | ⇒ | 3 Ankunft |
---|---|---|---|---|---|---|
⇑ Aufnahme | Wendepunkt ⇓ | |||||
Weltbild | ⇐ Folgen | 6 Heimkehr | ⇐ | 5 Heimfahrt als Dazwischen | ⇐ | 4 Umkehr |
Raumvorstellungen | befriedeter Raum | Zwischenraum | Entscheidungsraum |
Das Unterwegs-sein endet weder am Ziel noch bei der Heimkehr, sondern hat den Charakter eines anhaltenden Prozesses (ein soziotechnisches Handlungssystem), der in allen Beteiligten nachwirkt: in der Herkunftsgesellschaft, bei den Gastgebern, bei Reisenden, Fahrenden, Pilgernden. Auch sind die Phasen 4 bis 6 nicht einfach ein Spiegelbild der Phasen 1 bis 3 sondern eine Wende, sie kehren die Fahrt um, bieten eine andere Perspektive und unterscheiden sich qualitativ von der Hinfahrt. Das kann jeder erfahren, der eine unbekannte Strecke zunächst in einer Richtung und dann zurück hinter sich bringt oder sich an jenem Scheitelpunkt der Reise befindet, wo er sich für oder gegen eine Rückkehr entscheidet. Anhand der sechs Phasen werden verwandte Phänomene unterscheidbar:
Diesem Prozess und seinen Phasen eignet eine gewisse Dauer, sonst wäre der Besuch beim Nachbarn oder der Gang zum Briefkasten eine Reise. Da das natürliche Zeitgefühl des Menschen durch den Rhythmus von Tagen geprägt ist, müsste das Unterwegs-sein mindestens sechs Tage dauern, damit jede Phase erlebt werden kann. (Die Fremdenverkehrswirtschaft definiert Reisen als mindestens fünf Tage zwischen Aufbruch und Heimkehr.)
Vorbereitung | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
↓ | ||||||
Transport | «« »» | Fortbewegung | ← | Ruhe/Rast | «« »» | Erholung (Ausspann) |
↓ | ↑ | |||||
Austausch/Transfer | «« »» | Begegnung | → | Rückzug (Cocooning) | «« »» | Sicherheit |
Das Symbol «« »» soll anzeigen, dass dieses Bedürfnis nur in intensiver Kommunikation in der 'fremden' Umgebung befriedigt werden kann (Kommunikation zwischen Mensch und Kultur).
Die Navigation (Kommunikation zwischen Mensch und Natur) erscheint als grundlegende Methode immer gleicher Schritte, die je nach Zeiten und Randbedingungen unterschiedlichste Sachsysteme und Organisationssysteme verwendet:
Zielsetzung | ||
---|---|---|
↓ | ||
Fortbewegung | ← | Raumvorstellungen |
↓ | ↑ | |
Positionsbestimmung | → | Orientierung |
↓ | ||
Routenplanung | ← | Korrektur |
↓ | ↑ | |
Wegfindung | → | Monitoring |
↓ | ||
Ziel |
Ziel | Organisationssystem | Sachsysteme | Personale Systeme | |
---|---|---|---|---|
Vorbereitung | Informationen Ausrüstung Geld | Kartographie Reiseliteratur | Reisegepäck | Kundige Begleiter |
Fortbewegung | Transport | Verkehrssysteme Wegenetze | Fuhrwerke | Träger & Führer |
Begegnung | Austausch | Kommunikation & Sprachen Handel & Geschenke | Zeichen & Schrift, Geld & Digitaltechnik | Gast & Fremder, Gefährten, Dolmetscher |
Legitimation | Grenzen, Ämter | Dokumente | Beamte & Polizei | |
Rückzug | Sicherheit | Lager, Herberge | Zelt & Zimmer | Wächter |
Ruhezustand | Erholung | Hygiene, Schlafen & Ruhen Wärme, Essen & Trinken Reinigen & Reparieren | Nahrung & Lagerfeuer Wasser & Toiletten | Dienstleister |
Zielsetzung, also Wahl eines Zielortes oder einer Richtung mit unbekanntem Ziel in der Welt oder eine Aufgabe bis hin zum Ende der Welt, siehe auch die Liste von Orten im Rahmen der jeweils vorhandenen Raumvorstellungen im Spektrum zwischen Leere und dem Neuem, angetrieben vom Unterwegs-sein.
Das soziotechnische Handlungssystem des »Unterwegs-sein« wird erklärbar durch das Zielsystem, in das es eingebettet ist, also durch die Interessen aller daran Beteiligten, durch den legitimen Aufbruch der Fahrenden, deren Handlungsfreiheiten und deren Wertschätzung durch die (immobile) Gemeinschaft. Diese Interessen sind geprägt durch das Weltbild der Gemeinschaft und durch das Reisebild der Fahrenden. Vorstellungen und Notwendigkeiten ergeben Muster meist legitimierter Fahrten wie beispielsweise:
Primärziel | Sachsystem | Figur | Organisationssystem |
---|---|---|---|
Sinnsuche | Pilgerstab Krummstab | Pilger Wandermönche Peripatetiker | peregrinatio Mission |
Suche nach Heimat | Exilierte Auswanderer | ||
altes Wissen tradieren | Rednerstab | Wanderpoeten, Rhapsoden | Kult |
neues Wissen erkunden | Meßstab, -seil Hodometer Wegzeichen & Aufzeichnung | Kundschafter Bematisten, (Agri)mensores | Kartographie Vermessung |
Nachrichten austauschen | Botenstab | Boten Gesandte | Botschaft Sendung |
Waren herstellen | Rohstoffe Werkzeug | Wanderschmiede Wandergesellen | Handwerk, Gesellenwanderung |
Waren rauben | Beute (Plunder) Waffen | Reisige | Krieg |
Waren austauschen | Waren Transport- & Tragetechnik | Fahrende Händler | Handel, Märkte, Verkehr, Netzwerke |
Bei allen Unterschieden der Interessen macht der Weg alle Figuren zu Weggenossen und Kundigen, die gleichermaßen vorhandene Sachsysteme und Organisationssysteme für Fortbewegung und Transport verwenden.
Unterschiede lassen sich äußerlich erkennen an der Art der Kleidung sowie in in der besonderen Legitimation des Unterwegs-seins der Stabträger. So diente die Kopfbedeckung als Distinktionsmerkmal (engl. dresscode, lat. narratio per vestimentum): breitkrempiger Pilgerhut (petasos), krempenlose Filzkappe (pilos), kapuzenartige Gugel mit Nacken- und Schulterteil, spitzer Kapuzenmantel (cucullatus), gehörnter Judenhut (pileum cornutum) 3) und andere 4).
Che Guevara
beschrieb die Rückkehr in die Heimat als Tod und Wiedergeburt und meinte »Ich bin nicht Ich«. Der Wiedereintritt in die Gemeinschaft ist mit einem Rollenwechsel verbunden, siehe dazu unten den Abschnitt Personale Sachsysteme: Die Frage mit Wem?
Nach der Heimkehr zeigt sich die Wertschätzung der Gemeinschaft für den Fahrenden durch seine soziale Integration. Seine Autonomie, die er unterwegs bewiesen hat, muss er nun bereit sein aufzugeben 5). Sein Reisebild wird in das herrschende Weltbild assimiliert und dabei verformt und erinnert an das Johari-Fenster mit verschiedenen Sichtweisen auf dieselbe Reise:
Reisende | Herkunftsgesellschaft | |
---|---|---|
Wunschbilder ↓ Die erlebte Reise ↓ Die erinnerte Reise | ← | Die akademische Reise Kategorienbildung: Abenteuer-, Bildungsreise, Grand Tour etc. |
Bilder, Tagebuch, Sammlungen | Ausstellungen, Tagungen, Fachliteratur | |
↓ | ↑ ↓ | |
Die erzählte Reise | → | Die Reise des Publikums Imagination und Anschauung Figuren und Stereotypen |
Vortrag, Reisebericht | Ausstellungen, Massenmedien |
Die Vermittlung von Welt über Medien findet traditionell über Erzählen und über Literatur statt und erzeugt damit Bilder in der Vorstellung. Die besten Geschichten hört man in einer Runde Weitgereister am Lagerfeuer. Reiseliteratur entsteht, wenn das Erzähltalent ausgeprägt ist und das Bedürfnis, sein Erlebtes auszudrücken stark genug. Reiseliteratur ist erfolgreich, weil viele von einem solchen Unterwegs-Sein träumen, jedoch den Aufbruch nicht wagen. Reisebilder übertrumpfen in ihrer Wirkung den Text um ein Vielfaches. Das Problem ist, dass Heimgekehrte und Zurückgebliebene sich in mancher Hinsicht nicht mehr verstehen. Der Reisende erzählt und die Zuhörer stülpen ein Stereotyp darüber, gegen das der Erzähler sich vergebens wehrt. Das findet seinen zeittypischen Ausdruck insbesondere in den Genres Reiseliteratur, Road Movie, Road Music.
Wer allein unterwegs ist, muss autonom handeln und autark sein, anschaulich praktizieren dies beispielsweise Bergsteiger, Einhandsegler, Extremreisende.
Aus Bedürfnissen (etwa den Weg zu finden), leiten sich Funktionen ab (führen, leiten), die mehr oder weniger durch externe Systeme substituiert werden können. Verschiedene Rahmenbedingungen ergeben unterschiedliche Lösungen: Führer, Karten, Reiseführer, Hinweise (Zeichen, Schilder), digitale Leitsysteme.
Dadurch entsteht ein Handlungsspektrum zwischen völliger Autonomie und Autarkie einerseits und dem gedankenlosen Befolgen von Anweisungen andererseits. Als Kriterien wirken dabei Bequemlichkeit, die Grenzen eigener Fähigkeiten und Fertigkeiten (etwa Kartenlesen), Kosten, Aufwand. Substitution ist jedoch in der Regel mit einer Funktionserweiterung verbunden, so dass die Auswahl eines geeigneten Systems insbesondere für Reisende nicht durch Immermehrismus bestimmt sein kann, sondern vielmehr durch Einfachheit. Das führt zuerst zu mobilen Insellösungen und erst später zu stationären Funktionsträgern im Rahmen von räumlich ausgedehnten Systemen, beispielsweise:
Funktionen | Substitution durch | |||
---|---|---|---|---|
Begleiter | Nutztiere | Sachsysteme | Makrosysteme | |
den Weg finden | Führer | (Hund) | Steinmann > Reiseführer, Karten | Navigationssystem |
Lasten tragen | Träger | Lasttiere | Zugtiere & Fuhrwerke | Transportsystem |
Bootsführer | Flöße & Boote | dito | ||
Gefahren abwehren | Leitsleute | Hund | Stab, Stein > Waffen | Geleitswesen |
sicher ruhen | Wächter | Hund | Versteck, Höhle > Herberge | Beherbergungsgewerbe |
schnell sein | Reiter | Reittiere | Fahrzeuge > Flugzeuge | Verkehrssystem |
Boten haben das primäre Ziel, eine Nachricht zuverlässig und möglichst schnell an ein bestimmtes Ziel zu bringen. Diese Fokussierung erfordert es mindestens für Fernboten, möglichst viele Funktionen zu substituieren, die sein Primärziel beeinträchtigen: den Weg zu finden, Nahrung und Wasser zu erhalten, eine geschützte Bleibe für die Nacht zu haben usw., verlangt also ein Beförderungssystem mit stationären Lösungen.
Fahrende Händler haben das primäre Ziel, möglichst viele Waren sicher an ein bestimmtes Ziel zu bringen. Primär substituiert werden dazu die Funktionen 'Lasten tragen' und 'Sicherheit'. Dies gelingt am einfachsten durch das Bilden großer Gesellschaften (Karawane, Hansen) mit Frachtkapazitäten (Kamele, Ochsen, Boote), jedoch auf Kosten der Geschwindigkeit.
Organisationssysteme zur Sicherung der Mobilität sind durch ihre Zielsetzung und ihren Funktionsumfang (s.o.) charakterisiert, beispielsweise
In der Literatur wird meist nicht unterschieden zwischen Wegenetzen und Organisationssystemen. Wegenetze sind eine notwendige Voraussetzung für unterschiedliche Organisationssysteme, jedoch nicht hinreichend. Erste Wegenetze entstehen durch Gebrauch (Trampelpfade), natürliche Übergänge (Pässe, Wasserscheiden) und Durchgänge (Furten, Lichtungen) sowie wiederkehrende Ziele einzelner Nutzer. Daraus können Systeme entweder
Erst durch zusätzliche Komponenten zur Versorgung und Sicherheit lassen sich spezifisch nutzbare Organisationssysteme entwickeln: Gesellenherbergen für die Gesellenwanderung, Pilgerhospize auf dem Weg zum Pilgerziel, Klöster für Visitationen, Pfalzen für die Reichsverwaltung.
Exemplarisch deutet das folgende Raster ansatzweise an, wie Organisationssysteme analysiert werden können.
Institution | Stoff | Energie | Information |
---|---|---|---|
Mikrosysteme | |||
Führer | Stab, Licht | spuren | Wegfindung |
Träger | Reisegepäck | Nahrung | Lastenorganisation |
Tierführer | Lasten | Futter | Tierhaltung |
Fuhrmann | Fuhrwerk | Zugtiere | Tierhaltung Fuhrwerktechnik |
Fahrer | Wagen | Treibstoff | Steuerung Fahrzeugtechnik |
Fährmann | Fähre, Boot | übersetzen | Anlegestellen, Strömung, Untiefen |
Dolmetscher | Wörterbuch | übersetzen | Sprachen |
Weidmann Waldläufer | Waffen, Fallen | Nahrung | Jagd |
Mesosysteme | |||
Herbergen | |||
Rastplätze | |||
Werkstätten | |||
Makrosysteme | |||
Wege- & Straßennetz | Weg, Straße | Räumen, Herstellen | Verkehrsregeln |
Verkehr | Verkehrstechnik | Treibstoffversorgung | Know-How |
Versicherungen (ADAC, Geleitswesen) | Schutzbrief | Normen | |
Handel | Warenstrom | Transport | Markt |
Orientierung | Steinmann Wegweiser | Verirren | Kartographie |
Sachsysteme sind bestimmt durch ihren Funktionsumfang und ihre Wirkung auf Stoff, Energie und Information.
Sachsysteme sind nicht einfach vorhanden, sondern müssen geschaffen werden, werden also im Entstehungszusammenhang zum Ziel des Handelns.
Im Verwendungszusammenhang sind sie dagegen ein Mittel des Handelns.
Ein Ding ist das kleinstmögliche Element im Sachsystem. Ein Sachsystem funktioniert, wenn die Dinge gut laufen, wenn also die Eigenschaften des Sachsystems den Anforderungen entsprechen. Die Anforderungen ergeben sich aus den Beürfnissen, die Verfügbarkeit der Sachsysteme ist zeitgebunden. Die Vielfalt der Reiseformen erschließt sich auch über die verfügbaren Sachsysteme, die formaltechnisch immer aus drei Perspektiven betrachtet werden können:
Bedürfnis | Basis-Sachsystem | Basis-Transport | … | Stand der Technik |
---|---|---|---|---|
Tragen | Tragestange Gürtel | Dose, Netz, Korb Beutel, Sack | … | Rucksack |
Trinken | Wasser | Lederbeutel Kalebasse | … | Trinkbeutel |
Nahrung | Wegzehrung | Proviantbeutel | … | Trekkingnahrung |
Wetterschutz | Reisekleidung | Kapuzenmantel | … | Fleece & Gore-Tex |
Wärme | Lagerfeuer | Glutdose | … | Feuerzeug |
Schlafen (Bedding) | Fell, Matte, Decke | Bettrolle | … | Feldbett, Hängematte, Schlafsack |
Lagerplatz | Höhle, Shelter | Unterkunft: Biwak, Dachzelt, Tarp, Zelt | ||
Hygiene | Wasser, Kamm Kaustöckchen | Gürteltasche | … | Bäder |
Werkzeuge | Stab | Gehänge | … | Leatherman |
Positionsbestimmung | Indischer Kreis (Stab & Seil) | … | Kompass, GPS |
Sachsysteme unterliegen den Zeitläuften, den regionalen Bedingungen, den individuellen Möglichkeiten wie beispielsweise an den folgenden Teilsystemen im Bereich Transport erkennbar wird:
Personale Systeme sind bestimmbar durch ihre Funktionen und ihr Zielsystem. Wiederkehrende Funktionen und Ziele manifestieren sich in Figuren. Diese lassen sich im soziotechnischen Handlungsablauf differenzierter betrachten, indem ihre Funktionen nicht nur im Verhältnis zum Reisenden sondern auch zu (Herkunfts-, Ankunfts-)Gemeinschaft und (Reise-)Gesellschaft untersucht werden.
Nachfolgend werden manche Bezeichnungen (z.B. Begleiter) nicht generisch verstanden, sondern spezifisch und idealtypisch:
Die Aufnahme in eine Gemeinschaft ist mit einem Rollenwechsel verbunden.
Unterwegs ist der Reisende ein Fremder und bestenfalls ein geduldeter Gast auf Zeit. Der Wechsel zwischen den Rollen ist mit einem Vertrauensvorschuss verbunden und den Pflichten des Gastes, seinem sozialen Status dem Gastgeber gegenüber gerecht zu werden. Dazu gehören etwa gegenseitige Gefälligkeiten, gemeinsames Essen, kein Widerspruch …
Heimkehrend fällt der Reisende aus der Rolle des Urlaubers (im alten Wortsinne der, dem erlaubt war, sich zu entfernen) wieder zurück in seine alte Rolle in der Gemeinschaft. Bedingt durch neue Erfahrungen passt die Rolle aber nicht mehr, so dass nun beide Seiten einen neuen Umgang miteinander finden müssen (Rollendistanz). Der Rückkehr ist eben auch ein Kundiger, der durch die veränderte Weltanschauung Befremden auslöst und dem leicht die Rolle des Tricksters oder Weisen Narren zugewiesen wird.
Vertrauliche Kommunikation gibt es nicht umsonst. Höflichkeit als unpersönliche Handlungsform ist ein Teil der Annäherung. Dagegen wirkt der Verweis auf normerfüllendes Verhalten unverbindlich und distanzvergrößernd.
Helmuth Plessner
Cornel Zwierlein
Theoklitos Polyeidis
and the agency of perambulating Greek alms collectors in the Holy Roman Empire (18th Century)Henry Oldenburg
and the Early Royal Society of LondonGerhard Banse
Christina Gansel
Egner, H.
Hard, G.
Klüter, Helmut
Werlen, Benno
Thomas-Hugo Möllers
(Hg.)Andreas Pott
Redepenning, Marc
Michael Tomasello
Wolfgang Treue
Ziemann, Andreas
Heraklit
, 540−480 BCNaomi Lubrich
Kneisel, Jutta
Luhmann, Niklas